Kroatische Fans jubeln in Herzogenaurach

9.7.2018, 05:57 Uhr
Kroatische Fans jubeln in Herzogenaurach

© Foto: Max Danhauser

Bis auf den letzten Platz gefüllt sind die Bierbänke vor der Leinwand vor dem Vereinsgebäude der Kroaten. Wer keinen Sitzplatz mehr findet, verfolgt die hochemotionale Partie eben im Stehen. Über den Bildschirm flimmert aber nicht deutsches Fernsehen, sonder der kroatische Sender HRT 2.

Von Anfang an feuern die Kroaten in Herzogenaurach ihr Fußball-Team an, egal ob bei Ballgewinnen in der eigenen Hälfte oder bei Offensivaktionen vor dem russischen Tor.

Doch in der 31. Minute war Kopfschütteln angesagt. Der Hausherr aus Russland geht überraschend mit 1:0 in Führung. "Das war aus dem Nichts", beschwert sich ein Zuschauer. Zu Recht, denn das Spiel machte nur die Mannschaft aus Kroatien. Die Köpfe hingen aber nicht allzu lange. Gut acht Minuten später sind dann wieder Jubelschreie zu hören, die personell besser besetzten Kroaten erzielen durch Andrej Kramaric den Ausgleich. Pausenstand 1:1.

Mehr drin gewesen

Nicht nur in der Langenzenner Straße wird das Spiel verfolgt. Denn der Verein ist mit einem Stand auch auf der unweit gelegenen Sommerkerwa vertreten. Und damit keine Minute des Viertelfinalspiels verpasst wird, wird dort natürlich auch Fußball geschaut. Das fünfköpfige Team um Vorsitzenden Peter Loncar sorgt sich nicht nur um das Wohl der Gäste, sondern auch um die Spielweise der WM-Mannschaft. Denn es wäre durchaus mehr drin gewesen, finden sie.

Man hat sich bis dato mehr erhofft und traut der eigenen Mannschaft das auch zu. Das sieht man dann auch in der 60. Minute, als die Zuschauer beim Public-Viewing am Clubheim aufspringen und schon die vermeintliche Führung bejubeln. Da trifft Ivan Perišic aber nur den Innenpfosten.

Doch auch nach 90 Minuten findet sich in der Partie kein Sieger und man geht mit Anspannung und Hoffnung in die Verlängerung. Angespannte Gesichter warten auf weitere zweimal 15 Minuten Fußball.

Dort gelingt dann früh die Führung, das 2:1 durch Domagoj Vida lässt die ohnehin schon vorbildliche Stimmung noch mal so richtig aufleben. Jede Aktion wird beklatscht, zelebriert, natürlich auch die vom hervorragenden Torhüter Danijel Subašic.

Nervöse Blicke

Doch dann herrschte Stille. Russland gleicht aus. Ein bisschen geschimpft wird noch, aber im Grunde sagt niemand mehr was. Man ist enttäuscht vom russischen Ausgleich wenige Minuten vor dem Ende der Verlängerung. Die Entscheidung muss also über Elfmeterschießen her. Spannung ist da garantiert und auch in den Gesichtszügen der Herzogenauracher Fans zu sehen. Elfmeterschießen ist im Fußball immer so eine Sache. Nervöse Blicke, angespannte Haltungen.

Und da brilliert zunächst wieder Torhüter Danijel Subašic, was natürlich laut bejubelt wird. Jedes Tor der Kroaten, jeder verschossene Elfmeter der Russen wird gefeiert. Und dann ist Ivan Rakitic dran, er muss den fünften, den entscheidenden Elfmeter schießen.

So mancher in Herzogenaurach mag vor Aufregung gar nicht hinsehen, denn wenn er trifft, ist Kroatien weiter: Hinter Händen versteckte Gesichter, nervös gefaltete Hände und gebannte Blicke fiebern dem finalen Schuss entgegen. Und dann: Rakitic trifft. Ohrenbetäubender Lärm bricht los, die Kroaten in Herzogenaurach schreien ihren Jubel heraus. Am Ende steht ein 5:6 nach Elfmeterschießen und – wie 1998 – der Einzug ins Halbfinale. Es wird ausgelassen gesungen, getanzt und gefeiert. Kroatien gehört nun zu den vier besten Teams der Welt. "Hrvatska je u polu Finaln"– Kroatien steht im Halbfinale.

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