Punktgewinn in Bietigheim

18.12.2017, 05:46 Uhr
Punktgewinn in Bietigheim

© Foto: Fellner

Die Vorzeichen standen alles andere als gut. Zu den drei Verletzten Viktoria Egle, Laila Schneidereit und Carole Mittelheisser, meldeten sich auch Sarah Stephan und Jana Lichtscheidel kurzfristig krank. So fuhr man mit stark dezimiertem Kader ins Schwabenland.

Die Einstellung stimmte, Trainer Klaus Watzinger brauchte bei der Motivation nicht nachzuhelfen, jede Spielerin war bereit, zu kämpfen. Amelie Theobald, die auf der Linksaußen- und Mittelposition zum Einsatz kam, sagte rückblickend: "Wir hatten nichts zu verlieren und nahmen uns vor, uns einfach durchzubeißen."

Das Spiel startete mit einer klaren Führung der Gastgeber, die nur auf Junioren-Nationalspielerin Jana Scheib verzichten mussten. Eine mäßige Angriffsleistung mit vielen Fehlwürfen der Herzogenauracherinnen drohte das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Die auf die linke Angriffsseite verschobene 5:1-Deckung der Bietigheimer bedeutete eine ungewohnte Herausforderung.

Nach neun Minuten, beim Stand von 4:1, nahm Trainer Klaus Watzinger eine Auszeit, um die Reserve des Deutschen Meisters nicht davonziehen zu lassen. Ein Drei-Tore-Lauf der Watzinger-Sieben sorgte für den zwischenzeitlichen Ausgleich. Besonders Laura Wedrichs Tore halfen den Herzogenauracherinnen, im Spiel zu bleiben. Bis zur Halbzeit konnte man durch Tore von Tanja Küffner und Alina Erdmann sogar "sensationell" (Watzinger) mit 10:12 in Führung gehen. Erdmann, in dieser Saison meist nur in der zweiten Mannschaft im Einsatz, sorgte im Rückraum für Wirbel.

Wieder einmal war der ausgeglichene Kader Trumpf: Spielerinnen mit wenig Spielpraxis übernahmen Verantwortung und kompensierten die Ausfälle der ersten Garde. Teamgeist und unbändiger Kampfwille waren Basis dafür, dass man den Favoriten ärgern konnte. Vor allem in der Abwehr zeigten die Handballerinnen zum Teil auf ungewohnten Positionen, starke Leistung. Unterstützt wurden sie von der gut haltenden Martina Ebersberger im Tor. Laut Theobaldder Grundstein zum Punktgewinn: "Jeder wurde gebraucht und hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen, eine geschlossene Mannschaftsleistung."

Die zweite Halbzeit verlief ähnlich: Die Heimmannschaft übernahm wieder die Führung. Mitte der zweiten Hälfte konnte sie sich sogar bis auf drei Tore absetzen. Die Turnerschaft stemmte sich mit Leidenschaft gegen die drohende Niederlage.

Nun kam die Zeit von Saskia Probst: Die 19-jährige Linkshänderin, die in der vergangenen Saison Toptorschützin der Bayernliga war und in vielen Spielen über zehn Tore warf, startete ihren Torreigen. Sechs Treffer in den letzten zehn Minuten hielten die TSH-Damen im Spiel. Die zentimetergenauen Gegenstoßpässe von Ebersberger verwertete die Rechtsaußen auf beeindruckende Weise.

Einhändig oder im Sprung

Probst versteht es, den Ball einhändig oder im Sprung anzunehmen und im gegnerischen Tor zu versenken. Vier Minuten vor Abpfiff warf sie die Gäste sogar mit einem Tor in Führung. Diese egalisierte die Bietigheimerin Lena Vogt allerdings umgehend. In den verbleibenden drei Minuten vermochte keine Mannschaft mehr ein Tor zu werfen. Dennoch war die Sensation perfekt. Mit dem 23:23-Unentschieden gelang es den Handballdamen der TSH als erster Mannschaft überhaupt, in dieser Saison einen Punkt aus der Bietigheimer Halle zu entführen.

Ein perfekter Abschluss der Vorrunde, den die Damen auf der Busfahrt gebührend feierten. Watzinger, der auf seinen Trainerkollegen Mirko Scholten verzichten musste, war sehr erfreut über das Ergebnis: "Solche Spiele hast du nicht so oft, keiner hat von der Mannschaft etwas erwartet. Die Spielerinnen waren aber enorm motiviert und jede gab auf dem Spielfeld 100 Prozent. Jetzt freuen wir uns auf Weihnachten und haben Zeit, die Köpfe frei zu bekommen. Anfang nächsten Jahres warten mit Kandel und Ketsch zwei Mannschaften aus der direkten Konkurrenz auf uns. Wir wollen den guten Weg, auf dem wir uns befinden weiter gehen."

TSH: Ebersberger, Gerling, Wedrich 6/1, Bestle 1, Probst 9/1, Zimmermann, Lang, Merz 1, Erdmann 2, Theobald 2, Küffner 2, Neumann.

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