"Les quatre baguettes" in Hemhofen

13.3.2017, 15:33 Uhr

Claus Schwarzmann singt nebenberuflich. Er verdient sein Geld eigentlich als Bürgermeister in Eggolsheim. Seine Sangeskünste brachte er sich selbst bei und stand bereits mit 17 Jahren auf der Bühne. Er interpretiert die Lieder mit einer Art melodischen Sprechgesang. Man hört sie gerne singen, weil sie es vermögen, eine musikalische Stimmung zu vermitteln.

Schwarzmann besitzt ein angenehmes Timbre und trifft den richtigen Ton, um den Inhalt seiner Lieder eindrucksvoll darzubieten. Zudem gestaltet er die Moderation und Ankündigung der Lieder sehr angenehm und erzählt zu ihnen immer eine nette Geschichte.

Er ist der Gründer der Band, die 1997 das erste Mal auftrat, damals noch in einer anderen Besetzung. Ihren Namen gaben sich die Musiker damals aufgrund ihrer Physiognomie: Alle vier Bandmitglieder waren relativ groß und schlank, und zudem gab es eine große Affinität zu Frankreich durch Claus Schwarzmann, der dort einen Teil seines Studiums absolviert hat.

Träne im Auge

Zu dieser Gründungsformation gehörte auch der legendäre Akkordeonist Juri Kravets, der 2012 mit nur 55 Jahren verstarb. Sein geniales Akkordeonspiel hat man immer noch im Ohr – und eine Träne im Auge. Nach seinem Tod gab es zunächst keine Auftritte der Gruppe mehr, und erst im April 2015 haben sie sich in einer neuen Formation wieder auf die Bühne gestellt.

Zu Schwarzmann und der Saxofonistin Marion Andersons, die seit dem Jahr 2000 mitspielt, gesellten sich Peter Christoph und Alexander Schröder.

Marion Andersons spielt ihre Instrumente Alt- und Sopransaxofon in einer brillanten Technik. Man fühlt sich bei ihrem Spiel und ihrem Anblick an das norwegische Blechbläserensemble von Thing Helseth erinnert. International ist die aus der Fränkischen Schweiz stammende Musikerin gut unterwegs. Von Havanna bis Bali und New York bis Russland hat sie praktisch die ganze Welt bereist. Künstlerisch tritt sie ebenfalls vielfältig auf, spielt sie doch sowohl in klassischen Orchestern als auch in Jazz- und Popbands.

Italienische Schnulze

Die gesamte Musikgruppe nimmt während des Konzerts ihre Zuhörer auf eine abwechslungsreiche musikalische Weltreise mit. Sei es französischer Chanson, jüdischer Klezmer, italienische Schnulze, karibischer Song oder fränkisches Kirchweihlied, all dies gehört zu ihrem umfangreichen Repertoire. Bei den beiden Klezmerstücken benutzt Andersons das Sopransaxofon, das dem Klang der Klarinette, die ja eigentlich zum Klezmer gehört, sehr nahe kommt. Man fühlt sich so in ein jüdisches Städtlein und bei den anderen Liedern in ein französisches Bistro oder an einen tropischen Strand versetzt.

Dieses Mitnehmen des Publikums liegt aber nicht allein in den musikalischen Qualitäten der Künstler, sondern auch daran, dass man ihnen ansieht, dass es ihnen Spaß bereitet, auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Es ist unmöglich, sich diesem Charme zu entziehen und lässt einen den eingangs erwähnten Turnhallencharme fast vergessen.

So hatten die Verantwortlichen beim Spielraum Kultur eine glückliche Hand bei der Auswahl dieser fantastischen Musiker, und dafür gebührt ihnen Beifall.

Wenn es ihnen gelingt, bei den nächsten Veranstaltungen etwas stimmungsvollere Orte zu finden, dann sind ihnen stehende Ovationen fast schon sicher.

Keine Kommentare