Pfadfinderlager mit grenzenlosen Angeboten

26.5.2015, 17:14 Uhr
Pfadfinderlager mit grenzenlosen Angeboten

© Johanna Blum

Auf dem Lagerplatz in Haid hielt der Pfingstsonntag für jeden etwas anderes bereit. Manche gingen ihn besinnlich an, andere nach einem langen Singabend ums Lagerfeuer etwas langsamer und wieder andere brachen voller Tatendrang zu den unterschiedlichsten Arbeitsgemeinschaften auf. Etwa 130 Workshops – alle unter dem Motto „Kopf, Herz und Hand“ – waren im Angebot. Die Aktivitäten reichten von Filzen, Makramee, Volkstanz, Schwertkampf, Brotbacken oder Bogenbau bis hin zu Diskussionsrunden.

Alexander Kauschanski, Student der Politikwissenschaften, war extra aus Leipzig angereist, um auf „Allerhand“ mit den Lagerteilnehmern über Themen wie Schulpolitik, Wahlkampf Politikverdrossenheit, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Flüchtlingspolitik zu diskutieren. Kauschanski ist einer der beiden derzeitigen deutschen UN-Jugenddelegierten. Ein Jahr wird er durch Deutschland reisen, Eindrücke sammeln und Impulse aufnehmen, um sie im Oktober zur Generalversammlung der Vereinten Nationen nach New York mitzunehmen. Das Lager „Allerhand“ war seine dritte von etwa 30 bis 40 Stationen und Alexander war tief beeindruckt, was die Pfadfinder hier im Aischgrund auf die Beine gestellt hatten.

Etwas ganz anderes hatte sich Laura vom Stamm Franken aus dem Bund Boreas einfallen lassen. Die Studentin der Sozialpädagogik hatte die Idee, Asylbewerber nach Haid einzuladen. Schon im Vorfeld nahm sie Kontakt mit der Flüchtlingshilfe in Erlangen auf, und ein Bus brachte die 56 Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder am Nachmittag zum Lagerplatz. Nach einem gemeinsamen Mittagessen führten die Pfadfinder die Besucher aus Mazedonien, dem Irak und Albanien, die fast alle des Deutschen nicht mächtig sind, in kleinen Gruppen über den Lagerplatz. Sie konnten bei den Workshops zuschauen oder mitmachen, und trotz der Sprachbarriere klappte die Kommunikation erstaunlich gut. Die strahlenden Gesichter bei der herzlichen Verabschiedung am Abend sagten mehr als alle Worte.

Handwerkliche Fertigkeiten standen bei einer AG im Schlossgarten Adelsdorf im Mittelpunkt. Eine Pfadfindergruppe baute dort eine Holz-Pergola, eine weitere AG pflasterte den Vorplatz des Gemeindehauses von Haid. Projekte wie diese waren den Organisatoren sehr wichtig, denn hierdurch konnten sich die Pfadfinder bei der lokalen Bevölkerung für die herzliche Aufnahme bedanken.

Mittlerweile lief unter großem Applaus der große Singwettstreit im „Kölner Dom“, der Jurtenburg des Unterlagers „Pi mal Daumen“ der Stämme aus aus dem Rheinland. Auf positive Resonanz stießen die Lagerplatz-Führungen. Die Adelsdorfer Pfadfinderin und „Allerhand“-Pressesprecherin Kerstin Blum erklärte dabei die Besonderheiten der schwarzen Zelte, die Entstehungsgeschichte von „Allerhand“, aber auch die Struktur und die Geschichte der Pfadfinder in Deutschland. Mehr als 300 Besucher aus der Region nutzten die Gelegenheit, das Großlager aus der Nähe zu erleben.

In der Dämmerung begann der Abend der offenen Jurte. Hier konnten die Pfadinder die aktuellsten Traditionen der unterschiedlichen Bünde hautnah erleben und sich gemütlich am Lagerfeuer über die Erfahrungen des Tages austauschen.

Der dritte und letzte Tag im Großlager des DPV (Deutscher Pfadfinderverband) stand unter dem Motto „Grenzenlosigkeit“. Grenzenlos waren auch die Angebote, welche die Gruppen für den großen Jahrmarkt am zentralen Lagerplatz vorbereitet hatten: Es gab Theater, Handwerksvorführungen, Jongleure und mehr. Gerade als das Jahrmarkttreiben beginnen sollte, setzte der in der Region schon lang ersehnte Regen ein. Kein Grund zur Panik für Pfadfinder! Man zog sich gemütlich in die großen Jurtenburgen zurück und wärmte sich singend an den Feuern. Ein Pfadfinder meinte ganz trocken: „Ein Pfingstlager ohne Regen wäre ja komisch. Das gehört einfach dazu!“ Andere freuten sich, dass es wenigstens nicht mehr so staubig war. Gegen 17 Uhr ließ der Regen nach und das bunte Jahrmarkttreiben wurde mit einer Trompetenfanfare eröffnet.

Mit der abendlichen Abschlussveranstaltung „Flammen der Zukunft“ griff man die Mottos der Programmtage wie Tradition, Gemeinschaft und Grenzen(-losigkeit) wieder auf. Der große Holzstoß war in Form von zwei Händen arrangiert, die den Pfadfinder- und Wölflingsgruß formten. Im Vorfeld des Abends hatten die Pfadfinder ihre Wünsche für die Zukunft, aber auch ihre Erinnerungen an das Lager auf kleinen Zetteln verewigt. Diese wurden dann mit der Skulptur im großen Lagerfeuer verbrannt. Alle waren sich einig: Das Lager im Aischgrund war wirklich einzigartig.

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