„Lederhosen“ als Lohn für lernfähige Longhorns

17.4.2016, 16:26 Uhr
„Lederhosen“ als Lohn für lernfähige Longhorns

© Fotos: Thomas Hahn

Der hatte zwar den 2,15-Meter-Riesen Daniel Mayer erst gar nicht mitgebracht und mit Richard Freudenberg und Karim Jallow wurden zwei weitere Akteure, die auch schon beim deutschen Topclub in der „Ersten“ zum Einsatz gekommen sind, überraschend lange geschont.

Das soll aber die Leistung der Longhorns nicht schmälern, denn auch der restliche Kader wird ja in der kommenden Saison in der Profi-Liga Pro B antreten und ist allein größenmäßig „herausragend“ aufgestellt. Mit Marvin Ogunsipe, Eddy Egidin und Nemanja Markovic standen da drei Center bzw. große Flügel auf dem Parkett, die alle Herzogenauracher überspringen oder mit ihrer Wucht wegschieben konnten. Diese drei Langen erzielten auch 34 der „nur“ 61 Münchner Punkte.

Die Herzogenauracher Centerriege mit Monty Rogers, Willy Inkulu, Braslav Turic und Noah Kamdem schaffte nur 20 Zähler, begeisterte aber mit toller Defensive gegen die Riesen von der Isar. Vor allem Inkulu und Turic sicherten sich viele Rebounds durch großen Kampfgeist, sodass die Hausherren auch in dieser Kategorie ein Unentschieden (32:32) erarbeiteten.

Das große Plus der Herzogenaurach an diesem Abend waren jedoch die „kleinen“ Positionen. Da waren die Münchner extrem harmlos. Die Aufbauspieler rackerten zwar defensiv mit viel Aggressivität und hohem Tempo, setzten aber im Angriff kaum Akzente. So konnte sich die TSH auf die Verteidigung der Center konzentrieren.

Und die eigenen „Kreativen“ hatten vorn fast alle ihre lichten Momente und sorgten im Wechsel für die notwendigen Punkte. Pal Ghotra in der Anfangsphase, Haris Hujic im zweiten Viertel, Nelson Weidemann erst nach der Pause und Mike Kaiser immer wieder mal zwischendurch.

Anfangs trauten die rund 250 Zuschauer ihren Augen nicht: Über 9:1 nach 2:44 Minuten (da nahm Gästetrainer Oliver Kostic seine erste Auszeit) zogen die Longhorns sogar auf 18:5 davon, ehe die Gäste sich doch bei der Ehre gepackt fühlten und bis zur ersten Viertelpause bis auf 14:19 aufholten.

Die Wende schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Beim 28:27 schien der souveräne Meister kurz davor zu sein, doch dann kam die große Phase von Haris Hujic, der innerhalb von 68 Sekunden zehn seiner insgesamt 14 Punkte markierte. 40:31 stand es zur Halbzeit – die TSH hatte auch das zweite Viertel gewonnen.

„Das halten die nicht durch!“, lautete der Tenor im Pausenfoyer. Doch sie hielten durch. 51:37 war der höchste Zwischenstand im dritten Durchgang, an dessen Ende hieß es aber nur noch 54:46.

Mit 54:50 ging es weiter, dann folgte ein Lauf der TSH zum 65:52. Nun aber kamen die Bayern mit der vom Fußball gewohnten Wucht. Aber der Außenseiter warf alles in die Waagschale. Bestes Beispiel: Nelson Weidemann, sonst eher für sein feines Wurfhändchen bekannt. Gegen die deutlich größeren und schwereren Kontrahenten stemmte sich der „Hänfling“ mit aller Kraft, landete mehrfach auf allen Vieren, hatte aber oft den entscheidenden Pass durch sein Eingreifen verhindert.

Enorme Disziplin

Mit enormer Disziplin (nur 13 Ballverluste gegen die aggressiven Münchner) verteidigten die Longhorns ihren Vorsprung zäh, auch wenn in den beiden Schlussvierteln offensiv nur noch wenig ging und die Kondition langsam nachließ. Aber der Meister war sichtlich beeindruckt von der Gegenwehr und musste sich jeden Wurf hart verdienen – und da lässt auch bei einem Topteam die Trefferquote nach.

Dass die Hausherren bis an ihre Grenzen gegangen sind, war auch Kapitän Mike Kaiser anzuhören: „Im Moment tut mir einfach nur alles weh.“ Auf die Frage, ob es vielleicht das letzte Heimspiel des Österreichers für die TSH war, der am Samstag seinen 34. Geburtstag feiert, sagte er nur: „Kein Kommentar!“ Zu wünschen wäre es dem Team, das vor dieser Saison aus Herzogenaurachern und Nürnberger Youngsters gebildet wurde, dass dieser Routinier ihm erhalten bleibt.

Das dürfte auch Trainer Mario Dugandzic so sehen, der nach dem Spiel ganz euphorisch war: „So gut und intensiv haben wir wohl noch nie verteidigt. Nur 61 Punkte gegen diese Mannschaft zuzulassen, ist schon stark, denn die Bayern sind nicht hierher gekommen, um zu verlieren. Ich bin sehr, sehr stolz auf meine junge Mannschaft, die eine ganz tolle Entwicklung genommen hat.“

Mit 6:22 Punkten waren die Longhorns als Schlusslicht in die Rückrunde gegangen, hatten ihr Lehrgeld aber offenbar gut investiert: 16:6 Punkte gab es seit Mitte Januar, damit ist man eines der Topteams 2016. Und die „Lederhosen“ aus München sind die bisher wertvollste Trophäe.

Longhorns: Ghotra 8/2 Dreier, Hujic 14/2, Inkulu 5, Kaiser 8, Kamdem 1, Koulibaly 3/1, Meredith 3, Person, Rogers 8, Turic 6, Weidemann 10/2.

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