Kampf gegen Gestank: Adelsdorf investiert Millionen

8.11.2018, 06:00 Uhr
Kampf gegen Gestank: Adelsdorf investiert Millionen

© F.: Petzoldt

Der Plan hatte vielversprechend geklungen: Man bläst Sauerstoff in den Klärschlamm, so dass dieser sich zersetzt und leichter und kostenschonender abtransportiert werden kann. Doch dieses Ziel, das die Adelsdorfer vor knapp 20 Jahren mit Umbauten in der Kläranlage hatten erreichen wollen, wurde nie Wirklichkeit. "Mittlerweile hat man sogar herausgefunden, dass diese Art der Klärschlammbehandlung in Mitteleuropa gar nicht funktionieren kann", erklärt Wolfgang Mößlein, der Geschäftsleiter des Adelsdorfer Rathauses.

Es musste also eine Alternative her – und die heißt jetzt Kompaktfaulung. Entstehen wird in der Kläranlage ein quadratisches Gebäude mit zwei geschlossenen Klärschlammbehältern mit 320 bzw. 300 Kubikmetern. "Dort wird der Klärschlamm bei 38 bis 40 Grad zersetzt", wie Klärmeister Markus Steger ausführt. Dabei fällt Klärgas an, das verstromt wird. "Unsere Kläranlage soll damit nahe an die Stromunabhängigkeit kommen", sagt Mößlein. Bereits jetzt wird auf dem Gelände durch Photovoltaik-Anlagen Energie produziert.

Investition könnte noch teurer werden

Ein solches Projekt kostet natürlich entsprechend: Von gut vier Millionen Euro geht die Gemeinde momentan aus, wobei Geschäftsleiter Mößlein warnt, dass diese Summe durch die gute Auftragslage der Firmen noch steigen könnte. Refinanziert werden soll das Ganze nicht durch Beiträge, sondern durch Gebühren. Das gilt im Übrigen auch für die "Einleiter" aus der Nachbargemeinde Hemhofen, wo – wie berichtet – die Zeckerner Kläranlage aufgegeben werden soll. Früher sei es üblich gewesen, dass sich einleitende Gemeinden proportional mit einem bestimmten Betrag an Investitionen hätten beteiligen müssen. "Doch das macht man heute nicht mehr", so Mößlein.

Exorbitant steigen sollten die Abwassergebühren aber nicht. "Denn durch die Kompaktfaulung sinken die Betriebskosten beträchtlich", erklärt Mößlein. Beispielsweise, weil künftig weniger Klärschlamm abtransportiert werden müsse – und sich die Kosten für die Klärschlammentsorgung in den vergangenen Jahren verdoppelt hätten. Komplett gebührenneutral bekomme man die Investition dennoch nicht hin.

Darum konnte nicht schon früher gebaut werden

Ursprünglich hätte viel früher Baubeginn für die Kompaktfaulung sein sollen. Doch die Gemeinden brauchen für Kläranlagen eine Betriebserlaubnis und jene für die Adelsdorfer Anlage wäre noch bis 2025 gelaufen. Um die Baumaßnahme vom Wasserwirtschaftsamt absichern zu lassen, hat man die Erneuerung der Betriebserlaubnis vorgezogen. Der Baubeginn des eigentlichen Gebäudes kann deshalb nun jedoch erst im Frühjahr 2019 erfolgen. Die vorbereitenden Erdarbeiten laufen aber schon.

Positiver Nebeneffekt des Kläranlagen-Umbaus, das Bürgermeister Karsten Fischkal als das "bislang größte Projekt" in seiner Amtszeit bezeichnet, ist übrigens, dass sich die Geruchsproblematik entspannen soll. Denn bislang hatten die Adelsdorfer oft über Gestank aus der Kläranlage geklagt, der dann der Vergangenheit angehören soll. Wenn die neue Kompaktfaulung mal in Betrieb ist, steht die Gemeinde in Sachen Kläranlage jedoch vor neuen Herausforderungen: Gebraucht wird noch eine Klärschlammtrocknung. "Auch wenn das nicht unbedingt hier auf dem Gelände passieren muss", so Mößlein. Denn selbst nach der Modernisierung bestehe der abzufahrende Klärschlamm zu einem hohen Prozentsatz aus Wasser. "Und für teures Geld Wasser durch die Gegend fahren zu lassen, macht ja keinen Sinn", so der Geschäftsleiter.

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