Musikalische Glanzlichter zum Händel-Jahr

16.12.2009, 00:00 Uhr
Musikalische Glanzlichter zum Händel-Jahr

© Privat

Der Händel-Abend, zu dem der Förderkreis «pro musica« aus Anlass des 250. Todesjahres des Komponisten in die Christuskirche eingeladen hatte, bestätigte diese Beobachtung. Drei Konzerte für Orgel und Streicher, einige Arien und ein schlichter Adventschoral, dazu ein liebevoll-festlich von Kerzen beleuchteter, heimeliger Raum - Grund genug für ein überreichlich strömendes Publikum.

Sehr virtuos

Die musikalische Kost freilich war für die musizierenden Künstler nicht so selbstverständlich zu bewältigen, denn Händels Konzerte sind hochvirtuose Herausforderungen.

Zudem setzt das Zusammenwirken «auf Distanz" beim begleitenden Orchester und seinem Dirigenten gesteigerte Wachheit und schnelle Reaktion voraus: Die Trägheit des Schalls muss bei etlichen Metern Abstand der Musizierpartner geschickt überlistet werden. Die Gefahr kleinerer Klangverschiebungen wird aber vielfältig aufgewogen durch den Registerreichtum einer großen Orgel, der jeden Satz in anderes Licht tauchen kann.

Gabriel Konjaev als Orgelsolist überzeugte einmal mehr durch seine sicheren, schnellen Finger, die Händels (früher wohl weitgehend improvisierter) Spielfreude zu Diensten waren. Dass Konjaev die barocke Farbigkeit seiner Orgel (punktgenau assistiert von Frau Irina) voll ausschöpfte, war ein weiteres Glanzlicht des spektakulären Musizierens. -

Mit Gesa Kessler und Ina Liebscher (Violinen), Armin Buder (Viola), Rüdiger Kaufmann (Violoncello) und Dietrich Haböck (Violone) hatte Klaus-Dieter Stolper als Leiter des Abends ein nobles Streicher-Ensemble zusammengestellt. Vom Orgelpositiv aus führte er es zu samtenem Klang und filigraner Spielweise; begegnete dadurch gezielt dem fetten Pathos, das Händel oft fälschlich in seiner Musik angetan wird.

Starke Nerven

Spürbaren Kontrast zu den quirligen Kaskaden der Concerti boten die Arienbeiträge von Gertrude Schäfer (Sopran). Ihre helltimbrierte, vibratoarm geführte Stimme ist prädestiniert für die Alte Musik. Ohne Schärfe und mühelos kommen hohe Spitzentöne, Koloraturen sind glasklar und gegliedert; mit langem Atem (und starken Nerven) kann sie auch langsame Tempi zelebrieren wie im «Largo" aus «Xerxes". Händel hätte Frau Schäfer vermutlich nicht zum Fenster hinaus gehalten, wie bei ungeeigneten Sängerinnen es von ihm kolportiert wird.

Fulminanten Abschluss bildete der Choral «Tochter Zion", von Stolper bearbeitet für konzertierende Orgel und «jauchzende" Streicher.

Er bildete auch die Zugabe, die sich das volle Haus selbst gab: Die Hörerschaft ließ sich spontan zu einem rasant anspringenden Konzertchor animieren. Danach «standing ovations".