Massensterben droht: Sorge um Störche in der Region

14.1.2017, 20:26 Uhr
Sterben die Störche im Aischgrund bald den Hungertod?

© Privat Sterben die Störche im Aischgrund bald den Hungertod?

Edmund Lenz schaut besorgt auf den Wetterbericht. Die kommende Woche soll wieder richtig kalt werden, und der Höchstadter Storchenvater befürchtet, dass seine Schützlinge das ohne Unterstützung von außen nicht überstehen. Er selbst kann sie nicht mehr vor dem Hungertod bewahren, denn das Veterinäramt hat ihm verboten, die Vögel auf den Aischauen bei Höchstadt mit Fischabfall zu füttern, wie er es in den vergangenen 37 Jahren getan hat.

Der Grund? Das Veterinäramt möchte verhindern, dass sich Seuchen wie der Koiherpesvirus (KHV) im Aischgrund ausbreitet. "Die Krankheit im Nachhinein zu bekämpfen ist aufgrund der Weiherketten äußerst schwierig", teilt Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamt, mit.

"Bioreaktor Vogelmagen"

"Ich sehe auch völlig ein, dass es nötig ist, die Fischbestände und damit auch die Teichwirte zu schützen", sagt Edmund Lenz. Allerdings könne er nachweisen, dass von seiner Fütterung keine Gefahr ausgeht. "Wir verwenden nur tagesfrisches Futter aus Betrieben, die vom Veterinäramt überwacht und kontrolliert werden." Außerdem greifen Lenz und seine Leute nur in Notzeiten ein, zum Beispiel bei Dauerfrost oder hohen Schneelagen. "Die tiefen Temperaturen verhindern also eine Übertragungsproblematik", sagt der Storchenvater. In milden Wintern brauche es kein Extra-Futter. Einmal im Schnabel verschwunden, würden die Fischreste "im Bioreaktor Vogelmagen" bestens umgesetzt und seien beim Ausscheiden nicht mehr gefährlich. Reste an der Futterstelle würden entsorgt.

Gemeinsam mit der Leiterin des Veterinäramts hatte Lenz schon im Dezember 2015 versucht, Lösungen zu finden. Die erarbeiteten Alternativen seien aber schlicht nicht umsetzbar, meint er. Es sei ihm zwar erlaubt, Mäuse und Laborratten zu verfüttern. Diese seien allerdings so teuer, dass Kosten in Höhe von mehreren zehntausend Euro entstünden, die das Amt nicht tragen möchte. Eine Sterilisation des Futters sei nur in zertifizierten Betrieben möglich. Dies bedeutet erheblichen Mehraufwand für Lenz und seine Mitstreiter, die für das Füttern ohnehin drei Stunden pro Tag aufbringen müssten.

"Wir geben daher die diesbezüglich ehrenamtlich übernommene Verantwortung zurück und legen sie in die Hände der verantwortlichen Behörden", schreibt Lenz auf seiner Homepage und in einem Brief an Landrat Alexander Tritthart. "Es ist für uns unverständlich, warum der präventive Schutz der Teichwirtschaft über die Erhaltung von geschützten Vogelarten gestellt wird". Der Storchenvater wünscht sich, dass das Amt den Ermessensspielraum ausschöpft, den es bei allen Richtlinien gebe.

"Füttern kann abhängig (und dumm) machen"

Aber warum sollte der Mensch überhaupt eingreifen und Meister Adebar füttern, wenn er entschieden hat, den Winter über hier zu blieben? Dauerfrost mit tiefen Temperaturen ist für Störche kein Problem, solange sie ausreichend mit energiereichem Futter versorgt werden. "Fehlt die nötige Energiezufuhr und steigt der Energieverbrauch, werden die unterversorgten Vögel zunehmend schwächer, anfälliger gegenüber Krankheiten und verenden schließlich durch Verhungern", meint Edmund Lenz.

Der Landesbund für Vogelschutz hingegen vertritt die Meinung, dass Störche sich auch in zu strengen Wintern selber helfen. Sie könnten auch mal eine Woche ohne Nahrung auskommen. "Füttern", heißt es in einer Broschüre, "kann abhängig (und dumm) machen".

Lenz allerdings hat in 37 Jahren andere Erfahrungen gemacht. "Wegen der Fütterung haben wir es geschafft, dass die Bestände gestiegen sind", sagt er. Wie beispielsweise bei Rehen könne man die Nothilfe einstellen, wenn wieder ausreichend Tiere vorhanden seien. "Dafür ist es aber noch zu früh." Und deshalb befürchtet Lenz, dass er bald auf der Homepage www.storchennest-hoechstadt.de erste Todesfälle melden muss.

11 Kommentare