Lautstarke Empörung gegen Windräder

19.8.2015, 10:58 Uhr
Lautstarke Empörung gegen Windräder

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Das Verfahren zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu zwei Bürgerwindrädern bei Trais- und Arnshöchstädt in der Region Dachsbach ist angelaufen. Der Bauausschuss hat im Rahmen der vorzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung als Nachbar an der Landkreisgrenze der Planung zugestimmt – mit 8:1 Stimmen (Günther Vogel, BWG).

Etliche der knapp 15 BI-Mitglieder im Sitzungssaal reagierten später empört und griffen Bürgermeister und Räte lautstark, beleidigend, aggressiv und polemisch an. Die Räte waren ihrerseits empört, hatte man ihnen doch gleich dreimal vorgeworfen, dass sie ohne Kenntnis zum Thema entschieden hätten. So bezweifelte BI-Sprecher Wolfgang Leideck „ob sich der Ausschuss wirklich Gedanken gemacht hat, ob Infos fehlen oder ob wir ignoriert werden“. Denn offenbar könne „jeder Hansdampf“— gemeint war Projektplaner Marcus Dornauer — „ein Windrad hinstellen, wo kein Wind ist“.

Die Szene wurde turbulent, besonders als Bürgermeister Heinrich Süß, der die öffentliche Aussprache nach dem Ende der Fachsitzung ansonsten ruhig leitete, BI-Sprecherin Susanne Hausmann energisch aufforderte, die offenbare Aufzeichnung der Diskussion per Handy zu unterlassen.

Die Fakten: Im Januar 2014 hatte der Gemeinderat mehrheitlich für zwei von der Regierung von Ansbach festgelegte Windkraft-Vorbehaltsflächen gestimmt. Für das neu aufgenommene Gebiet WK 82 nördlich von Kairlindach und das dann verkleinerte WK 54 westlich von Rezelsdorf. Es reicht in den Nachbarlandkreis Neustadt hinein, wo zwei Windräder geplant sind. Gegen das in Rezelsdorf stimmte im Oktober dann der neue Gemeinderat mit denkbar knapper Mehrheit. Die Vorbehaltsfläche jedoch hat weiter Bestand. Das Verfahren in Dachsbach läuft; in der nächsten Woche liegt die Planung dort für vier Wochen öffentlich aus. Danach wird der Gemeinderat Dachsbach die Abwägungsbeschlüsse einarbeiten, dann gibt es eine erneute Auslegung.

Die Einspruchsmöglichkeiten: Während der öffentlichen Auslegung kann auch die BI Rezelsdorf schriftliche Bedenken äußern; dazu noch ein Bürgerbegehren initiieren, das jedoch die betroffenen Bürger tragen müssten. Dieser Rat kam schon letzte Woche von Bürgermeister Süß, als er mit drei Gemeinderäten der Einladung zum Gespräch mit der BI gefolgt war (wir berichteten). Damals wurde klar gesagt, dass die BI satzungsgemäß erst nach dem Sitzungsende des Bauausschuss Rederecht habe. Dies bestritt nun die BI.

Die Vorwürfe der BI Rezelsdorf: Ehrenamtliche Gemeinderäte und der Bürgermeister träfen Entscheidungen, ohne sich vorher fachlich ins Thema einzuarbeiten. Die Antwort: Es sei wohl nicht bekannt, dass zum einen den Beschlüssen intensive Untersuchungen von Fachbehörden vorangehen, und die Gescholtenen sich zudem sehr wohl mit der Energiewende, also momentan Biogas und Windrad, beschäftigten. Sprecher Leideck unterstellte sogar, dass die Kommune rechtliche Schritte nicht beachte. Was der Bürgermeister mit dem Hinweis auf das laufende Bauleitverfahren zurückwies. Besonders heftige Vorwürfe kamen zur Mißachtung von Natur, Gesundheit, Umwelt. „Gott hat uns eine wunderbare Natur geschenkt, die sollten wir schützen“, so Susanne Leuchtenberger-Schlüter.

Die Stimmung war aufgeheizt. Die Räte samt Bürgermeister hätten sich gegen die Rezelsdorfer Bürger gestellt. Der Bürgermeister verwies erneut auf die richtige Anlaufstelle, Dachsbach nämlich. Zudem seien seit der letzten Wahl Rezelsdorfer Interessen nicht mehr im Gemeinderat vertreten, so ein Vorwurf. Auch ein Ortssprecher fehle. Offenbar wüssten die Rezelsdorfer nicht, dass sie den in den eigenen Reihen – gemeinsam mit Sauerheim und Sintmann – suchen und dann der Kommune vorschlagen müssten. Dann schloss Heinrich Süß die Sitzung.

Drinnen wie vor dem Rathaus ging der Protest lautstark weiter. Man werde jetzt Weisendorfs Bürger mobilisieren, um beide Windräder zu verhindern. Und ein aus Holland zugezogener Rezelsdorfer beklagte, dass in Deutschland alles zu stur nach Gesetz laufe, man sollte hinter den Bürgerinteressen stehen. Dazu Heinrich Süß auf Nachfrage: „Wir haben die Interessen der gesamten Marktgemeinde zu vertreten und nicht nur die der Rezelsdorfer“.

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