Pommersfelden: Kirchenstiftung muss raus

14.5.2015, 13:00 Uhr
Pommersfelden: Kirchenstiftung muss raus

Umzugskartons stapeln sich noch nicht in der Schlosskapelle Pommersfelden. „Wir misten gerade aus“, sagt Kirchenpflegerin Johanne Belzer. Sie räumt Dekorationsmaterial aus den Schränken, verschenkt übrig gebliebene Bastelsachen an den Kindergarten und sortiert Unterlagen. Und sie sagt es symbolisch: „Die Landebahn wird abgefegt.“

Es muss also alles startklar sein. Schließlich steht der Termin für den „Abflug“ schon fest: 31. Mai. Bis zu diesem Tag läuft der Nutzungsvertrag der Katholischen Kirchenstiftung für die Schlosskapelle. „Die Kündigung steht ja“, sagt Johanne Belzer, „und deswegen verhalten wir uns entsprechend.“ Man merkt: Sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

Aber neue Gespräche mit dem Grafen beziehungsweise der Stiftung Schloss Weissenstein, der er vorsteht, hat es laut Belzer nicht gegeben. Lediglich ein Termin wurde vereinbart, um die Besitzverhältnisse zu klären. Es besteht eine Inventarliste und beide Seiten wollen verhindern, dass nach dem Auszug etwas fehlt. Deswegen treffen sich Vertreter beider Stiftungen wohl in der kommenden Woche. „Wer genau kommt, wissen wir nicht“, sagt Belzer. Das Schloss reagiert auch auf eine NN-Anfrage mit Schweigen.

Der Nutzungvertrag mit der Filialkirchenstiftung Pommersfelden besteht seit 1982. Wie berichtet hat der Vorstand der Stiftung Schloss Weissenstein ihn gekündigt. Laut einer Pressemitteilung sind dieser Entscheidung „viele Monate des Streits“ vorausgegangen. Pflege und Unterhalt des denkmalgeschützten Gebäudes seien vernachlässigt worden.

Klarer Widerspruch

Diesen Vorwürfen hatten die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat klar widersprochen. In einer öffentlichen Stellungnahme verweisen sie außerdem darauf, dass „die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten erhebliche Summen in den Erhalt der gräflichen Schlosskapelle investiert“ hat, unter anderem durch Fördergelder bei der Sanierung. „Ist sich die Schloss-Stiftung eigentlich bewusst, dass eine reine Privatkapelle derartige Fördergelder niemals erhalten hätte?“, fragen die Vertreter.

Sie betonten auch, dass Räume in der ehemaligen Fasanerie, die die Gemeinde auf eigene Kosten saniert und ausgestattet hat, aufgrund der neuen Schließordnung kaum mehr zu nutzen seien. „Damit sieht sich die Gemeinde eines wichtigen Teils ihres Gefüges beraubt.“

Wie es nach dem 31. Mai weiter geht für die Katholiken in Pommersfelden ist noch unklar. „Wir gehen Schritt für Schritt vor“, sagt Johanne Belzer. Die evangelischen Kirchengemeinden Steppach, Pommersfelden und Limbach erklären sich ausdrücklich solidarisch. „Wir stehen auf der Seite unser katholischen Schwestergemeinde“, sagt Pfarrer Andreas Steinbauer. Am Tag des Auszugs findet deshalb in der evanglischen Kirche kein Gottesdienst statt. Vielmehr ruft Steinbauer die Gläubigen auf, an der Messe in der Schlosskapelle teilzunehmen. Es könnte die letzte sein.

Keine Kommentare