Mama Shirley und ihre 150 Kinder

13.4.2017, 11:56 Uhr
Mama Shirley und ihre 150  Kinder

© Foto: privat

"Mama Shirley" wird die Gründerin und Leiterin des Waisenhauses von den Kindern genannt. Obwohl es natürlich nicht ihre leiblichen Kinder sind, sondern allesamt ungewollte oder Waisenkinder. Sie alle tragen jedoch Shirley Merimes Nachnamen, denn für sie sind es in der Tat "ihre" Kinder.

Im "Ebenezer Hannah Home" betreut Shirley rund 150 Kinder vom Säugling bis zum jungen Erwachsenen — einige sind HIV-infiziert und brauchen spezielle Aufmerksamkeit. Außerdem finden hier auch alte Menschen, die sonst niemanden mehr haben, ein Zuhause.

Die Kinder bekommen nicht nur ein Dach über dem Kopf, Essen und Bildung, sondern vor allem eines: ganz viel Liebe. Und das, obwohl "Mama Shirley" einst selbst ein Waisenkind gewesen ist und ohne Liebe aufwachsen musste. "Ich bewundere diese Frau. Sie ist der beeindruckendste Mensch, den ich je kennengelernt habe", sagt die 32-jährige Evelyn Zemke fast ehrfürchtig.

Die Geschichte von Evelyn Zemkes Engagement begann im Jahr 2012. Damals hat sie Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert und wurde im Rahmen eines Trainee-Programms von Siemens für acht Monate nach Johannesburg geschickt. Dort wurde Zemke mit der enormen Diskrepanz zwischen den Superreichen und den ganz Armen konfrontiert. "Ich war schockiert", erinnert sie sich. Angesichts dieser "krassen Zwei-Klassen-Gesellschaft" habe sie sich engagieren wollen, aber nicht nur punktuell, sondern nachhaltig.

Mama Shirley und ihre 150  Kinder

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Im Internet stieß sie auf das "Ebenezer Hannah Home", 20 Minuten südlich von Johannesburg gelegen, das es schon seit 1992 gibt, besuchte Shirley Merime — und war hellauf begeistert. "Ich wurde mit offenen Armen und Herzen empfangen", erinnert sie sich an ihren ersten Besuch. Natürlich spendete sie erst einmal selbst Geld für dringend benötigte Dinge, doch zurück in Deutschland nahm die junge Frau gleich noch mehr in Angriff: Mutter Petra ist Lehrerin und vermittelte Schulpatenschaften mit dem Emmy-Noether-Gymnasium und der Eichendorffschule in Erlangen. Beide Schulen sammeln mit Aktionen das Jahr über Geld, das Evelyn Zemke dann nach Südafrika weiterleitet. Damit das alles sauber über die Bühne geht, kam schnell die Idee auf, einen Verein zu gründen. Mit im Boot bei "Change a Life": die ganze Familie Zemke.

Vorsitzende sind Evelyn Zemke und ihre Schwester Anja (sie hat auch die Internetseite erstellt), Vater Mark-Peter fungiert als Finanzvorstand, Mutter Petra kümmert sich um die Schulpatenschaften. "Und Oma und Opa sind auch Vereinsmitglieder", erzählt Evelyn Zemke und lacht. Sie freut sich, dass ihre komplette Familie hinter ihr steht, und betont: "Jeder gespendete Cent kommt in dem Waisenhaus an." Denn Verwaltungskosten fallen ja keine an, die Familie macht das rein ehrenamtlich. Shirley schreibe auch immer, wofür das Geld verwendet werde, "es ist also alles ganz transparent".

Die Schwestern sind auch schon gemeinsam nach Südafrika gereist. Und Anja war ebenso begeistert. "Die Kinder sind so wohlerzogen, es herrscht ein liebevoller Umgang miteinander. Es ist wie eine große Familie." Zwar packen dort tatsächlich alle mit an — aufgenommen wird nur, wer laufen kann —, doch "es fehlt an allen Ecken und Enden", weiß Evelyn Zemke. Einzige Einnahmequelle ist die eigene Bäckerei, aber das reicht laut Zemke nur für die Grundversorgung. Medikamente, mal ein Stück Fleisch — dafür ist kein Geld da.

Wunsch: Ziegelsteinmaschine

Aktuell möchte Shirley Merime eine höhere Mauer zum Schutz der abgelegenen Einrichtung errichten. Dafür wäre ein Ziegelsteinmaschine vonnöten, die man dann auch zum Bau von neuen Räumlichkeiten oder zum Sanieren nutzen könnte. Doch eine solche Maschine kostet rund 7000 Euro. Deshalb bittet Evelyn Zemke dringend um Spenden. Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt, wer seine E-Mail-Adresse angibt, wird außerdem über die Verwendung der Gelder und über Neuigkeiten aus dem "Ebenezer Hannah Home" auf dem Laufenden gehalten.

Sitz des Vereins "Change a Life" ist Weisendorf — "das ist einfach unsere Heimat", sagt Evelyn Zemke. Die beiden Vorsitzenden wohnen inzwischen jedoch in Fürth. Die Arbeit für und mit "Change a life" jedenfalls hat die Schwestern Zemke nachhaltig inspiriert. "Gutes tun ist so einfach."

Ein Spendenkonto existiert bei der Stadt- und Kreissparkasse Höchstadt/Aisch, IBAN-Nummer: DE61763515600425166774

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