Mit gelebter Solidarität gegen braune Sprüche

27.4.2015, 09:00 Uhr
Mit gelebter Solidarität gegen braune Sprüche

© Niko Spörlein

Gastfreundschaft, Toleranz und ehrliche Offenheit sind keine bloß dahin gesagten Floskeln und schon gar keine Fremdwörter in dem gut 1000 Einwohner zählenden Schlüsselfelder Stadtteil. Gastfreundschaft, Toleranz und Offenheit demonstrierten die Aschbacher am Samstag und waren dafür mit fast 400 Personen im Ortskern vertreten, um gegen eine ordentlich angemeldete und auf dem Rechtswege genehmigte Demonstration der NPD aufzubegehren und Flagge zu zeigen.

„Euch will hier niemand hören und sehen“, sagte der evangelische Ortsgeistliche Johannes Kestler vor der katholischen Pfarrkirche mitten in Aschbach und blickte hinüber zu den streng durch Polizeiabsperrungen abgesondertenLeuten mit der Deutschlandfahne in den Händen und mit einem Plakat mit der Aufschrift „Asylbetrug macht uns arm“. Sechs NPD-Demonstranten hatte der Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes Bamberg/Forchheim, Axel Michaelis, angemeldet, fünf NPDler verloren sich schließlich hinter den Absperrgittern. Und die Ansprache von Michaelis zerschellte letztlich an einer Wand von Pfiffen und Liedern und am Geläut aller Glocken beider Kirchen.

„Aschbach bekennt Farbe“, betonte Kestler, der nach einem Marsch durch den Ort am Gelände des TSV zusammen mit einigen Asylbewerbern – 80 Flüchtlinge leben laut Vizelandrat Johann Pfeifer in dem Dorf – dort feierte. Kinder trugen ein Plakat mit der Aufschrift „Asylbewerber und Aschbacher – wir sind eins“. Freilich staunten einige Aschbacher angesichts der massiven Polizeipräsenz nicht schlecht, „so ein Aufgschau, für die fünf Hanseli“, hieß es.

Das Aufgebot, erklärte der Polizei-Einsatzleiter Albert Häfner, der auch Chef der Polizeiinspektion Bamberg-Land ist, mache jedoch Sinn, wobei Häfner die genaue Anzahl der Beamten nicht nennen wollte. Nur so viel: „Wir sind für alle Eventualitäten gerüstet“. Klar, ergänzte Bambergs Vizelandrat, dass es bei solchen Begegnungen auch zu Gewaltanwendungen kommen könne, wenn beispielsweise aus anderen Orten „Antifa“-Leute anrückten.

„Das hätte man doch ganz einfach verbieten können“, tönte es aus einer Menge vor der Bäckerei Schmitt, die an diesem Vormittag wegen der Absperrungen nur wenige ihrer schmackhaften Salzbrezen verkaufen konnte. Diesbezüglich meinte Matthias Schmolke, beim Bamberger Landratsamt zuständig für Sicherheit und Ordnung, gab es eine von Seiten der NPD initiierte Feststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht in Bayreuth, mit der das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit zementiert worden sei. Eine für Dezember vergangenen Jahres ähnliche NPD-Demo konnte seinerzeit vom Landratsamt wegen der Kürze des Verfahrens und wegen der viel zu engen Straßen im Ortskern (Sicherheit) verboten werden.

Aus der „Dezember-Ankündigung“, sagte Schlüsselfelds Bürgermeister Johannes Krapp im Kreis der Gegendemonstranten vor der Pfarrkirche, habe man gelernt und eine Art Netzwerk aus Stadträten, Vereinen, Parteien und Kirchen aufgebaut, das sich seit Bekanntwerden der NPD-Demo am Mittwoch vorab mehrmals getroffen und die Gegenmaßnahmen besprochen habe. Krapp: „Wir sind gastfreundlich, offen und transparent, aber konsequent gegen deren Meinung.“ Demokratie sei durchaus anstrengend, zuweilen auch teuer, aber immer noch besser als stupide einfach und brutal, so Krapp.

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