Knapp bemessenes Bildungsgut

12.9.2014, 15:25 Uhr
Knapp bemessenes Bildungsgut

© Foto: dpa

„An allen Ecken und Enden fehlen die Unterrichtsstunden“, beklagen Manuela Janisch, selbst seit 16 Jahren Lehrerin und Vertreterin des BLLV in Herzogenaurach, und ihre Verbandskollegen in ganz Mittelfranken und Bayern. Daran, sagt sie, sei vor allem die Berechnung der Stunden verantwortlich, die zur Verfügung stehen.

Die sogenannte Budgetierung weist die Unterrichtsstunden der Anzahl der Schüler zu. Heißt: Je mehr Schüler eine Schule hat, desto mehr Unterricht kann sie geben. „Und diesen Wert gibt es so schon lange, auch, wenn sich die Schülerzahlen verändert haben.“ Stichwort: Geburtenrückgang. Weniger Schüler fördern zwar kleinere Klassen, aber eben auch weniger zugerechnete Unterrichtsstunden pro Klasse.

Engpässe, Heinz Pröll schnauft. „Ich kann der Kritik vollumfänglich zustimmen“, sagt der Rektor der Mittelschule Herzogenaurach, „wir können gerade das Pflichtmaß erfüllen, wir sind halt mit gut 300 Schülern eine kleine Schule und haben deswegen ein Problem.“

Rund 1,8 Lehrerstunden werden an der Mittelschule durch die Budgetierung pro Schüler gerechnet. „Damit müssen wir dann das ganze Schuljahr klarkommen“, sagt er. „Wir haben zwar viele kleine Klassen, die wir, die Eltern und die Schüler sich wünschen, aber im kommenden Schuljahr kommen wir über das Pflichtprogramm nicht hinaus.“

Das sieht an der Mittelschule dann dargestellt aus, dass „kein Puffer für zusätzliche Förderungen, Arbeitsgruppen oder Profilstärkung bis zu Angeboten wie dem Chor mit der Zuweisung besteht“.

Auch Fachlehrerstunden, im musischen oder technischen Bereich, müssen genau organisiert und kalkuliert sein, sechs bis sieben Stunden werden da zugerechnet. „Es knirscht: Wir haben da zwar Kapazitäten, aber können diese nicht optimal einsetzen.“

Demnach, sagt Heinz Pröll, habe er wirklich große Probleme die Stundenpläne für das bevorstehende Schuljahr pädagogisch umzusetzen. Die Lösungen: Fachunterricht wie Hauswirtschaft in der Schulküche muss klassenübergreifend stattfinden; einige Klassen muss er zwei- bis dreimal wegen der Engpässe bei Lehrkräften und Räumen schon vor 13 Uhr nach Hause schicken und sie dafür nachmittags wieder hereinbitten. „Die Belange der Schüler können wir so nicht realisieren.“

Beispiel „leistungsdifferenzierter Unterricht“ : „Im letzten Jahr konnten wir die Fünft- und Sechstklässler um zwei Deutschklassen erweitern und entsprechend ihrer Leistung fördern. Jetzt ist die Förderung nur noch durch die einzelne Lehrkraft innerhalb des Regelbetriebes in der gesamten Klasse möglich.“

Wer leidet, seien die Schüler. „Diese Budgetierung und die Förderung wird außerdem auf dem Rücken der Kollegen ausgetragen, die ihren Job mit Herzblut machen und versuchen, alleine in der Klasse zu differenzieren“, klagt BLLV-Vertreterin Manuela Janisch. „Es ist einfach für alle eine Zerreißprobe.“

Wie das im Winter werden soll, wenn viele Lehrkräfte krankheitsbedingt ausfallen – daran will Janisch gar nicht denken. Schlichtweg müsse die Politik auch abseits von Wahlkämpfen einfach mehr in die Bildung investieren, aber: „Schule hat halt wenig Lobby“ . Gerade in diesem Jahr herrsche eine absolute Katastrophe.

Rektor Heinz Pröll von der Mittelschule kritisiert: „Es ist ein strukturelles und nicht nur mein Problem. Wir hoffen einfach, dass die Versorgung von kleinen Schulen neu und anders konzipiert wird. Denn Gymnasien und Realschulen dürften wegen ihrer großen Schülerzahl keine Probleme haben.“

Mehr Luft nach oben

Und tatsächlich – Ulrich Langer winkt ein wenig ab. „Es könnte immer mehr Luft nach oben, die Klassen könnten kleiner sein“, sagt der Rektor der Realschule Herzogenaurach. „Wir haben kein Riesenproblem. Vielmehr gibt es bei uns viele arbeitslose Realschullehrer, vor allem viele junge Kollegen.“

Die Budgetierung sei der Versuch, die Zuweisungen gerecht zu machen: Er habe mit aktuell 960 Schülern und 36 Klassen nicht nur einen neuen Rekord im kommenden Schuljahr (er vermutet wegen des starken Zuzugs) sowie 85 Lehrkräfte – darunter elf Referendare –, sondern damit das Problem, die Schüler alle in den Räumen unterzubringen.

Keine Kommentare