Niederlindach: Ärger um Gewächshaus im Bus

8.11.2017, 14:00 Uhr
Niederlindach: Ärger um Gewächshaus im Bus

© Fotos: Schneider/Danhauser

Wer in den vergangenen Monaten durch den Heßdorfer Ortsteil gefahren ist, dem wird es sicher aufgefallen sein: Auf einem Grundstück an der Hauptstraße steht seit dem Frühjahr ein ausrangierter Bus. Heßdorfs Bürgermeister Horst Rehder erinnert sich daran, dass sich die Niederlindacher noch nicht viel gedacht hätten, denn die Bewohnerin des Hauses hat immerhin beruflich mit Bussen zu tun; Paulina Schneider ist Busfahrerin..

Doch innerhalb weniger Tage seien die Sitze ausgebaut worden, die noch immer vor dem ehemaligen Bus liegen. Unzählige Pflanzen ranken seither im Inneren der Karosserie. Manch einem Nachbarn scheint dieser Anblick nicht zu gefallen. Und auch die Hähne der Besitzerin machen einigen zu viel Lärm. So beschwerten sich einige Bürger bei der Gemeinde und beim Niederlindacher Gemeinderat Stefan Martin (CSU).

"Nichts einzuwenden"

Vor einigen Monaten sprach dieser das Thema dann erstmals in einer der Gremiensitzungen an, woraufhin die Gemeinde den Vorfall an das zuständige Landratsamt meldete. "Das Landratsamt hat bei dem betroffenen Anwesen eine baurechtliche Kontrolle durchgeführt", heißt es in der Stellungnahme der Pressestelle. "Sie hat ergeben, dass aus baurechtlicher Sicht gegen den Bus nichts einzuwenden ist", heißt es weiter.

Bürgermeister Rehder erläuterte in der Gemeinderatssitzung Ende Oktober weitere Details: In Niederlindach bestehe kein Bebauungsplan, der Bus steht aus baurechtlicher Sicht also völlig legal dort. Auch Umweltbelange, wie auslaufende Flüssigkeiten, seien nicht erkennbar. Ohne Bebauungsplan ist auch von einem sogenannten Mischgebiet auszugehen, was Auswirkungen auf die zulässige Lärmemission hat. Demnach dürfen berechtigterweise auch die Hähne gehalten werden, so der Bürgermeister. Diese wurden allerdings alle zusammen gehalten, später erteilte Auflagen hätten ergeben, dass diese nun getrennt und nachts eingesperrt werden müssen.

Niederlindach: Ärger um Gewächshaus im Bus

Dem Veterinäramt seien bezüglich der Tierhaltung aktuell keine Auffälligkeiten bekannt, heißt es in der Mitteilung vom Landratsamt. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Pressesprecherin Hannah Reuter, dass in der Vergangenheit Kontrollen durchgeführt worden seien, bei denen es auch Auflagen gegeben haben soll. Nachkontrollen hätten aber ergeben, dass sich an die Auflagen gehalten wurde. Auch liegen die Beanstandungen wegen der Tierhaltung schon Jahre zurück, wie jetzt bekannt wurde.

Dennoch ereifert sich CSU-Gemeinderat Martin: Wie ein "Schrottplatz" sehe das Grundstück aus. Er sei schon etwas überrascht, das man dagegen nichts machen könne. Immerhin gäbe es ja auch sonst Tausende Vorschriften, aber hier habe man nichts in der Hand. Dabei sei das mitten in Niederlindach, "da, wo alle vorbeifahren", so Martin. Doch selbst Bürgermeister Rehder nimmt die Bewohnerin in Schutz: Vieles, was auf dem Grundstück umherliege, seien Hinterlassenschaften vom Vormieter.

Paulina Schneider kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Dass das Thema trotz der "Freigabe" vom Landratsamt noch immer für Gesprächsstoff in Teilen der Öffentlichkeit sorgt, war ihr bislang nicht bekannt. "Zu mir ist keiner gekommen", schildert die Busfahrerin, niemand habe ihr gesagt, dass der Bus als störend empfunden werde.

Im Gegenteil: Ihre kreative Idee habe ihr schon den einen oder anderen begeisterten Besucher beschert. Auch mit den Nachbarn gäbe es keine Probleme, wundert sich die Niederlindacherin.

Zwar hätten sich durchaus Anwohner wegen ihrer Hähne beschwert, doch das liege mittlerweile sieben Jahre zurück, ein zweiter Fall drei Jahre. Dann habe sie Auflagen erhalten, die sie einhalte: "Seitdem ist alles ruhig." Bis auf das gelegentliche Krähen der Hähne, das aber auf dem Land dazu gehört.

Das Pressegespräch mit der leidenschaftlichen Gärtnerin findet im Inneren des umfunktionierten Busses statt. Eine kleine Sitzgruppe sorgt dort zudem für Bequemlichkeit und macht den Bus wohl zum außergewöhnlichsten Gewächshaus beziehungsweise Wintergarten des Landkreises.

Vor einiger Zeit hatte Paulina Schneider das Gefährt vor der Verschrottung gerettet. Dann funktionierte sie es zum Gewächshaus um. Nun wachsen darin Blumen, Kakteen und andere Pflanzen. Momentan ist der Bus nicht mehr dicht bestückt, zum Überwintern sind schon einige Pflanzen für die nächsten Monate in das Hausinnere gewandert.

Sitze sollen noch weg

Die ausgebauten Sitze, die noch umherliegen, sollen abtransportiert werden, sobald sie eine Möglichkeit dazu gefunden habe, versichert die Hobbygärtnerin. Der eigene Smart ist dafür nämlich sichtlich nicht geeignet. Auch werde der Bus selbst in Zukunft nicht mehr so auffällig sein, versichert sie. Er soll demnächst einen neuen Farbanstrich erhalten.

Abschließend sendet Paulina Schneider ein "Friedenssignal" und wünscht sich, dass man in den Dialog mit ihr trete: "Ich möchte wissen, was die Leute dagegen haben." Jeder, der sich den Bus ansehen möchte, sei willkommen und auf einen Kaffee eingeladen.

 

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