Martin Grau und die Salami-Taktik

5.8.2015, 11:58 Uhr
Martin Grau und die Salami-Taktik

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Denn gestern plauderte der Deutsche Meister und Studentenweltmeister über 3000 Meter Hindernis aus dem Nähkästchen: bei einer Saisonbilanz im Hause des LSC-Hauptsponsors, der Kreissparkasse Höchstadt (die auch noch eine Sonderprämie ausschüttete). Das Rätsel, warum er auf den flachen Strecken vergleichsweise deutlich schwächere Zeiten vorzuweisen hat als beim Rennen über die 91 Zentimeter hohen Balken und den Wassergraben, konnte er zwar nicht ganz aufklären, bot aber immerhin einen Lösungsansatz.

„Ich habe Spaß am Hindernislaufen und werde den Wechsel zu dieser Disziplin nie bereuen“, berichtete er und fügte hinzu, dass es ihm viel leichter falle, sich „von Hindernis zu Hindernis“ zu motivieren als von Runde zu Runde. Das seien viel kürzere Intervalle, „Scheibchen“ von nur 15 Sekunden, da könne er sich leichter quälen.

Ein Phänomen, das auch sein Trainer Markus Mönius beobachtet hat: „Martin hat da gerade auf den letzten Runden eine unheimliche psychische Stärke, er kann da im Gegensatz zu anderen über seine Grenzen gehen.“

In den Anfangsjahren hatte der Coach, den Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Reinhard Lugschi als „Vater des Erfolges“ betitelte, die Fähigkeiten seines Schützlings noch unterschätzt – einmal sogar mit schmerzhaften Folgen: 2010, im Jahr nach dem Umstieg auf die Hindernisse, hatte er mit Martin Grau gewettet, dass dieser niemals die Norm für die Jugendweltmeisterschaft schaffen könne. Sein Wett-Einsatz war, dass er bei der DM in Ulm in voller Montur in den Wassergraben springen würde.

Das tat Mönius auch – und stellte fest, dass 91 Zentimeter Wassertiefe bei einer „Arschbombe“ nicht allzu viel sind. „Das hat ganz schön wehgetan und ich hatte danach drei Monate lang Steißprobleme“, erinnert sich der Trainer. Die sind inzwischen vergessen und vergeben angesichts der Erfolge seines Vorzeige-Athleten.

Der setzt auch außerhalb der Laufbahn seine Salami-Taktik ein. Schritt für Schritt wird gegangen, um am Ende vielleicht das große Ziel zu erreichen. Dieses heißt ganz eindeutig Olympia 2016 in Rio de Janeiro.

Das wird ein ganz harter Brocken, das wissen alle Insider. Denn über die Mittelstrecken geben die Afrikaner so klar den Ton an, dass es selbst für den herausragenden deutschen Läufer auf dieser Distanz kaum machbar ist, den Endlauf in Rio zu erreichen. Und diese Finalchance setzt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) stets als Maßstab. International gilt eine Norm von 8:28 Minuten (eine Zeit, die Martin Grau 2014 unterboten hat), doch intern hat der DLV die Qualifikationszeit auf 8:23 festgesetzt.

Da muss vieles zusammenpassen, dass Grau im nächsten Frühsommer diese Norm knackt, denn es muss auch der „richtige“ Lauf stattfinden: am besten mit einem „Hasen“, der für ein hohes Starttempo sorgt und guten Rivalen, die ihn bis zum Schluss fordern. Mönius: „Vielleicht fliegen wir dafür sogar an die US-Westküste nach Eugene in Oregon, wenn es sonst keine guten Wettkämpfe gibt.“

Doch jetzt beginnt erst einmal die lockere Phase der Saison. Noch ein 3000-m-Lauf in Neustadt/Waldnaab, dann ist drei Wochen lang Sommerpause, ehe die Vorbereitung auf Rio beginnt. Auf zwei Spaßwettkämpfe freut er sich „tierisch“: Am 13. September nimmt er mit seinem Bruder Bastian, der den Rad-Part übernimmt, und dem befreundeten Modernen Fünfkämpfer Matthias Sandten, der ein exzellenter Schwimmer ist, am Höchstadter medwork-Triathlon teil: „Als Schüler habe ich schon mal Triathlon gemacht, darauf freue ich mich sehr, auch wenn wir gegen die Profis wohl keine Chance haben werden.“

Und am 25. September hat er einen besonderen Laufpartner: Mit Landrat Alexander Tritthart will er den Vitallauf in Oberlindach bestreiten, das haben wir im Vorjahr per Handschlag ausgemacht.“

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