Neue Polizeiuniform in Herzogenaurach und Höchstadt

HERZOGENAURACH - Sechs Monate Schaulaufen in nagelneuer, blauer Polizeiuniform: Das gilt für die beiden Polizeihauptmeister Udo Gans (Herzogenaurach) und Bernd Bayer (Höchstadt). Egal ob Kneipenschlägerei oder Radarkontrolle: Die beiden Ordnungshüter verrichten ab sofort nur noch in blauer Diensthose und ebensolchem Hemd ihren Dienst.

Von den Bösewichten und Verkehrssündern werden die 40 000 bayerischen Polizisten für ihre neuen Uniformen sicher keinen allzu großen Applaus bekommen. Drei Viertel von ihnen werden neu eingekleidet.

„Wir freuen uns sehr, dass wir an diesem halbjährlichen Trageversuch beteiligt sind“, erklärte der Herzogenauracher Polizeichef Norbert Hacker bei der jetzigen Uniformvorstellung.

Zum Schaulaufen am Herzogenauracher Revier darf ab heute, 1. August, nur ein einziger Kollege antreten: der 1,83 Meter große Udo Gans. Er war einer von vier Polizisten im gewünschten Alter zwischen 40 und 50 Jahren, die sich für den „Trageversuch“ gemeldet hatten. Mit vier Loszetteln hatte Revierleiter Hacker dann den „Sieger“ ermittelt. Der Erste Polizeihauptkommissar freut sich „sehr, dass so ein kleines Revier wie Herzogenaurach für den Trageversuch mit ausgewählt worden ist“.

Bayernweit testen 500 Polizisten die neue Uniform. Bei der damaligen Einführung der bisherigen Polizeiuniform im nun geschmähten „Förstergrün“ war kaum jemand vorher gefragt worden. Jetzt wird dazu mehrfach per Mail die Meinung der diensttuenden Polizisten abgefragt.

Ehefrau bügelte

Selbst die Ehefrau von Polizist Udo Gans war — indirekt — am jetzigen Trageversuch beteiligt. Gans: „Nach dem Auspacken aus der Kiste war die Uniform etwas zerknittert, meine Frau hat gleich mal drüber gebügelt.“

Bügelfrei sind die neuen Polizeihosen mit ihrem grau-silbernen Doppelstreifen an der seitlichen Hosennaht sowie die dazu gehörigen Hemden allerdings nicht. Norbert Hacker glaubt: „Dann wären sie noch teurer geworden“. An diesem lästigen Bügeln führt also auch in Zukunft kein Weg vorbei. Offiziell eingeführt werden sollen die neuen Uniformen erst 2016.

Schon nach 15 Minuten pressewirksamen Probetragen bemerkte Ordnungshüter Gans an diesem mehr schwülen als heißen Sommervormittag: „Ich schwitze in der neuen Polizeiuniform auch nicht weniger als in der alten.“ Zum bisherigen, beige-bambusfarbigen Polizisten-Outfit in Bayern hatte es seit der Einführung 1972 jede Menge Modifikation und Verbesserungswünsche gegeben. Das Hemd war zu schnell durchgeschwitzt, der Pulli kratzt, die Schirmmütze fliegt bei Einsätzen zu leicht vom Kopf.

Jede Menge Kritik kommt auch von weiblichen Polizisten, weiß Herzogenaurachs Vize-Revierleiter Norbert Wetz: „Die jammern am meisten herum.“ Frauen in Polizei-Uniform — das gibt es erst seit den 90er Jahren in Bayern. Und zwar in Männeruniformen. Gezwungenermaßen. Mit den neuen Polizeiuniformen solle laut Polizeigewerkschaft deshalb auch verstärkt auf „weibliche Konfektionsgrößen“ eingegangen werden. Nachbesserungen auch beim Material: Die Funktionsshirts unter den Diensthemden sollen atmungsaktiv sein. Überkommenes Nylonmischgewebe gehört damit endgültig der Vergangenheit an.

Mit seinen neuen blauen Uniformen ist Bayern eigentlich Schlusslicht unter den deutschen Polizisten. Per Abstimmung war die Dienstuniform der österreichischen Kollegen als Vorbild für die Ordnungshüter diesseits der Alpen bestimmt worden.

Auf dem Rücken der Polizeihemden prangt jetzt in dicken Lettern die Großdruck-Aufschrift „Polizei“. In der Beliebtheitsskala der 37 Herzogenauracher Kollegen ganz weit vorne: die hochwertigen Sommer- und Winterjacken. Letztere mit abtrennbarem Innenfutter. Kosten: 350 Euro. Weiteres nützliches Accessoire: das herausnehmbare Schweißband in der Schirmmütze.

Abstimmung über Farbe

Bisher steht laut Herzogenaurachs „Oberpolizisten“ Hacker nicht einmal hundertprozentig fest, ob die Uniformfarbe tatsächlich blau sein wird. Darüber soll spätestens nächstes Jahr abgestimmt werden.

Die Erstausstattung sämtlicher bayerischer Polizisten soll voraussichtlich rund 30 Millionen Euro kosten. Polizist Udo Gans: „Die Lederjacke wird wahrscheinlich bald verschwinden.“

„Alles beim alten“, heißt es dagegen beim Schuhwerk für Polizisten. Udo Gans streckt seine Füße unterm Tisch vor: „Meine Schuhe sind 20 Jahre alt. Das war damals die Erstausstattung. Ich habe sie immer schön sauber poliert.“