Lonnerstädter hat feine Antenne für Strahlen und Störfelder

5.6.2015, 16:51 Uhr
Lonnerstädter hat feine Antenne für Strahlen und Störfelder

© Foto: Silvia Schulte

Michael Alletsee als Wünschelrutengänger zu bezeichnen, ist nicht ganz zutreffend. Denn der Strahlenfühlige nutzt bei seiner Suche nach unterirdischen Störzonen keine Hilfsmittel. Mit bloßen Händen spürt er auf, wo das überall gegenwärtige Magnetfeld der Erde aufgrund von Wasseradern oder Bodenverwerfungen im Untergrund Turbulenzen aufweist. Das klingt sehr abstrakt, für viele sogar esoterisch. Doch für Radiästhesisten sind diese Erdstrahlen Fakt – und Auslöser oder zumindest wesentlicher Faktor bei der Entstehung vieler chronischer Krankheiten bis hin zu Krebs.

Besonderes Augenmerk richten Radiästhesisten dabei auf Orte, an denen Störzonen über lange Zeiträume auf den menschlichen Körper einwirken können. Das Bett ist solch ein Platz. Über viele Jahre hindurch ist man dort im Schnitt sieben bis acht Stunden täglich den gleichen Reizen ausgesetzt. Befindet sich ein Störfeld unter der Schlafstätte, so erklärt Michael Alletsee, kann das im Laufe der Zeit Krankheiten verursachen. Ein Drittel aller Schlafplätze, so schätzt er, sind mehr oder weniger stark belastet.

Durch den ganzen Körper

Wenn Michael Alletsee ein Störfeld aufspürt, wird die Wucht der Energie sichtbar, die von Bodenverwerfungen oder Wasseradern ausgehen kann. Die Muskeln seiner ausgestreckten Hände und Arme sind aufs Äußerste angespannt, fast wirkt es, als stemme er sich gegen einen gewaltigen Gegendruck. „Der Widerstand geht durch den ganzen Körper“, beschreibt er die Empfindung.

Eine solche Sensibilität ist selbst unter Rutengängern ungewöhnlich. Mit 20 Jahren entdeckte der heute 60-Jährige diese Begabung, die statistisch gesehen ungleich viel häufiger bei Männern als bei Frauen vorkommt. Eine Anleitung, sie zu schulen und zu entwickeln, hatte er jedoch nicht. Alletsee vertiefte sich deshalb in die Theorie, beschäftigte sich intensiv mit den Forschungen des Arztes Dr. Ernst Hartmann, der schon vor Jahrzehnten anhand von Messungen des Hautwiderstandes zeigte, dass der Mensch auf Boden- und Umweltreize reagiert, auch wenn diese physikalisch nicht messbar sind.

Die Lektüre des in den 1930er Jahren erschienenen Werks „Erdstrahlen als Krankheitserreger“ von Gustav Freiherr von Pohl brachte Alletsee schließlich dazu, sich mit dem Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Störfeldern auseinanderzusetzen. „Ich habe immer wieder Blindversuche gemacht“, berichtet er. Alletsee besuchte auf Wunsch Krebspatienten in ihren Wohnungen und ortete dort mögliche Störfelder. Allerdings, ohne sich zuvor die Krankengeschichte berichten zu lassen. Trotzdem, so sagt er, sei es ihm bisher in fast allen Fällen möglich gewesen, anhand der Position des gefundenen Störfeldes präzise die von der Krankheit betroffenen Organe zu benennen.

Doch was nützt diese Erkenntnis den betroffenen Patienten? „Ein Bett aus einer Störzone zu entfernen, ist meist kein großer Aufwand“, sagt Michael Alletsee. Dadurch werde der Körper den krankmachenden Reizen nicht mehr weiter ausgesetzt.

Wiederholt hat der 60-Jährige, der gebürtig aus dem Allgäu stammt, schon versucht, seine Fähigkeiten der Schulmedizin zur Verfügung zu stellen. Doch die Wissenschaft erkennt die Radiästhesie nicht an. Nicht messbar seien die sogenannten Erdstrahlen, lauten die gängigen Einwände, nicht allgemeingültig und reproduzierbar seien die ins Feld geführten Beweise. Erschwerend für die Akzeptanz komme dazu, so vermutet Alletsee, dass es „unter den Rutengängern eben auch viele Scharlatane“ gebe.

Weder die Deutsche Krebshilfe noch die onkologischen Abteilungen großer Kliniken in der Region haben deshalb am Angebot des Lonnerstadters Interesse signalisiert. Alletsee selbst ist sich des schmalen Grats zwischen Esoterik und Wissenschaft wohl bewusst, auf dem die Radiästhesie wandelt. Daher ist er bestrebt, die Zuverlässigkeit und Seriosität seiner Wahrnehmungen selbst immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und von anderen stellen zu lassen. Und er experimentiert weiter, hinterfragt, forscht und entdeckt dabei mitunter Erstaunliches. Zum Beispiel, dass er bei Patienten, die am Restless Legs Syndrom und damit an unruhigen, ruhe- oder rastlosen Beinen leiden, ausnahmslos im unteren Bereich ihrer Betten eine Kreuzung mehrerer Wasseradern lokalisieren konnte.

Solche Schlafplatzdiagnosen, sagt Alletsee, dauerten nicht lange. Zwei, drei Minuten, dann habe er die kritischen Stellen in einem Zimmer erfasst. 30 bis 40 Mal pro Jahr wird der Lonnerstadter, der beruflich im Dienst der Kirche steht, in dieser Angelegenheit von Ratsuchenden kontaktiert. Geld nimmt er für seine Einsätze nicht. „Ich sehe eine Begabung wie die meine als Auftrag“, sagt er.

Die Strahlenfühligkeit hat auch Michael Alletsees Blick auf die Natur geprägt. Bestimmte Phänomene, so weiß er, zeigten Störzonen geradezu an. Blitze schlügen immer dort ein, wo sich Wasseradern und das allgegenwärtige erdmagnetische Gitternetz kreuzten. Auch bestimmte Tiere fühlten sich von Störfeldern angezogen — Katzen etwa oder Ameisen. Und noch etwas ist dem passionierten Imker aufgefallen: Auch Bienen fliegen auf Reizzonen, ist er überzeugt. Rechtzeitig zur Schwarmzeit hat er deshalb ein paar Plätze lokalisiert, an denen sich die Schwärme wahrscheinlich niederlassen werden.

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