Pflege in Herzogenaurach: Alles im Griff ?

20.4.2018, 09:00 Uhr
Genügend Plätze: In diesem Punkt ist die Situation in Herzogenaurach zufriedenstellend. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Genügend Plätze: In diesem Punkt ist die Situation in Herzogenaurach zufriedenstellend. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Stationäre Pflege: Nur bei diesem Punkt weist die Statistik eine Bestandszahl aus, die sogar noch unter dem Mindestbedarf liegt. Ende 2016 wurden 226 Betten gezählt, der Mindestbedarf aber mit 268 Betten angegeben. Nach einer Bürgermeisterbesprechung der VR Herzogenaurach konnte German Hacker dem Kulturausschuss mitteilen: In Weisendorf wird schon konkret ein Altenheimneubau geplant, in Heßdorf gibt es erste Vorüberlegungen. Das könnte insgesamt rund 160 neue Plätze ergeben. Die demographische Entwicklung geht aber weiter. Frühzeitig müsse man sich Gedanken machen, wo in der VR Herzogenaurach ein weiteres, drittes Heim entstehen könnte.Der Kulturausschuss hörte in seiner Sitzung am Mittwoch zunächst einen Vortrag von Ulrike Dorau vom Landratsamt über die grundsätzlichen Ziele des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts (SPGK) des Landkreises (siehe Kasten).

Zu diesem SPGK gehört auch die Analyse der Versorgungsregion Herzogenaurach, und die umfasst nicht nur Herzogenaurach, sondern auch: Aurachtal, Oberreichenbach, Weisendorf, Großenseebach, Heßdorf.

Für dieses Gebiet, in dem rund 40 000 Menschen leben, hat das SPGK mit Hilfe des Modus-Instituts Bamberg analysiert, wie sich in der Pflege der Bestand an Einrichtungen und Angeboten und der Bedarf entwickeln.

Im Stadtrat wurden diese Zahlen von Bürgermeister German Hacker referiert und teils auch aktualisiert, denn die neuesten Modus-Zahlen sind von Ende 2016. "Manches hat sich schon wieder verändert", so Hacker. Die Zahlen beziehen sich auf vier Bereiche: Ambulante Pflege, Tagespflege, Kurzzeitpflege, stationäre Pflege.

Ambulante Pflege: Laut SPGK gab es Ende 2016 in der Versorgungsregion (VR) Herzogenaurach 15,3 Vollzeitpflegekräfte, das lag knapp über dem errechneten Mindestbedarf (15,1), aber weit unter dem Maximalbedarf (28,3). Freilich: Neue aktuelle Zahlen weisen aus, dass es mittlerweile 46 Vollzeitstellen gibt. Also ein Bestand weit über dem errechneten Maximalbedarf? Das wunderte Ausschussmitglied Petra Mauser (SPD): "Wenn es 46 Vollzeitstellen gibt, dann ist auch der Bedarf da." Die Pflegedienste würden ja wohl keine Leute anstellen, für die es keine Arbeit gebe. Allerdings, so hieß es, würden diese ambulanten Pflegedienste wohl auch Aufgaben erledigen, die nicht über Pflegegrade (vormals Pflegestufen) finanziert werden. Insgesamt gilt aber: "Die Lage bei der ambulanten Pflege ist entspannt", urteilte Hacker über die Zahl 46.

Tagespflege: Auch hier sprechen die Modus-Zahlen von einer derzeit komfortablen Situation. In der VR Herzogenaurach gab es Ende 2016 insgesamt 28 Plätze in der Tagespflege, der errechnete Maximalbedarf liegt bei zwölf. Ein großer Pluspunkt in der Versorgungsregion: die Tageseinrichtung für ältere Menschen in der Hinteren Gasse.

Kurzzeitpflege: Laut Modus-Zahlen gibt es in der VR-Herzogenaurach genug Kurzzeitplätze, nämlich 92 (Maximalbedarf: 38). Doch insbesondere diese Zahl ist mit höchster Vorsicht zu verwenden. Denn von den 92 Plätzen sind nur elf, die dauerhaft ganzjährig vorgehalten werden. 81 dagegen sind "zeitweise eingestreute Kurzzeitplätze" in Pflegeheimen. Soll heißen: Wenn in Heimen gerade mal ein Platz frei ist oder ausreichend Personal vorhanden ist, werden diese Betten für die Kurzzeitpflege verwendet. Die 92 Plätze insgesamt sind also ein rein statistischer Wert. Der Alltag sehe oft anders aus, betonten sowohl Renate Schroff (SPD) als auch Kurt Zollhöfer (CSU).

Wiederholt betonten die Ausschussmitglieder, dass die Zahlen eine gute Diskussionsgrundlage seien, doch immer wieder überlegt werden müsse, was diese Zahlen im Alltag eigentlich bedeuten.

Trotz der insgesamt zufriedenstellenden Zahlen beim Angebot an Betten und Plätzen sei damit ein wesentliches Problem nicht gelöst: der Pflegenotstand, also der eklatante Mangel an Pflegekräften. So manches Heim muss mittlerweile sein Bettenangebot reduzieren, weil es nicht genügend Personal bekommt. Und nicht nur die Zahl ist es, die manchem Sorgen bereitet: "Ich möchte einmal von guten Leuten gepflegt werden", so Ausschussmitglied Franz-Josef Lang (CSU).

Weitere Daten erhielt der Ausschuss zu möglichen Betreibern von Einrichtungen von ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Demenzkranke, von Heimen mit offenen und beschützenden Wohngruppen, von betreutem Wohnen und von stationären Hospizen. Über 20 Betreiber hatte die Stadtverwaltung angefragt, für alle vier möglichen Einrichtungen fanden sich einige, die ihr Interesse bekundeten. "Ein gute Grundlage für die weiteren Überlegungen", so der Bürgermeister. Die Liste war entstanden, nachdem sowohl SPD als auch CSU jüngst in Anträgen Vorschläge zur Verbesserung des Seniorenangebots in Herzogenaurach gemacht hatten.

Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept (SPSK) des Landkreises wurde von Ulrike Dorau vom Landratsamt vorgestellt. Das SPSK ist eine Pflichtaufgabe und soll zunächst über eine Bestandsanalyse die Grundlage für Planungen liefern. Dabei geht es nicht nur um Pflege, sondern alle Aspekte des Lebens im Alter. Von 2010/2011 stammt das erste Konzept, das nun fortgeschrieben wird. Die aktuell vorgelegten Zahlen im Ausschuss entspringen dieser Fortschreibung. Bis spätestens Anfang nächsten Jahres soll die Fortschreibung mit dem Teilbericht 4 "Evaluation der Maßnahmeempfehlungen" vollendet werden. Übersetzt: Aus der Bestandsanalyse sollen konkrete Vorschläge und Strategien erwachsen. Dazu dienen auch Pflegekonferenzen für den ganzen Landkreis, in den drei Versorgungsregionen (Herzogenaurach, Höchstadt, Erlanger Land) gibt es Runde Tische.

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