Nächste Runde im Tauziehen um die PWC-Anlage

26.9.2016, 08:58 Uhr
Nächste Runde im Tauziehen um die PWC-Anlage

© Foto: Jochen Grillenberger

Die Mitstreiter, das sind nicht nur die beiden Bürgerinitiativen aus Heßdorf-Klebheim und Adelsdorf-Neuhaus, sondern auch die Kreispolitiker der Freien Wähler mit Fraktionssprecher Gerald Brehm aus Höchstadt an der Spitze und nicht zuletzt die FW-Landtagsabgeordnete Gabi Schmidt aus Voggendorf. Sie alle eint, dass sie sich sicher sind, dass ein weiterer Lkw-Parkplatz in diesem Autobahn-Abschnitt so überflüssig ist wie ein Kropf.

Und auch bei der momentan noch als bayerisches Staatsgeheimnis gehandelten Standort-Frage ist man sich einig. Nachdem das ebenfalls einmal ins Auge gefasste Gelände bei Neuhaus bereits ausgemustert wurde, könne es sich, so hieß es bei der samstäglichen Stehkonferenz der PWC-Gegner an der Klebheimer Autobahnbrücke, dabei eigentlich nur um ein ausgedehntes Waldstück auf Höhe des nördlichsten Heßdorfer Ortsteils handeln.

Auf das hatten die Autobahnbauer des Bundes bekanntlich schon einmal ein Auge geworfen und wollten das nötige Anhörungsverfahren gleich in einem Aufwasch mit dem dreispurigen Ausbau der Autobahn in trockene Tücher bekommen. Nach massiven Protesten aus Heßdorf wurde der Gedanke allerdings wieder verworfen und die Planfeststellungsverfahren für beide Projekte getrennt. Ein kleiner Sieg der Parkplatz-Gegner, denn gegen den Ausbau der Fernstraße hat man weder in Adelsdorf noch in Heßdorf etwas einzuwenden. Um den PWC-Platz zu verhindern, hätte man aber auch und sicher erfolglos gegen die dritte Spur der Autobahn votieren müssen.

Erklärtes Ziel der Gegner-Allianz ist es jetzt, einen weiteren Parkplatz auf dem Territorium des Landkreises komplett zu verhindern. Auf den rund 60 Kilometern zwischen Geiselwind und dem Parkplatz „Weißer Graben“ bei Tennenlohe stünden immerhin insgesamt acht Raststätten zur Verfügung, rechnet ein Mitglied der Bürgerinitiativen vor. Und das sei ja wohl mehr als ausreichend.

Die Mathematik der Autobahn-Direktion sieht allerdings anders aus, denn während die Bürger auch private Autohöfe mit ins Kalkül nehmen, sind die Autohöfe in Geiselwind oder Gremsdorf für die staatlichen Planer nicht existent. „Der Staat sollte endlich einmal mit den privat betriebenen Autohöfen reden und sie mit ins Boot nehmen“, meint Karsten Fischkal.

Miteinander reden sollten nach den Vorstellungen des Adelsdorfer Bürgermeisters auch die Politiker aller im Kreistag vertretenen Fraktionen. „Nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir bei dem anstehenden Planfeststellungsverfahren gegen die PWC-Anlage etwas erreichen“, so Fischkal, der durchaus auch Lob für die politischen Gegner übrig hat. Bisher, so unterstreicht er, hätte nämlich die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Bauamt, aber auch der Informationsfluss aus dem bayerischen Innenministerium hervorragend geklappt.

Naturschutz spielt große Rolle

Und dass die höhere Politik etwas bewirken kann, ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, denn dass der alternative PWC-Standort bei Neuhaus aus dem Rennen ist, habe vermutlich auch etwas mit einer gewissen Argumentationshilfe durch den Innenminister zu tun, heißt es. Allerdings nicht nur, denn eine bedeutende Rolle beim Ausscheiden von Neuhaus haben, neben der Nähe zur Ortschaft, auch Geologie und vor allem Naturschutz gespielt.

Und letzterer ist auch ein Pfund, mit dem die Klebheimer wuchern können, denn die Bürgerinitiative hat bei dem renommierten Geowissenschaftlichen Büro von Otto Heimbucher ein Gutachten in Auftrag gegeben. Allein im Wald bei Klebheim, so das Ergebnis der über neun Monate laufenden Studie, würden 29 geschützte Tier- und Pflanzenarten leben — eigentlich mehr als genug, um jegliche Baumaßnahmen rund um die Biotope zu verhindern. Um den Parkplatz auf beiden Seiten der Fernstraße bauen zu können, müssten aber sieben Hektar des Waldes gerodet werden. Das entspricht in etwa der Größe von zehn Fußballfeldern. Und sollte der Naturschutz tatsächlich nicht das entscheidende Argument gegen den Ausbau sein, was nach dem Vorgehen der Staatsregierung im Steigerwald und im Allgäu manchen nicht sonderlich überraschen würde, dann gibt es ja auch noch Menschen, die in der Nähe wohnen und unter der Mehrbelastung zu leiden hätten.

Die Haltung der Parkplatzgegner geht somit in Richtung „Totalverweigerung“, allerdings gibt es Stimmen, die am Ende auch einen Kompromiss für denkbar halten. Gerald Brehm beispielsweise, der den Klebheimern natürlich seine volle Unterstützung zusagt, hat da so seine Erfahrungen. Schließlich hatte er bei den Bürgerprotesten um die Erweiterung der Raststätte Aurach an maßgeblicher Stelle mitgewirkt. Der Streit endete bekanntlich mit einem Kompromiss, mit dem beide Seiten ganz gut leben können.

Kleiner als Aurach

Ob das Beispiel Aurach allerdings als „Blaupause“ für Klebheim taugt, ist für Brehm noch nicht ganz klar. Schließlich ist der neue Parkplatz mit nur 80 Lkw- und 66 Pkw-Stellplätzen, verteilt auf beide Fahrtrichtungen, wesentlich kleiner als Aurach. Ein Kompromiss mit noch weniger Plätzen mache angesichts des riesigen Aufwands, der mit den Vorbereitungen und dem Bau verbunden ist, nur wenig Sinn. Aber, so Brehm, vielleicht gebe es auch noch andere Wege, sich zu einigen.

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