Pilz-Rarität vor der eigenen Haustür

30.9.2015, 08:58 Uhr
Pilz-Rarität vor der eigenen Haustür

© Foto: Silvia Schulte

Schwer zu sagen, welche Sensation die größere ist: Dass Hans Krautblatter als ausgewiesener Pilzexperte ein Exemplar findet, das ihm in all den Jahren noch niemals untergekommen ist, oder die Tatsache, dass die Rarität direkt vor seiner Terrassentür sprießt. Dass sich auf der Wiese hinter seinem Haus ein Pilz breitgemacht hatte, war dem ehemaligen Gymnasiallehrer für Biologie schon länger klar. Als Grund für einen braunvertrockneten Fleck vermutete er sofort ein Myzel – und behielt Recht. Vor etwa einer Woche spitzten dort die ersten Pilze aus dem Boden, angeordnet in typischer Kreisform, dem „Hexenring“.

Schnell erkannte Krautblatter, dass es sich um Champignons handeln musste. Doch welche der rund 60 Arten — das konnte er erst bestimmen, nachdem die Exemplare herangewachsen waren. Dann nämlich bildet sich die braun-schuppige Oberfläche, auf die der lateinische Name des „Agaricus praeclaresquamosus“ hindeutet.

Schon zuvor hatte der Pilzfachmann festgestellt: Der Fund musste zu den sieben ungenießbaren Champignon-Arten gehören. Dafür gibt es ein typisches Indiz, das allen giftigen Pilzen eigen ist: „Beim Anschneiden oder -ritzen färben sich die Schnittflächen schnell intensiv gelb“, sagt Krautblatter. Auch der Karbolgeruch, der von der frischen Schnittfläche ausgeht, lädt nicht zum Genießen ein. Das ist auch besser so, denn den Verzehr des Perlhuhn-Egerlings müsste man mit Magen-Darm-Problemen büßen.

Auf seinen Erstfund ist Hans Krautblatter deshalb stolz, weil der Verbreitungsatlas bisher im Steigerwald und in Mainfranken noch keinen Vertreter dieser Champignon-Art verzeichnet. Lediglich für das Regnitzgebiet sind zwei Fundorte bekannt. Ohnehin ist das Vorkommen von Champignons hierzulande rückläufig. „Sie mögen keine stark gedüngten Standorte“, weiß Krautblatter.

Warum ein Teil der über eine Milliarde Sporen, die ein Perlhuhn-Egerling abgeben kann, ausgerechnet im Garten des Pilzexperten auf fruchtbaren Boden fiel, kann Krautblatter selbst nicht genau sagen. Doch er ist sicher, dass ihm der Neuzugang erhalten bleibt und sich die Myzele im Boden weiter verzweigen. „Nächstes Jahr ist der Hexenring dann schon ein Stück größer“.

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