Naturschutz im Wald rechnet sich

7.5.2016, 06:00 Uhr
Naturschutz im Wald rechnet sich

© Maria Däumler

Seit rund 30 Jahren betreut Förster Gerhard Hofmann, Mitarbeiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth, den 118 Hektar großen Rummelwald, der der Baron von Steinschen Stiftung gehört. Es ist ein wunderbares Fleckchen Erde zwischen Buchfeld (Ortsteil von Wachenroth) und Frimmersdorf (Vestenbergsgreuth) — mit einer erstaunlich großen Baumarten- und Pflanzenvielfalt. Weil Gerhard Hofmann schon seit Jahrzehnten Wert darauf legt, den Wald naturnah zu entwickeln, wachsen inzwischen augenfällig viele dicke Buchen und Eichen, zwar auch viele Kiefern und Fichten, aber auch Lärchen und Silberbuchen. Unter den hohen Baumkronen gedeihen vielerlei halbhohe und kleine Bäume und jede Menge Sträucher.

Gerade diese außergewöhnliche Strukturvielfalt steht im Mittelpunkt der Projektarbeit von Simon Dauer. Der 29-Jährige hat Forstwirtschaft in Weihenstephan studiert. Für die Arbeit im Rahmen seiner Staatsprüfung hat er den Rummelwald einen Monat lang genau untersucht. Dazu hat der Forstanwärter an 24 gleichmäßig im Waldgebiet verteilten Punkten im Umkreis von 500 Quadratmetern den Baumbestand genau analysiert, kartiert und den forstlichen und naturschutzfachlichen Wert dokumentiert.

„Ziel meiner Arbeit ist es, den Naturschutz so in die Waldbewirtschaftung zu integrieren, dass es keine wirtschaftliche Einbußen gibt“, erläutert Simon Dauer draußen im Wald gerade drei Vertretern des Stiftungswaldes. Er verglich seine aktuell erhobenen Daten mit 30 Jahre alten Daten, dabei zeigte sich, dass sich der Laubholzanteil im Rummelwald in den letzten 30 Jahren von acht auf 28 Prozent erhöht hat.

Simon Dauer wies zudem nach, dass sich offenkundig dank der hohen Strukturvielfalt in dem Gebiet auch der Holzvorrat und der Holzzuwachs deutlich gesteigert hat, was für den Waldbesitzer natürlich sehr wichtig ist. Ferner hat der Forstanwärter zehn sogenannte Biotopbäume pro Hektar vorgefunden und „das ist überdurchschnittlich viel“, erläutert er. In anderen vergleichbaren Waldgebieten gebe es höchsten sieben bis acht solcher ökologisch wertvollen Altbäume.

Dauer führt die Gruppe zu einem Biotopbaum. Der Laie sieht hier einen auf zwei Metern Höhe abgebrochenen Baum stehen, doch die alte Eiche beherbergt nun jede Menge Insekten, es wachsen Moose und Flechten darauf und im Umfeld stehen eine stattliche alte Kiefer und eine alte Lärche. Dass so ein alter Baumstumpf ökologisch sehr wertvoll ist, zeigen die zwei Waldexperten noch an anderen Stellen: Gerhard Hofmann experimentiert schon länger auch mit ungewöhnlichen Baumarten. So hat er unter anderem Mammutbäume gepflanzt, um zu sehen wie sie im heimische Wald gedeihen. Und siehe da: Der stattlichste Mammutbaum wächst direkt an einem abgestorbenen Baumstumpf. „Der liefert dem jungen Baum wichtige Nährstoffe“, erklärt der Förster. „Das ist die Grundlage für einen vitaleren Bewuchs.“

Dass in der Natur alles seinen Sinn hat, wird beim Gang durch den Wald immer wieder deutlich: Simon Dauer hat zum Beispiel vier Höhlenbäume markiert. Das sind Bäume, in die Spechte Löcher in den Stamm geklopft haben, die anschließend von allen möglichen anderen Arten wie zum Beispiel Fledermäusen bewohnt werden. Diese Artenvielfalt wiederum verbessert den gesamten Waldzustand messbar: Im Umfeld der vier Höhlenbäume stehen etliche mächtige Buchen. „Wenn wir hier nur Kiefern hätten, wie es früher üblich war, hätten wir nicht diese große Wertschöpfung“, so Hofmann.

Ganz gezielt hat der Förster die letzten drei Jahrzehnte bei der Durchforstung des Rummelwaldes „alles gefördert, was nicht Fichte ist“. Manchmal hilft Hofmann ein bisschen nach: So hat er vor drei Jahren in dem Waldgebiet Tannen ausgesät, weil Tannen anders als flach wurzelnde und daher windanfällige Fichten viel tiefer wurzeln und eine bessere Klimatoleranz aufweisen. Erst im dritten Jahr zeigen sich nun kleine Tännenbäumchen mit zarten grünen Spitzen am Boden. „Jetzt kommt der spannende Moment“, sagt Hofmann. Denn dummerweise schmecken die zarten Tannentrieb vielen Waldtieren. Doch der Förster ist für natürliche Auslese: „Das, was am Ende überlebt, hat sich den Böden gut angepasst.“

Nach dieser Devise hat sich im Laufe der Zeit im Rummelwald ein vielfältiger Mischwald entwickelt, der sich immer mehr dem „natürlichen Waldzustand annähert“, so Hofmann. Und Simon Dauer hat nun mit seiner Projektarbeit den Erfolg dieser Waldbewirtschaft dokumentiert. Sein Fazit ist: Der Waldzustand hat sich erheblich und messbar verbessert, das Gebiet weist in weiten Teilen naturnahe Strukturen auf und trotz — oder wohl besser gesagt durch — diese naturnahe Waldbewirtschaftung hat sich auch der Holzertrag messbar gesteigert, obwohl gleichzeitig Naturschutzbelange berücksichtigt werden. Der Forstanwärter meint: „Das Konzept sollte konsequent weitergeführt werden.“

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