Organisierter Optimismus

25.8.2014, 15:35 Uhr
Organisierter Optimismus

© F.: Rödel

Heinrich Süß setzt sich hinter seinen Schreibtisch. Das Weisendorfer Rathaus wurde erst 2005 eingeweiht, daher ist noch alles modern, hell, freundlich. Und es sieht sehr aufgeräumt aus. Gar nicht wie bei einem Bürgermeister, neben dem sich vor lauter Einarbeiten die Aktenberge links und rechts auftürmen.

Zwei Erklärungen bieten sich an. Zum einen: Heinrich Süß war schon zwölf Jahre Gemeinderat und sechs Jahre stellvertretender Bürgermeister, ehe er bei der jüngsten Kommunalwahl nun Gemeindeoberhaupt wurde. Mit den allermeisten Themen ist Süß vertraut, auch die Verwaltungsabläufe sind ihm nicht fremd.

Zum anderen: „Ich bin sortiert“, sagt Süß über sich selbst. Gelernt habe er das auch bei seiner früheren Tätigkeit bei Schaeffler, zuletzt als Leiter des Abstimmzentrums für Folgewerkzeuge. Dort sei strukturiertes Arbeiten Voraussetzung für den Erfolg gewesen. „Ich denke lösungsorientiert.“ Ein gut sortierter Schreibtisch am Ende eines Arbeitstages heißt auch: Gut organisiert in den nächsten Tag gehen.

Was aber heißt das für die „frische und aktive Politik“, die Süß auf der Homepage verspricht? Denn da steht auch dieser Satz: „Ich bin überzeugt, dass die anstehenden Fragen für die nächsten Jahre am besten gemeinsam gelöst werden.“

Die gute Sortierung des Bürgermeisters soll nicht auf seinen Schreibtisch beschränkt sein. Der Bürgermeister wünscht sich Gemeinderäte, die ebenfalls gut organisiert in die Sitzungen gehen. Was für Süß vor allem heißt: Sie sollen schon im Vorfeld bestmöglich informiert sein.

Heinrich Süß sagt deutlich: „Ich fahre da eine andere Politik.“ Vor den Gemeinderatssitzungen lädt er jetzt alle Fraktionen ein, um wichtige Sachinformationen weiter zu geben.

Offene Fragen vorher klären

Sein Standpunkt: „Die Gemeinderatssitzung ist nicht in erster Linie dazu da, um offene Fragen zu klären. Das muss vorher passieren.“ Das Plenum sollte eher dazu da sein, zu diskutieren und Beschlüsse herbeizuführen.

Die Folge: Heinrich Süß schätzt, dass die Ratssitzungen schon jetzt um rund eine Stunde kürzer geworden sind. Was seiner Ansicht nach sogar der Beleg für mehr Demokratie ist: Lang diskutierter Ärger über fehlende Informationen soll der Vergangenheit angehören. „Das Feedback bei den Fraktionen ist gut“, freut sich Heinrich Süß. Die Arbeit innerhalb der Fraktionen nehme vielleicht etwas zu, gleichzeitig entfalle das nervige Hinterhergerenne nach Informationen.

Gleiche Informationen für alle bedeute nicht den Wegfall politischer Debatten. „Es wird immer politische Themen geben, die knallhart diskutiert werden,“ so Süß. „Gleichzeitig braucht man sich ja immer wieder, deswegen sollten keine unnötigen Gräben aufgerissen werden.“ Kommunalpolitische Themen gibt es in Weisendorf genug. Eine neue Sporthalle wird angedacht, die Vereinsförderung wurde gerade überarbeitet, der DSL-Ausbau drängt. Weitere Stichworte: Gestaltung des Ortskerns, Sanierung der Flurbereinigungswege, die Zukunft des Mehrgenerationenhauses.

Und die Frage, wie sich Weisendorf in der Fläche entwickelt. Der Bürgermeister ist sich sicher: „Wir werden expandieren.“ Die Nachfrage sowohl nach Wohn- wie auch Gewerbeflächen sei vorhanden. Der Drang nach Weisendorf ist für Süß im Übrigen nicht verwunderlich. Letzter Blick auf das Grußwort der Homepage: „Weisendorf zählt durch seine Nähe zu Erlangen, Höchstadt und Herzogenaurach zu einer der prosperierenden Gemeinden und besticht durch qualitativ und quantitativ sehr gute Angebote an Kindertagesstätten, günstig gelegene Gewerbeflächen und Wohngebiet mit hoher Lebensqualität.“ So schwer ist es da für den Bürgermeister gar nicht, Mut und Optimismus zu verbreiten.

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