Pfründnerstiftung: Da kochen Emotionen hoch

10.10.2017, 17:54 Uhr
Pfründnerstiftung: Da kochen Emotionen hoch

© Archivfoto: Ralf Rödel

Manfred Welker (FW) hielt ein flammendes Plädoyer für den Erhalt der Stiftung. Die Gelder seien damals alle von Herzogenauracher Bürgern gekommen, die sich für Bedürftige engagieren wollten. Die Stadt habe das nicht gewürdigt und genutzt, sondern die Stiftung über die Jahre ausbluten lassen. Welker verwies auf die lange Geschichte der Stiftung und wehrte sich dagegen, "dass rein wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen".

Dies wies Bürgermeister German Hacker ebenso entschieden zurück. "Die Stiftung ist längst insolvent", sagte er. "Wer ein Interesse daran hat, dass die Gebäude im Sinne der Stiftung verwendet werden, der muss einer Auflösung zustimmen."

Das Grundstockvermögen der Stiftung besteht ausschließlich aus Immobilien, etwa dem Seelhaus, dem Wohnheim in der Kantstraße oder dem Großen Spital. Diese Immobilien werden ohnehin schon von der Stadt verwaltet, die der Stiftung auch hohe Summen für die Sanierung zur Verfügung stellt. "Aus der Stiftung selbst wäre dieses Portfolio längst nicht mehr finanzierbar", so Hacker.

Der finanzielle Aufwand (Personal, Haushalt) für diese beiden getrennten Rechtspersönlichkeiten, also Stadt und Stiftung, beläuft sich laut Hacker auf rund 50 000 Euro pro Jahr — Geld, das man einsparen und im Sinne der Stiftung verwenden könnte. "Die Stiftung soll ihre Berechtigung in den Geschichtsbüchern haben, wir wollen nur Bürokratie abbauen."

Retta Müller-Schimmel von den Grünen war da ganz auf des Bürgermeisters Seite. Sie habe bereits 2008/2009, als schon einmal über die Auflösung diskutiert wurde, mit Kopfschütteln den Aufwand für diese Stiftung zur Kenntnis genommen. "Aber diese heilige Kuh durfte man nicht schlachten". Sie sei deshalb froh, dass der Antrag jetzt wieder auf dem Tisch liege, denn: "Die Zeiten ändern sich." Das sah Walter Drebinger freilich ganz anders. "Die Stiftung wurde von Herzogenauracher Bürgern gegründet, wir sind die gewählten Vertreter und sollten so was am Leben erhalten." Für ihn als alteingesessenen Herzogenauracher sei die Stiftung "ein Wert, der zu Herzogenaurach gehört". Er wolle die Stiftung und ihre Gründer wertschätzen und für die Nachwelt erhalten.

Zum Ballast geworden

Drebingers Fraktionskollege Stephan Wirth dagegen tendierte dazu, man sollte tatsächlich lieber effizienter arbeiten und Kosten sparen. Die Stiftung sei über die Jahre zu einem Ballast geworden, und für die Verwaltung wäre das Prozedere nach einer Auflösung einfacher, "das kann man nicht wegdiskutieren". Dennoch konnte er sich nicht dazu aufraffen, einen entsprechenden Empfehlungsbeschluss für den Stadtrat auszusprechen.

Ebenso wie Georgios Halkias von den Grünen, der die Diskussion aufmerksam verfolgte. Als "Zugezogener" sehe er zwar keine Gründe für diese Stiftung, da die Ziele ja von der Stadt erfüllt würden. Dennoch registrierte er die Emotionalität der Debatte und wollte mehr Zeit zum Nachdenken.

Auch CSU-Fraktionssprecher Kurt Zollhöfer möchte das Thema erst noch innerhalb der Fraktion beraten. Deshalb gab es am Ende auch keinen Empfehlungsbeschluss, die Diskussion wird wohl im Stadtrat am Donnerstag, 19. Oktober, ab 18 Uhr noch einmal hochkochen.

Bürgermeister German Hacker erinnerte abschließend an einen wichtigen Satz, den er selbst ausgesprochen hat: "Heutzutage würde diese Stiftung gar nicht gegründet werden, weil diese Aufgaben die Stadt übernimmt" — nämlich, sich um "alte, bedürftige oder minderbemittelte Bürgerinnen und Bürger" zu kümmern und ihnen bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

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