Ratschläge für einen leichten Schulranzen

HERZOGENAURACH - Der Mythos hält sich schon ewig: Mit sündhaftteuren Schulranzen, schwerer als das Eigengewicht, müssen sich zarte Schulanfänger heute in einer Woche auf den Weg von zu Hause in die Bildungsstätte machen - und zurück. Das stimmt doch so nicht, winken Experten ab.

Gabriele Lommer schüttelt den Kopf, viel geändert hat sich beim Schulbedarf eines Abc-Schützen nicht in den letzten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten. "Es gibt eine Grundausstattung für alle Schüler, die einfach notwendig ist", sagt die Rektorin der Grundschule Herzogenaurach, die 155 Schüler am 16. September erstmals besuchen.

Dazu gehören zum Beispiel: eine Umschlagmappe, Schnellhefter, ein Hausaufgabenheft, ein langes Lineal, Malsachen wie ein Malkasten sowie Pinsel und Block, Hefte, ein Schlamper- oder Federmäppchen mit Stiften, Spitzer und Klebestift.

Dazu kommen Sportbeutel und Turnkleidung. "Es ist völlig egal, wo das Kind eingeschult wird, diesen Grundstock braucht der Abc-Schütze", stellt Lommer klar - und auch: "Es gibt auch Anschaffungen, die in der Klasse angeschafft werden und auch von der Parallelklasse genutzt werden." Alles ökonomisch gedacht.

Besser aussortieren

Damit sich der Nachwuchs nicht unter den Lasten der schweren Schulranzen biegen muss, wanderten die Schulbücher nur in die Tasche, wenn die Kinder sie für die Hausaufgaben brauchen. Das gilt auch für die Arbeitshefte und die Schnellhefter. Mit sich schleppen sollen die Kleinen, Lommer zufolge, am besten nur ein paar Blätter und das Mitteilungsheft für die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkraft in ihrer Sammelmappe

"Die Ansicht, dass der Ranzen immer schwerer werde, ist eine subjektive", meint die Rektorin, "wir raten jedenfalls auch an unseren Elternabenden, dass am Vortag die Stundenpläne inspiziert werden, Altes aussortiert und abgeheftet sowie tagesaktuell gepackt wird. Das nimmt halt etwas Zeit in Anspruch."

Empfehlungen der Rektorin

Ein paar Dinge würde sie aber doch noch empfehlen, sagt Rektorin Gabriele Lommer. "Durch unsere Erfahrungen wissen wir, dass Farbe aus dem Billigmalkasten nicht deckt und einige Marken darauf achten, dass der Schulranzen nicht so viel Eigengewicht, breite Riemen, Reflektoren sowie ein separates Fach für Flüssiges und Nahrung hat."

Auch teurere Dreiecksstifte empfehlen sie, wenn das Kind mit der Motorik ein paar Schwierigkeiten hat. "Doch es bleibt alles den Eltern überlassen", sagt Lommer entgegen dem Mythos, dass viele Lehrkräfte vor allem auf Marken setzen und damit die lange Liste zum Schulbeginn zum Luxus-Einkauf machen.

Thomas Kotzer, Geschäftsführer des Schreibwarenladens Ellwanger, bringt das in Zahlen: Eine Ranzen- Mäppchen-Turnbeutel-Kombination kostet rund 150 Euro. Ein stolzer Preis, aber: "Ein Kind geht damit gut 1000 Tage in die Schule, damit kostet der Ranzen 15 Cent pro Tag. Vielen Müttern, die dann ächzen, schlage ich vor, das mit dem Geld für ein paar Damenschuhe zu vergleichen."

20 Cent pro Tag

Für die Erstausstattung mit Heften, Stiften und Co. kämen dann noch 20 Euro drauf – und auch hier rechnet Kotzer herunter: "Pro Jahr geht ein Kind 250 Tage in die Schule, dann kostet die Bildung 20 Cent pro Tag." Hat man einen "großen Zettel" in der Hand, der unterteilt ist in die einzelnen Fächer, müssen Eltern mit gut 50 Euro rechnen - der komme dann aber erst in den höheren Stufen. Mittlerweile aber klagen wenige Eltern über die Kosten, sagt Kotzer, "die Bildung hat einfach ihren unabdingbaren Platz in der Gesellschaft".

Vor allem die Mädchen bereiteten sich akribisch auf ihren ersten Schultag vor, sagt Kotzer. "Die suchen dann auch zehn Minuten lang den Schnellhefter aus, der ihnen am besten gefällt. Jungs sind da pragmatischer." Am aufgeregtesten und spitzfindigsten sind aber die Muttis. "Die wollen alles hundertprozentig perfekt machen, manchmal muss sie dann der Nachwuchs bremsen", erinnert er sich und lacht.

Oft stünden den Mamas dann plötzlich zwischen Blei- und Buntstiften die Tränen in den Augen. Thomas Kotzer und seine Kollegen werden zum Taschentuchgeber: Es sei doch erst gestern gewesen, als der Kleine auf die Welt gekommen ist.