Ludwig Nagel gewinnt Stichwahl in Hemhofen

30.3.2014, 20:13 Uhr
Ludwig Nagel gewinnt Stichwahl in Hemhofen

© Kronau

Wie schon vor zwei Wochen herrscht im Sitzungssaal des Rathauses, in dem nach 18 Uhr die eintrudelnden Ergebnisse per Beamer an die Wand geworfen werden, eine erstaunlich abgeklärte Stimmung. Die Prozentzahlen aus den einzelnen Stimmbezirken werden zunächst weder von den Kandidaten noch von den rund 70 gekommenen Bürgern mit großen Regungen aufgenommen. Die Gefühlswelten toben noch im Inneren.

Als um 18.10 Uhr die Schnellmeldung des ersten Stimmbezirks (Schule) aufscheint, ist doch schon eigentlich alles klar: Ludwig Nagel führt deutlich mit fast 70 Prozent, erfahrungsgemäß tut sich da nicht mehr viel.

Als der 54-Jährige ein paar Minuten später ins Rathaus kommt, orientiert er sich kurz, registriert die Zahlen. Um 18.17 Uhr sind schon vier von acht Bezirken ausgezählt. Jeder weiß, es ist entschieden, aber der Saal bleibt ruhig. Höchstens ein bisschen Gemurmel.

Doch dann, es ist noch vor 18.30 Uhr, sind alle Ergebnisse da. Erst jetzt brandet Applaus auf für Ludwig Nagel: 1713 Bürger (68,44 Prozent) haben für ihn gestimmt. Kandidat Gerhard Wagner halten 790 Bürger (31,56 Prozent) für den geeigneteren Bürgermeister. Die Wahlbeteiligung: 59,71 Prozent, das ist weniger als vor zwei Wochen (65 Prozent). „Das muss ich erst mal setzen lassen“, sagt der baldige Bürgermeister den NN.

Wie es jetzt weitergeht? „Morgen muss ich erst mal noch auf einen Workshop zum Breitbandausbau, von meiner Arbeit aus, nicht als Bürgermeister“, erklärt er. „Am Mittwoch dann werden wir sehen, wie wir das alles auf die Reihe bekommen.“ Ludwig Nagel muss erst begreifen, was gerade geschehen ist, obwohl er doch deutlicher Favorit der Stichwahl war. „Auf alle Fälle wird heute Abend gefeiert“, freut sich der Christsoziale auf die Party mit (Partei–)freunden, die kurz darauf im TSV-Heim beginnt.

Neben Bürgermeister Joachim Wersal ist auch der Unterlegene Gerhard Wagner einer der ersten, der Ludwig Nagel gratuliert. „Ich erkenne den Sieg neidlos an“, betont Wagner im Gespräch mit den NN. Gleichwohl sei das Ergebnis schon ein wenig enttäuschend. Ein persönliches Ergebnis von über 40 Prozent hätte sich der 51-jährige Sozialdemokrat erhofft.

Trost erhält Wagner noch im Sitzungssaal von seiner Frau Christine, die — zwar ebenfalls enttäuscht — gleichwohl anmerkt, dass man ja nicht wisse, für was das vielleicht mal gut sei.

Auch Tochter Anna, die daheim geblieben ist, wird den Papa trösten, und von Sohn Benjamin, der in Stuttgart lebt und das Ergebnis im Internet abrief, werden wohl aufbauende Worte kommen. Ob Sieg oder Niederlage — die Wagners haben für diese Woche eine Reise nach Rom geplant. Die werden sie auch antreten. Der Wahlkampf-Stress der letzten Wochen kann so abfallen.

Für Ludwig Nagel wird sich nun vieles ändern. Noch am Wahlabend gibt es ein kurzes Gespräch mit dem geschäftsleitenden Beamten Horst Lindner. Thema mit ziemlicher Sicherheit: Was sind die nächsten Schritte?

Der wohl Ruhigste am gestrigen Abend ist im Übrigen der noch amtierende Bürgermeister Joachim Wersal. Jetzt sind andere dran. Er lächelte mehrmals zufrieden und wirkt – tiefenentspannt.

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