Rathaus-Neubau in Herzo: Dach bleibt flach

2.12.2016, 06:00 Uhr
Rathaus-Neubau in Herzo: Dach bleibt flach

© André De Geare

Damit hat der Stadtrat einen massiven Eingriff vor allem in den Schlossgraben beschlossen, der den Bürgervertretern nicht leicht fiel. Ist doch der Schlossgraben mit seinem Spielplatz eine Art „Central Park“ von Herzogenaurach (Walter Drebinger, CSU), an den sich Kindheitserinnerungen knüpfen, wie bei Franz-Josef Lang (CSU). Doch braucht ein Erweiterungsbau nun einmal mehr Platz als der Bestand, und, wie es Bernhard Schwab sagte. „Einen Tod muss man sterben“. Also entschieden sich 23 von 26 Räten mehr oder minder schweren Herzens für die Veränderung.

Britta Dassler (FDP), Manfred Welker (FW) und Peter Maier (Grüne). Die beiden Erstgenannten finden den Schlossgraben wichtig, „ein Stück Heimat“ (Dassler) von „historischer Bedeutung“ (Welker), deren Verlust drohe. Alle drei erklärten zudem ein Satteldach für die bessere Lösung.

Den Rückgriff in historische Dachformen hatte eingangs der Architekt Friedrich Bär dem Stadtrat mit vielen Argumenten ausgeredet. Wie schon dem Planungsausschuss erläuterte Bär auch dem Plenum, dass der Neubau des Rathauses durchaus die Geschichte des Standorts respektiert, sogar betont. Denn, so Bär, um Schloss bzw. Burg als Kern ist die mittelalterliche Bebauung Herzogenaurachs gewachsen — ringförmig. Die Bebauung habe Schutzcharakter, diene auch der Abgrenzung nach außen.

Dieser Ringcharakter sei auch die Grundidee des Bär’schen Entwurfs. Und die Architektur übernehme dabei die Knicke und Fluchten des Altbaus, zeige fünf- bzw. sechseckige Geometrien. Der Neubau lasse gleichwohl dem historischen Schlossgebäude seine Höhe und Wirkung, setzte sich durch das Flachdach von ihm ab.

Mit Satteldächern käme der Neubau viel höher heraus, lenke vom Altbau ab. Und setze man dem Sitzungssaal im Obergeschoss noch ein „Sparkassenhäubchen“ auf (Bär über historisierende Satteldächer), so würde man ihn in fast schon sakraler Art überhöhen. Was nicht der Sinn sein könne. Bär plädierte dafür, die Grundidee der Burg an dem Standort weiterzudenken, nicht sie kopierend aufzunehmen. Hier machte Bär auch seinen Kollegen aus den 60er Jahren ein Kompliment, die den jetzigen, dem Abriss geweihten Schlossanbau geplant hatten: „Das hat schon gestimmt, was die gemacht haben.“

Keine höheren Dächer als das alte Schloss. Nach der Maxime habe auch er sich für die Flachdach-Architektur entschieden, sagte Franz-Josef Lang. Vor der Größe des Neubaus habe er aber etwas Angst. Lang bat den Architekten, den Neubau nicht zu massiv wirken zu lassen. Walter Drebinger hat seinen Frieden mit dem Entwurf gemacht, sagte er. Aber seinen Wunsch nach einem transparenten Sitzungssaal, der über dem Verwaltungstrakt des neuen Rathauses thront, äußerte er dennoch in der Debatte.

Bernhard Schwab, der Sprecher der CSU-Fraktion, sah vor allem eins erfüllt: die zentrale Lage und die Einheit der Verwaltung in einem Gebäude. Er sei gegen die Zweihäusigkeit von Rathäusern. Schwab bekam von Bürgermeister German Hacker die Zusicherung, der Vorschlag seines Fraktionskollegen Walter Nussel werde vor der weiteren Planung des Hubmann-Areals geprüft. Nussel hatte angeregt, eine ausgedehntere Tiefgarage zu planen und einen unterirdischen Verbindungsgang.

Von der SPD-Fraktion kam nur Zustimmung. Sandra Wüstner sah in dem Bau ein neues Highlight, den Planungs- und Bauprozess als spannende Sache, das Flachdach als bereichernden Gegensatz zur historischen Bebauung. Holger Auernheimer verwies auf das fundierte Auswahlverfahren, das zum Sieg des Bär-Entwurfs geführt

hatte. Das Ergebnis sollte man beibehalten. Und der Grüne Georgios Halkias schließlich verwies auf das gesamte Gestaltungsprojekt einschließlich des Hubmann-Platzes: „Es wird ein toller Platz werden“.

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