Pauls grünes Paradies in Rezelsdorf

14.6.2017, 14:57 Uhr
Pauls grünes Paradies in Rezelsdorf

© Foto: Giulia Iannicelli

Gertrud Hausmann aus Rezelsdorf ist praktisch veranlagt und bodenständig dazu. Wer sie fragt, ob es Wunschtraum ist oder Albtraum, 4500 Quadratmeter Garten zu bearbeiten, dem entgegnet sie achselzuckend: "Wir haben es uns so ausgesucht, haben den Garten im Lauf der Jahre immer wieder vergrößert und es noch keine Stunde bereut".

Vor dem Gartentürchen keimt leiser Neid, angesichts der grünen Pracht von Rezelsdorf. Am Talgrund der großzügigen Hanglage empfangen den Besucher Kaskaden von Sommerfarben. Alte Sorten englischer Rosen von Creme über Pink bis ins satte Dunkelrot. Darüber die Buntblüher fränkischer Bauerngärten, blauer Rittersporn, Storchschnabel, Nelken, Pfingstrosen, Mohn, Lilien, die Fülle nimmt kein Ende während der Begehung des weitläufigen Grundstücks.

Gertrud Hausmann hat den kleinen Paul auf dem Arm, der hat die Oma schon erwartet, als sie endlich aus der Schicht vom Siemens-Gerätewerk in Erlangen zurückkehrte.

Waldwanderung im Hausgarten

Der etwa zehn auf fünf Meter große Weiher, in dem Goldfische gleiten, gefällt der Besitzerin heute gar nicht. Die Wasserlilien, dazu Reste von Sumpfdotterblumen. "Ach", winkt sie ab. Sie hätte es längst ausdünnen müssen, ist sie der Ansicht, aber sie und ihr Mann gönnten sich halt mal eine Woche Urlaub auf Kreta. Also doch? Sklave dieser wohlbehüteten Oase? "Auf keinen Fall", wehrt Gertrud Hausmann ab. Ein kleiner Urlaub hin und wieder sei durchaus drin.

Wir steigen weiter den Hang hinauf, immer am Teich entlang. Das von Pflanzen umsäumte Wasser glänzt wie ein dunkles Auge vor alten Bäumen eines naturbelassenen Waldes. Eichen, Buchen, Akazien, eine Linde und eine Lärche wachsen hier seit mehr als einen halben Jahrhundert.

Ewald Hausmann kommt aus der Landwirtschaft. Auf elterlichem Grund bauten er und Gertrud 1981 ihr Haus, ein Jahr später begannen sie mit der Gestaltung des Gartens, wo Frau Hausmann senior bisher Enten und Hühner gehalten hatte. Nach und nach entdeckte das junge Paar die Freude am Gärtnern, Ewald Hausmann fand darin seinen Beruf. Er arbeitet bei Stadtgrün in Erlangen.

Grüne Grenze nach Nordosten

Seinen kleinen Park am Ortsrand von Rezelsdorf hat er fest im Griff, nachdem er den sandigen Boden mit Kompost im Austausch aufgewertet hat. Nun bildet nach Nordosten Edelquitte, Nussbaum und Stauden die Grenze. Tochter Susanne setzte zusätzlich Kamille, "damit ich Tee kochen kann, wenn der Paul zahnt".

Der kleine Paul wächst wie im Garten Eden auf. Großmutter Gertrud hat auf 100 Quadratmetern Gemüsebeete angelegt, auf denen von Brokkoli bis Zucchini alles wächst, einschließlich duftender Kräuter. Gleich daneben stehen die Obstbäume aus Urgroßmutters Zeiten: Äpfel, Birnen, Kirschen und Walnüsse.

Als Verkleidung eines Kompostwalls, der sich etwa zwölf Meter am östlichen Gartenrand hinzieht, hat Gertrud Hausmann bestimmt 30 Johannisbeerbüsche gepflanzt, an denen die dicken Treubel sich rot zu färben beginnen. Die Pflückerei? Die Besitzerin winkt energisch ab: "Dafür wende ich halt mal einen Tag auf, dann geht’s zum Entsafter, fertig."

Weil ihr Garten schon auf den ersten Blick etwas Besonderes ist, haben Nachbarn und Freunde immer wieder angeregt, dass sich die Hausmanns am Tag der offenen Gartentür beteiligen. Tochter Susanne, derzeit wegen Paul im Erziehungsurlaub, entdeckte im Gemeindeblatt die Anregung und rief im Landratsamt an.

"Es war tiefster Winter als die zwei Damen aus Erlangen vorbeischauten", wundert sich Gertrud Hausmann jetzt noch. Aber Angelika Schiffer und Jutta Sulzer, die die Auswahl treffen, wussten sofort, dass sie in Rezelsdorf bei den Hausmanns ein Kleinod entdeckt hatten. Der Sommer bestätigt ihr Urteil auf Schönste.

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