Lehrstunde in der Weltklasse

1.6.2018, 17:30 Uhr
Lehrstunde in der Weltklasse

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Es war ein erlesenes Feld allein mit 13 Hindernisläufern, die aus Ostafrika stammen. Und am Ende zu stark für Martin Grau, der gehofft hatte, seine Jahresbestleistung noch einmal verbessern zu können. Denn am Ende fehlte ihm ein Grüppchen, in dem er mitrennen konnte und das seinen bekannten Kampfgeist geweckt hätte.

Erst am vergangenen Sonntag hatte seine neue Managerin Vera Michallek im zweiten Anlauf grünes Licht für den Start in Rom erhalten. Seine 8:33,88 Minuten über die 3000 Meter Hindernis in Rehlingen waren eine solide Empfehlung, doch im altehrwürdigen Olympiastadion waren ganz andere Zeiten gefragt. In 8:08,40 Minuten rannte Sieger Conseslus Kipruto aus Kenia über die Ziellinie, ihm folgten elf Sportler, die zumindest afrikanische Wurzeln haben, zum Teil aber auch für Frankreich, Bahrain oder auch Schweden starten. Auf Rang 13 der beste Bayer – zumindest heißt er so: Andrew Bayer aus den USA benötigte 8:26,66 Minuten.

Diese Asse waren Martin Grau allesamt enteilt. Durchaus geplant. Denn das Tempo der beiden kenianischen Hasen sollte und wollte er gar nicht mitlaufen. Er hoffte vielmehr darauf, dass die Mitstreiter aus Italien, England und Polen mit ihm einen Pulk bilden würden. Doch nur der eigentlich stark eingeschätzte Krystian Zalewski blieb in der Nähe des Höchstadter Hindernis-Spezialisten.

Dennoch: Bis zur 2000-Meter-Marke (5:37) war der Biengartener sogar deutlich schneller unterwegs als in Rehlingen und damit auf einem Kurs für die ersehnte Zeit unter 8:30. Dann schwächelte auch noch Zalewski, den sich Grau schnappte und den er nach mehreren kleinen Duellen bei 2600 Metern nochmals überholte. Der Pole hatte dann offenbar genug, wollte nicht als Letzter in der Ergebnisliste stehen und stieg eine Runde vor Schluss aus.

"Das war möglicherweise der Knackpunkt", kommentierte Graus Heimtrainer Markus Mönius, der das Geschehen als einer der gut 30 000 Zuschauer im Stadion verfolgt hatte. Absolut zufällig, wie er beteuerte, hatte er mit seinen Töchtern eine Städtereise nach Rom gebucht – "und bis Sonntag nicht einmal auf dem Schirm gehabt, dass zu dieser Zeit das Meeting stattfindet, schon gar nicht, dass Martin dort starten könnte".

Einen groben taktischen Fehler konnte der Coach seinem Schützling nicht vorwerfen. "Es fehlten einfach am Ende gleichwertige Leute, die noch etwas aus ihm rauskitzeln hätten können", sagte Mönius. So ging Grau in der letzten Runde die Luft aus und es blieb nur der 17. und letzte Platz in 8:37,20 Minuten für ihn übrig.

Grau selbst beklagte, dass er im Rennen ein "glucksiges Gefühl" im Bauch gehabt habe. Bewusst habe er angesichts der schwülen Hitze reichlich Mineraldrinks zu sich genommen – doch möglicherweise zeitlich zu nah am Rennen. Die Beine seien im Ziel noch frisch gewesen.

Nun will er diesen Auftritt in der hochdotierten "Champions League der Leichtathleten" als wertvolle Erfahrung verbuchen und weiter seinen Weg in Richtung deutsche und Europameisterschaft gehen. Nächste Ziele sind das Hindernisrennen am 9. Juni (vermutlich gibt es da ein Wiedersehen mit Zalewski), ein 1500-Meter-Lauf in Tübingen am 16. Juni, ehe es dann schon ins Trainingslager nach St. Moritz geht.

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