Realschule Herzogenaurach hilft in Weißrussland

19.8.2016, 07:06 Uhr
Realschule Herzogenaurach hilft in Weißrussland

© Archivfoto: privat

Beim Ehemaligen-Tag der Realschule Herzogenaurach am 23. September ab 17.30 Uhr, wenn Schüler, Lehrer und Elternbeiräte zur 55-er Party einmal wieder zusammenkommen, gibt es auch eine Tombola, um Spendengelder für die vor allem energetisch sanierungsbedürftige Mittelschule in Voropajevo zusammen zu bringen.

Sehr anders als hier zu Lande sind Lehrer in Weißrussland auch baulich für die Klassenzimmer verantwortlich, für das Streichen der Wände genauso wie für notwendige Reparaturen. Unterrichtsmaterialien stellen sie oft aus ihrem privaten Besitz zur Verfügung. Die Schule ist nicht nur ein Lernort, sondern auch kulturelles Zentrum, wo Musikveranstaltungen für Jugendliche angeboten werden.

Seit die in Voropajevo ansässigen größeren Betriebe wie die Möbelfabrik, das Betonwerk, die Sowchose oder die Eisenbahn die Schule wegen wirtschaftlicher Einbrüche und Entlassung von Mitarbeitern nicht mehr so stark unterstützen können, fehlt Hilfe noch mehr.

Ein Grund mit für die ökonomischen Probleme ist der Bürgerkrieg in der Ukraine, wohin Weißrussland Handelsbeziehungen unterhält.

Dies ist der Hintergrund, den die ehemalige Realschullehrerin für Mathematik und Physik, Marga Auer, zum Jubiläum „20 Jahre Freundeskreis Weißrussland“ schildert. Sie ist die Vize-Vorsitzende des Freundeskreises. „Ziel unseres Vereins ist die Völkerverständigung, der Abbau von Vorurteilen und die Pflege der deutsch-weißrussischen Beziehungen“, schreibt der Freundeskreis mit Vorsitzendem Heinrich Bickel und Klaus Becker als Kassier im Flyer „20 Fenster für 20 Jahre“.

Die Beziehungen zu Belarus, Nachbar von Polen und Litauen, seit 1994 regiert vom autoritären Machthaber Alexander Lukaschenko, entstanden zum einen aus der Idee, nach dem deutschen Mauerfall Kontakte zu Schulen hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang zu knüpfen.

Zum anderen hatte die Lehrerin Marga Auer biografische Bezüge zu Weißrussland, denn ihr Vater stammte von dort und war im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangener nach Franken gelangt. Ferner entstanden nach der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl durch die Erholungsreisen für Kinder auch Kontakte aus Weißrussland in den Westen.

1993 unternahm die Realschule Herzogenaurach den ersten Schüleraustausch nach Voropajevo, nachdem zahllose Fragen zu Strahlenschutz, Kriminalität und mehr beantwortet waren.

Marga Auer erinnert sich an die nicht einfache Vorgeschichte: „Ein Elternteil wollte die Reise sogar verhindern.“

Die Schüler indes waren von dieser und den folgenden Reisen begeistert, von der Herzlichkeit und der Begegnung mit einer Welt, in der noch Pferdefuhrwerke auf den Straßen zum Bild gehörten. 1994 erfolgte der Gegenbesuch und seither in zweijährigem Wechsel ein steter Besuchskontakt. Mit der Zeit wurde eine ganze Anzahl von Hilfssendungen nach Weißrussland entsandt: Kleidung, Werkzeuge, Computer, Drucker, Schulmaterial, eine ganze Küche von INA. Bei acht Austauschfahrten war Marga Auer dabei. Nach ihrer Pensionierung übernahmen Doris Keller und Steffi Offinger die Betreuung des Schüleraustausches.

Eindrucksvoll für die Schüler der Realschule war auch die Begegnung mit Liquidatoren, beim GAU in Tschernobyl damals junge Soldaten, die in die Ukraine beordert worden waren. Zu ihrem Glück wurden sie nicht an vorderster Front eingesetzt, um den Reaktor zu löschen. Den Realschülern in Herzogenaurach konnten sie gleichwohl eindringlich vermitteln, was ein Atomunfall wie auch in Fukushima auslöst. Marga Auer verbindet mit diesem Engagement noch immer die Hoffnung, dass ein an der Grenze zu Litauen geplantes Atomkraftwerk verhindert werden kann.

Spendenkonto: Sparkasse Erlangen IBAN DE50 76350000 0006 0092 18 Aktion Fenster

Keine Kommentare