Longhorns hängen in der Luft

22.4.2018, 20:42 Uhr
Longhorns hängen in der Luft

© Foto: Ralf Rödel

Sportlich sind die TSH-Korbjäger dieses Mal schon am vorletzten Spieltag am rettenden Ufer der 1. Regionalliga gelandet, am Ende werden sie Achter oder Neunter sein, aber ob sie 2018/19 noch einmal dort antreten, ist – Stand jetzt – mehr als fraglich. Abteilungsleiter Olaf Kaddatz-Daßler, der selbst nach 13 Jahren im Amt im Mai von seinem Posten zurücktreten will, betont wie in den Vorjahren, dass man auf keinen Fall "um jeden Preis" in dieser Klasse dabei sein müsse und nennt gleich fünf Faktoren, die für einen Fortbestand der Longhorns in der jetzigen Form passen müssten.

1. Haben wir eine Mannschaft, die den Anforderungen entspricht?

Hier scheint wohl am ehesten eine Lösung machbar zu sein. Olaf Kaddatz-Daßler (Spitzname OKD): "Das ist eine so geile Truppe, wenn wir nicht inklusive Nürnberg so ein Verletzungspech gehabt hätten, wären wir ein Kandidat für die Top Five gewesen." Einige der Routiniers hätten schon die Hand für eine weitere Saison bei der TSH gehoben, allerdings wird Stefan Dinkel beruflich nach Würzburg versetzt, Vedran Nakic quält sich seit Monaten mit schmerzhaften Rückenproblemen im Dienst des Teams durch. Möglicherweise braucht er eine längere Pause. Und neben den eigentlichen TSH-Akteuren muss man eben immer auch abwarten, welche Nürnberger Nachwuchsspieler mit Doppellizenz ausgestattet werden – und dann, wie oft sie wirklich zur Verfügung stehen. Heuer waren Nils Haßfurther und Matthew Meredith im Pro A-Team der Falcons fast immer gesetzt, Moritz Sanders, der mit seinen 2,10 Metern so wichtig gewesen wäre, verletzte sich früh und war nur zwei Mal an Bord, Marin Omuvwie immerhin sieben Mal.

Longhorns hängen in der Luft

2. Haben wir einen Coach?

Nach dem beruflichen Wechsel des Referendars Benedikt Aumeier ist diese Stelle vakant. OKD wäre es am liebsten, wenn wieder ein Profitrainer wie in der ersten Saison der Kooperation mit Mario Dugandzic gefunden würde, der inzwischen in der Pro A mit dem FC Baunach für Furore sorgt. Einer, der sich um die Nürnberger Nachwuchs-Bundesligateams und die Longhorns kümmert – und großteils von den Falcons bezahlt wird. Einen solchen Mann nur für die Longhorns? "Wir sehen nicht ein, einem solchen Mann sein Hobby zu vergolden", sagt OKD, der betont, dass bei der TSH kein Spieler mehr als eine Aufwandsentschädigung bekommt. Das Heft des Handelns hat jetzt Falcons-Chef Ralph Junge in der Hand, der großes Interesse habe, dass die Kooperation mit Herzogenaurach weitergeführt wird. Der hat viele Kontakte, aber allzu viele geeignete Kandidaten sind anscheinend nicht auf dem Markt.

3. Haben wir genug Geld?

Kaddatz-Daßler: "Wir freuen uns über unseren großen Pool an mittleren und kleinen Sponsoren, hätten aber natürlich nichts gegen einen Hauptsponsor einzuwenden." Die 1.Regionalliga sei ein teures Vergnügen, man müsse sehen, ob das Geld dafür am besten angelegt sei oder doch eher für den Nachwuchs.

4. Können wir den einheimischen Talenten eine Perspektive bieten?

Mit Hannes Klaußner, Matthias Schlindwein und Yannick Schäfer durften heuer drei Eigengewächse vereinzelt mal hineinschnuppern in die Welt der Viertklassigkeit, wenn auch meistens nur für wenige Minuten oder gar Sekunden. Ob sie auf Dauer das Zeug haben für die 1. Regionalliga, muss sich erst noch zeigen. Und die nächsten hoffnungsvollen Talente sind noch zu jung, trumpfen aber in der U 16 und U 14 in ihren Ligen auf. Dabei spricht OKD noch ein großes Lob für Jugendleiterin Christiane Naumann aus: "Seit sie im Amt ist, werden unsere Teams in jeder Hinsicht besser, jedes hat einen qualifizierten Trainer und unsere Schularbeitsgemeinschaften laufen auch rund." Doch bis diese Kinder so weit sind, muss die TSH vorwiegend auf externe Spieler setzen. "Ist die Frage: Lohnt sich das?", stellt OKD in den Raum. Einerseits sei es natürlich toll, den Fans Spieler wie Daniel Krause, Patrick Horstmann oder Matthew Meredith präsentieren zu können, andererseits ist es schwer zu vermitteln, dass aus den eigenen Reihen kaum ein Talent ein Longhorn werden kann, weil das einfach ein sehr großer Sprung sei.

5. Haben wir genügend ehrenamtliche Helfer?

"Ich selbst trete zwar zurück, aber es ist ein langjährig erfahrener und bestens bekannter Nachfolger gefunden worden, den wir am 16. Mai in der Abteilungsversammlung vorstellen werden", so Kaddatz-Daßler. Bis dahin soll die sportliche Zukunft der Longhorns geklärt sein. Im Team werde man diese treffen und auch berücksichtigen, dass man mit Livescouting, Videoaufzeichnungen und dem aufwändigen Kampfgericht bei jedem Heimspiel vom Verband schon sehr gefordert wird. "Und ein Video-Livestream kommt bestimmt als nächstes", prophezeit OKD. Da müssten immer wieder Leute gefunden und auch ausgebildet werden.

Insgesamt also keine leichte Situation für die Herzogenauracher Korbjäger. Doch der Schlüssel für alle Türen zur Saison 2018/19 wäre ein Trainer, wie auch Olaf Kaddatz-Daßler einräumt. "Finden wir da den richtigen Mann, wäre das ein großer Schritt."

Falls nicht, wird man an der Aurach möglicherweise kleinere Brötchen backen. Ein freiwilliger Rückzug in der 2. Regionalliga oder gar in die Bayernliga sei denkbar, je nachdem, wer bleibt und welche Nürnberger Spieler für untere Klassen zur Verfügung stehen. Die Kooperation selbst bleibe jedoch in jedem Fall bestehen. Kaddatz-Daßler: "In der Jugendarbeit sind wir in vielen Punkten ganz vernetzt vernetzt, das steht nicht zur Disposition."

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