Kinderschutzbund Höchstadt vor dem Aus?

30.9.2014, 09:00 Uhr
Kinderschutzbund Höchstadt vor dem Aus?

Den Begriff „Patchworkfamilie“ gab es noch nicht, als engagierte Höchstadter Anfang der 1990er Jahre beschlossen, ihren eigenen Ortsverein zu gründen. Doch das Phänomen, das es beschreibt, existierte sehr wohl – ebenso wie Alleinerziehende und Kinder, deren Eltern beide einer Vollzeitbeschäftigung nachgingen. Das von der Politik gewünschte Familienmodell – es entsprach einfach nicht mehr der Realität.

Für die damalige Lehrerin Frauke Heinrich, die dem neuen Ortsverein vorstand, stand fest: Eine Betreuungsmöglichkeit muss her, die Kinder nach der Schule besuchen können. So wurde der Hort „Regenbogen“ ins Leben gerufen. Zunächst bezog er sein Domizil in Frauke Heinrichs Büro, später stellte die Stadt Räume für die anfangs 15 Kinder zur Verfügung. „Der Hort war immer gut besucht“, erzählt Sibylle Menzel, die dem Kinderschutzbund Höchstadt seit 20 Jahren angehört.

In der einstufigen, überkonfessionellen Einrichtung wurden Kinder aller Schularten in einer altersgemischten Gruppe aufgenommen. „Es war eine familienähnliche Struktur“, sagt die ehemalige Vereinsvorsitzende, die heute dem Vorstand als Stellvertreterin angehört. Betreut wurden die Kinder von ausgebildetem Fachpersonal, das angestellt wurde. Ehrenamtliche übernahmen die Leitung der Einrichtung. Organisation und Verwaltung erwiesen sich mit der Zeit als immer größere Herausforderung für den Verein. Die Verantwortung war immens. Gehälter mussten gezahlt, Preise für den Hortbesuch kalkuliert werden.

„Wir mussten uns auch mit Tarif- und Personalrecht befassen“, sagt Menzel. Dazu kam die steigende Zahl der Auflagen, die einzuhalten waren — beispielsweise für die Mittagsmenüs, die der Hort selbst zubereitete. „Das war sehr kräftezehrend“, resümiert sie.

Als schließlich die rechtliche Möglichkeit, einen eingruppigen Hort anzubieten, nicht mehr gegeben war, entschloss sich der Verein, sich nach einem neuen Träger umzuschauen. Die Stadt war bereit, Konzept, Struktur und auch das Personal von Regenbogen zu übernehmen. „Da sind uns Zentnerlasten von den Schultern gefallen“, erinnert sich Sibylle Menzel. Doch die jahrelange Arbeit hat an den Nerven gezehrt. Es sei bei vielen langjährigen Mitgliedern nun „einfach die Luft raus“.

Dabei gäbe es genug zu tun. Das Angebot „Familienpaten“ zum Beispiel wurde geschaffen, um Familien bei Problemen zu unterstützen. Es liegt der 1. Vorsitzenden Bianka Franke besonders am Herzen, die sich dafür eigens hat ausbilden lassen. Gut angenommen wird auch der Kinderkochkurs, der die Grundlagen gesunder Ernährung vermitteln will. Für weitere ambitionierte Projekte wie etwa Gewaltprävention oder Schülercoaching fehlt es dagegen an Freiwilligen, die Engagement und Zeit einbringen können.

Viele der aktiven Mitglieder seien in den letzten Jahren auch beruflich stärker eingebunden, sagt Menzel. Deshalb könne man nicht mehr alles umsetzen, was sich der Kinderschutzbund vorgenommen habe. Die Babysitterausbildung beispielsweise sei aus Mangel an Ausbildern so gut wie eingeschlafen.

„Ein Neuanfang wäre schön“, hofft Sibylle Menzel. Sie freut sich auf Interessenten, die den Ortsverein mit frischen Ideen beleben und sich einbringen möchten. Wer sich für die Arbeit im Kinderschutzbund Höchstadt interessiert, ist deshalb herzlich eingeladen, die Mitgliederversammlung am 21. Oktober um 19 Uhr in den Räumen des Kinderhorts Regenbogen, Kellerstraße 34, zu besuchen. Ohne neue Impulse werde man dort vermutlich nur über eine Auflösung diskutieren können. In dem Fall ginge der Bestand der Mitglieder, die dem Kinderschutzbund weiter angehören und ihn unterstützen möchten, an den Kreisverband Erlangen zurück.

Informationen unter s.menzel@kinderschutzbund-hoechstadt.de

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