Kurz vorm Basketball-Wunder

22.2.2015, 17:39 Uhr
Kurz vorm Basketball-Wunder

© Foto: Edgar Pfrogner

HERZOGENAURACH — Also wieder keine Punkte für die Longhorns, aber eine Niederlage, die selbst Coach Angelos Plantzas erfreute – vor allem im Vergleich zur 50:84-Klatsche beim Tabellennachbarn Rosenheim vor 14 Tagen: „Wir haben endlich wieder daran geglaubt, gewinnen zu können und auch dementsprechend Basketball gespielt.“

Besonders hat es ihm gefallen, dass sich sein Rumpfteam gegen die äußerst aggressive Ganzfeldverteidigung des Tabellenführers am Ende ganze acht Ballverluste leistete – in den jüngsten Partien waren es mindestens doppelt so viele. Dabei hatte Plantzas diesmal seit langem mal wieder zehn Spieler an Bord, doch zwei davon (Frederik Simon und Karen Buniatian) setzte er gar nicht ein, einen (Julian Patton, der sehr verunsichert wirkte) nur drei Minuten.

Zudem entpuppt sich der Last-Minute-Transfer des Tschechen Jan Koranda als Missverständnis: Erstens ist er nicht der Spielmacher den man nach den Ausfällen von Markus Person und Benedikt Aumeier so dringend gebraucht hätte, sondern eher ein Flügelspieler, der lieber den Wurf sucht als den freien Mitspieler. Da er seine Versuche aber großteils daneben setzte und dann relativ bald auch noch angeschlagen ausfiel, war er zumindest am Samstag keine große Hilfe für sein neues Team.

So spielten in der Schlussphase nur noch sechs Mann, die sich dennoch unglaublich schlugen gegen eine Mannschaft, die zurück in den Profi-Basketball will und die Tabelle souverän anführt – aber nach diesem Auftritt doch ins Zweifeln geraten sein dürfte.

Denn neben den drei Stars Jordan Talbert (27 Punkte), Fabian Brütting (16) und Emanuel Richter (13) war da doch viel Mittelmaß zu sehen. Und weil die TSH dieses Trio über weite Strecken gut im Griff hatte, war die Sensation bis wenige Sekunden vor Schluss in Reichweite.

Und wenn die Herzogenauracher Recken mangels Wechselmöglichkeiten nicht doch müde geworden wären und im Angriff am Ende einige falsche Entscheidungen getroffen hätten, wäre Nördlingens Vorsprung in der Tabelle möglicherweise etwas geschmolzen. Und die Longhorns hätten im Abstiegskampf etwas durchatmen dürfen.

Mut statt Punkte

So bleibt immerhin die Gewissheit, dass man auch ohne zahlreiche verletzte und kranke Leistungsträger noch konkurrenzfähig ist, wenn Einstellung und Konzentration stimmen. Das war am Samstag von Anfang an der Fall, so dass der nur rund 30-köpfige, aber laute Fanblock der Nördlinger durchaus verwundert drein blickte.

Vor allem, als die Ihren nach anfänglicher knapper Führung vor allem wegen der aufmerksamen Defensive der Hausherren plötzlich mit 6:12 und nach dem ersten Viertel mit 17:23 zurück lagen. Vor allem die Routiniers Ryan De Michael und Mike Kaiser waren da für die Punkteproduktion zuständig.

Im zweiten Durchgang schien der starke Brütting nicht mehr zu stoppen, wühlte sich auch gegen drei Gegner durch, traf auch aus der Halbdistanz und hielt die Blauen fast im Alleingang im Spiel. Auf der Gegenseite zeigte Winter-Neuzugang Alexander Malinkovich seine bisher beste Leistung im TSH-Dress, auch Toni Donhauser punktete zuverlässig, so dass die Partie nach der Halbzeit beim Stand von 37:37 quasi noch einmal bei Null begann.

Die heimischen Fans wissen, dass der dritte Durchgang normalerweise die kritischste Phase im Spiel ihrer Mannschaft ist, und wie sie war Plantzas erleichtert, dass das diesmal nicht der Fall war. Dank des nun erwachten „Händchens“ von Benno Schüpferling, der sich bis dahin vor allem im Spielaufbau aufgerieben hatte, ließ man den Favoriten nicht davon ziehen. Der 56:57-Zwischenstand ließ noch alles offen.

Im Schlussabschnitt sah es so aus, als ob doch alles den absehbaren Gang gehen würde. Der Spitzenreiter zog auf 69:60 davon, die Longhorns schienen platt zu sein, bekamen aber noch einmal den zweiten Wind. Mit einem 12:0-Lauf innerhalb von 3:08- Minuten drehten sie die Partie tatsächlich.

Doch ob sie nun anfingen nachzudenken oder ob die Kräfte sie endgültig verließen: Die deutlich jüngeren und physisch stärkeren Gäste, die zuvor sichtlich verwirrt waren ob der Gegenwehr der Bullen, kamen dank ihrer Offensivreboundstärke und dank eines höchst glücklichen Treffers von David West wieder auf Kurs. Während auf der Gegenseite nun einfach kein Ball mehr durch die Reuse fallen wollte und sich die Akteure in nicht zielführende Einzelaktionen verstrickten. Trotzdem gab es stehende Ovationen für die Verlierer.

Longhorns: Patton, Kaiser 15/1 Dreier, Malinkovich 10/1, Koranda 3/1, Ort 3, Donhauser 15/3, Schüpferling 7/1, De Michael 22.

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