Nachtigallen zieht es dieses Frühjahr in den Aischgrund

25.5.2016, 14:00 Uhr
Nachtigallen zieht es dieses Frühjahr in den Aischgrund

© Foto: LBV/Armin Gsell

Hans Krautblatter kennt sich mit Vogelstimmen aus. Der promovierte Biologe und ehemalige Lehrer am Gymnasium leitet zahlreiche Wanderungen, bei denen die Teilnehmer dem vielstimmigen Gezwitscher lauschen und etwas über dessen gefiederte Urheber lernen können. Nachtigallen waren bisher allerdings so gut wie nie dabei. In seinem eigenen Garten im Höchstadter Norden, so Krautblatter, habe er im Laufe von 40 Jahren nur zweimal den außergewöhnlichen Sangeskünstler hören können.

Nun ist es wieder so weit. Als Erstes war Krautblatters Nachbar eines Nachts auf den einzigartigen Gesang aufmerksam geworden, der extrem variantenreich ist und eine Vielzahl von Strophen umfasst. Kurz darauf hörte Krautblatter selbst die Nachtigall — allerdings am Tag.

„Es singen nur die Nachtigall-Männchen“, erklärt der Biologe. Bis Mitte Mai werben die „Junggesellen“ auf diese Weise stimmgewaltig für ihre Qualitäten, um eine Brutpartnerin zu finden, meist von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden hinein. Während der Brutsaison bis Mitte Juni singen Nachtigallenmännchen aber auch tagsüber. „Das dient der Verteidigung des Reviers gegen andere Männchen“, erklärt Krautblatter.

Er hat, nachdem die Nachtigall in seiner der Nähe seines Gartens ihren Gesang angestimmt hatte, unmittelbar darauf aus weiterer Ferne die „Antwort“ eines zweiten Männchens gehört. Dass ganz offenkundig gleich zwei der wärmeliebenden aussehenden Sperlingsvögel in Höchstadt ein neues Revier suchen, überraschte den Biologen. Normalerweise seien sie eher im milden Südwesten der Bundesrepublik anzutreffen, etwa am Kaiserstuhl. Angelockt habe sie wohl die in diesem Jahr so üppig sprießende Vegetation, vermutet er.

Der wohltönende Gesang einer dritten Nachtigall schallte Krautblatter und auch andere Badegästen kurze Zeit später am Freibad entgegen. Für Krautblatter der endgültige Beweis: „Das zeigt, dass es hier besonders geeignete Lebensräume gibt“.

Optisch machen Nachtigallen nicht viel her — es ist ihr reicher, komplexer Gesang mit vielen unterschiedlichen Strophentypen, der ihnen einen Platz in der Volksdichtung und Literatur gesichert hat. Aufmerksame Freibadbesucher werden ihn in den nächsten Wochen sicher noch öfter zu hören bekommen.

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