Kultur grenzenlos Herzogenaurach: Adieu mit Wehmut

13.7.2018, 15:01 Uhr
Kultur grenzenlos Herzogenaurach: Adieu mit Wehmut

© Foto: Edith Kern-Miereisz

Als die ehrenamtlichen Organisatoren vor 22 Jahren begannen, Kultur grenzenlos aufzubauen, war die lokale Kulturlandschaft in Herzogenaurach mit der jetzigen in keiner Weise vergleichbar.

Straßenfeste waren 1997 kultureller Zeitgeist, erinnern sich Hans Meister und Gotthard Lohmaier – ganz anders die gegenwärtige Situation, wo von Kleinkunst bis zu hochkarätiger Klassik an vielen Spielorten während des Jahres kreative Veranstaltungen laufen.

Inspiriert von seinen Erfahrungen als Entwicklungshelfer in Peru und aus dem Zusammenwirken mit dem Iwalewa-Haus der Universität in Bayreuth war Hans Meister daran gelegen, Weltmusik in ihren vielfältigen Formen nach Herzogenaurach zu bringen. Historiker Gotthard Lohmaier, als Organisator von SPD-Kabarett-Abenden bereits erfahren, brachte Kontakte und Know-how. Im Hintergrund arbeiteten Gerdi Meister und Doris Haberzettl-Lohmaier an Konzepten und Umsetzung mit. Zu den Organisatoren kam Hans Gräss hinzu, der später von Michael Beigel abgelöst wurde.

Kultur grenzenlos Herzogenaurach: Adieu mit Wehmut

© Archivfoto: Hans von Draminski

Mit dem Bäckerhof von Herta und Franz-Josef Lang an der Hauptstraße in Herzogenaurach wurde neben einzelnen Auftritten im Café Pause, im KunstRaum und in St. Magdalena eine dauerhafte einmalige Bühne gefunden – bei Regen in der Scheune.

Seither war eine solche Vielzahl auch weitgereister und bekannter Künstler zu Gast, dass selbst die Veranstalter erst nachdenken müssen, wenn sie nach ihren persönlichen Höhepunkten gefragt werden.

Das Feuerbach-Quartett mit Pop in klassischem Gewand wurde als Highlight mehrfach genannt, die Theateraufführungen mit Stefan Kügel blieben in Erinnerung, die Lesungen von Helmut Haberkamm ebenso wie Afrikanische Weltmusik des ghanaischen Weltklangkünstlers Adjiri Odametey.

Ein für Hans Meister besonderes Konzert war die Präsentation des Lochamer Liederbuchs von Pia Prätorius und dem gefragten Jazzkomponisten Peter Fulda. Werke der ältesten deutschsprachigen Liedersammlung wurden vorgestellt und mit moderner Jazzsprache kontrastiert.

Schöne Nixen knicksen

Historiker und Germanist Gotthard Lohmaier brachte unter anderem Konzertideen ein wie den Erich-Kästner-Abend 2004, Jan Burdinskis "Schöne Nixen knicksen" 2012, die "Frechen Lieder des François Villon" 2014 oder "Davon geht die Welt nicht unter" 2017 – stets viel beklatschte Events. Die Harfenspieler Lilo Kraus und Chris Schmitt, auch das Machado-Quartett, zählten 2018 zu den nachhaltigen Schlusseindrücken, die bleiben.

Manche Künstler kamen mehrmals immer wieder gerne, vom wachsenden Stammpublikum verehrt und erwartet. Wie etwa der Gitarrist Osvaldo Parisi, die Mitimaes, Puppenspieler Stefan Kügel, der belgische Fingerstyle-Gitarrist Jacques Stotzem und natürlich Jazz-Altmeister Thomas Fink, der alljährlich am letzten Juli-Sonntag mit seinen "Friends" ein Jazzfeuerwerk mit wechselnden Sängerinnen und hochkarätigen Solisten abbrannte.

Lutz Häfner am Saxofon, Geiger Max Kienastl aus Bamberg, die junge Jazzschlagzeugerin Mareike Wiening und zahlreiche arrivierte Künstler waren im Lang-Hof so hautnah zu hören, wie es ein Publikum selten erleben kann. Über Jahre dabei als Mann an den Drums: NN-Redaktionsleiter Rainer Groh.

Ausnahmsweise gab es Kultur grenzenlos auch außerhalb von Herzogenaurach, wie bei der Fahrt nach Schloss Wernsdorf zu "Edel und frei, Franken im Mittelalter".

"Wir holten Veranstaltungen, die zu uns passen", skizziert Hans Meister das Konzept, hochwertige Künstler zu günstigen Eintrittspreisen zu engagieren. Für die Verpflegung des Publikums buk Franz-Josef Lang Bäckerbrezen, der Erlös aus kulinarischen Einnahmen floss stets in soziale Projekte, etwa nach Bambamarca in Peru oder in die Flüchtlingshilfe.

Die Veranstalter, glücklich über die vielen Jahre des Publikumszuspruchs zu den musikalischen und literarischen Abenden, fassen gemeinsam zufrieden zusammen: "Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören. Alles zu seiner Zeit."

Der nach 22 Jahren letzte Jazzfrühschoppen mit Thomas Fink und Freunden und Percussion im Doppelpack ist am 22. Juli, ab 10.30 Uhr in der ehemaligen Bäckerei Lang, Hauptstraße 34, zu hören. Eintritt 15 Euro, ermäßigt 12 Euro. Karten im Vorverkauf bei Schreibwaren Ellwanger, Bücher, Medien und mehr und bei den Veranstaltern.

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