Pakete für Röttenbach

6.6.2014, 10:39 Uhr
Pakete für Röttenbach

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Pakete für Röttenbach

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Darüber freut sich jedenfalls Matthias Rühl von der Arbeitsgemeinschaft Stadt & Land. Der Raum- und Stadtplaner begleitet die Gemeinde Röttenbach bei ihrer Suche nach einem Konzept für ... ja, für was eigentlich genau?

Bei der zweiten Dorfwerkstatt am vergangenen Mittwochabend sollte es eigentlich nur um die Neugestaltung des Rathausplatzes gehen. „Aber bei der ersten Dorfwerkstatt im April haben die Bürger viele Ideen darüber hinaus gemacht“, so Matthias Rühl, und er hat gemerkt: „Da könnte mehr daraus werden.“

Damit gemeint ist vor allem eine bislang nur schemenhaft erkennbare, weil rund um den Rathausplatz weitgehend verbaute Grünachse von Nord nach Süd entlang des Röttenbachs.

Finanzierbar, umsetzbar

Bürgermeister Ludwig Wahl ist am Mittwoch froh darüber, dass aus der Bevölkerung so viele Vorschläge gekommen sind. Aber er weiß auch, dass nicht alles geht. „Es muss finanzierbar und umsetzbar sein“, betont er. Und weil das so ist, hat er selbst zum Stift gegriffen. Noch ehe Wahl die zweite Dorfwerkstatt im Sitzungssaal eröffnet, sagt der Bürgermeister zu Rühl: „Ich habe auch einen Plan mitgebracht, den kennen Sie noch nicht.“ Also werden den rund 30 Bürgerinnen und Bürgern dann zwei Konzepte vorgestellt – geboren aus derselben Idee, der eine aber in visionärem Geiste (Rühl), der andere in der bodenständigen Art eines praktisch denkenden Bürgermeisters.

Ein Ort zum Flanieren

Planer Matthias Rühl betont nämlich, dass Städteplaner zunächst einmal ganz frei denken sollten - und zwar über Grundstücksprobleme und Finanzierbarkeit hinaus. Und so kann Rühl unter der Überschrift „Lebensader Röttenbach - neuer Ortsmittelpunkt“ das Bild einer Grünachse entwerfen, das wohl alle im Saal mit uneingeschränkter Sympathie betrachten. Links und rechts des Röttenbachs Grünzonen, Teiche und Spazierwege, und der Blick über den neuen Rathausplatz (mit Bäumen und gemeinsamen Verkehrsflächen) würde nach Süden direkt auf die Weiher gehen, die bislang hinter einem Haus mit Grundstück versteckt sind. So dürfte die Hauptstraße gerne vielbefahrene Auto-Schlagader bleiben, während die Röttenbacher entlang ihres Bachs flanieren.

„Das ist noch kein fertiger Plan“, bekräftigt Matthias Rühl. Doch für das Gelingen einer gelungenen Ortsgestaltung sei es wichtig, das Ziel zu kennen. Dazu allerdings fällt Bürgermeister Ludwig Wahl spontan eine Geschichte ein. Kürzlich habe ihn ein ehemaliger Gemeinderat zu den „vielen schönen Ideen“ beglückwünscht. Um dann hinzuzufügen: „Das haben wir vor 20 Jahren auch schon nicht hingekriegt.“

Das Einfache zuerst

Genau das will Ludwig Wahl dieses Mal vermeiden. Um die Visionen Schritt für Schritt umzusetzen, „will ich realistische Päckchen schnüren“.

Paket 1: Die Neugestaltung unmittelbar vor dem Rathaus. Hier könnten relativ zeitnah und ohne große planerische Hürden viele gute Ideen wie Bücherei-Café, Terrasse und neue Wasserspiele entstehen.

Paket 2: Der eigentliche Rathausplatz mit den Parkplätzen. Auch hier könnten interessante Vorschläge (Pflasterung, Bäume) umgesetzt werden. Allerdings: „Wir müssen natürlich beachten, dass genügend Parkmöglichkeiten bleiben.“ Es sei eine Tatsache, dass die Bevölkerungszahl in Röttenbach einigermaßen konstant sei, die Zahl der Autos aber steige.

Paket 3: Die Ringstraße entlang des Platzes selbst. Sie könnte relativ problemlos durch bauliche Maßnahmen in den Platz integriert werden. Das würde auch dazu führen, dass die Autos langsamer fahren.

Paket 4: Die vier Garagen seitlich auf dem Platz. Sie könnten abgerissen und damit ein attraktiver Zugang zum Röttenbach geschaffen werden. Doch da fangen die Probleme langsam an. Wohin mit den Garagen, die die Gemeinde dringend braucht für Material und Fahrzeuge? Ein Neubau auf dem jetzigen Bauhof-Gelände? Das könnte sich Wahl vorstellen, da er den Bauhof nach momentaner Einschätzung nicht verlegen will.

Damit rief Wahl Widerspruch hervor. „Die Fläche des Bauhofs ist eigentlich das Filetstück“, meinte Gemeinderat Lothar Saulich, und Hartmut Strunz würde es schade finden, gerade da die Garagen hinzubauen, wo man doch eigentlich einen Grünzug schaffen sollte. Brigitte Badstuber, Vorsitzende der Unabhängigen Röttenbach, fürchtete, Wahls Pakete könnten ein voreiliger Rückzug von den Visionen sein.

Das wollte Ludwig Wahl so nicht stehenlassen, sondern er betonte die Notwendigkeit, tragfähige Kompromisse zu finden. Das gilt natürlich auch für jene Ideen, die auf Privatgrundstücken umgesetzt werden müssten (so der freie Blick vom Rathausplatz zu den südlichen Weihern). Wahl wehrte bei der Dorfwerkstatt alle diesbezüglichen Fragen ab. „Da müsste ich dann erst mal mit den Eigentümern reden, ehe ich hier öffentlich etwas sage.“

Wie geht es weiter? Neue Besprechungen folgen, dann muss der Gemeinderat ran. Vielleicht 2016 oder 2017, so hofft Bürgermeister Wahl, könnten die ersten Päckchen freudig ausgepackt werden. Und der skeptische frühere Gemeinderat, von dem der Bürgermeister erzählt hatte, würde dann wirklich staunen.

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