Rezelsdorfer sehen sich doppelt als Opfer

24.10.2014, 16:48 Uhr
Rezelsdorfer sehen sich doppelt als Opfer

© Foto: Ingrid Jungfer

Susanne Hausmann will sich nicht nach vorne drängen, aber in der Berichterstattung über die geplanten Windkraftanlagen sieht sie ihre Position und die der 140 Dorfbewohner, die eine Protestliste unterzeichnet und dem Gemeinderat überreicht haben, einseitig dargestellt.

So sei auch durch die NN-Berichterstattung der Eindruck erweckt worden, die Rezelsdorfer hätten bei einer angeblich öffentlichen Versammlung am 16. Oktober mit Abwesenheit geglänzt. Dabei sei dieser Info-Abend zwar im örtlichen Gasthaus Lunz abgehalten worden, aber eingeladen gewesen seien nur Bürgermeister Heinrich Süß, die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat und die Medien, aber mitnichten die Anwohner. Susanne Hausmann: „Das haben die Räte auch vor laufenden BR-Kameras bestätigt.“

Sie und ihre Mitstreiter befürchten, dass der Betreiber der Bürgerwindräder, Marcus Dornauer, nun alle Formalitäten schnell über die Bühne bringen möchte, ehe der neue Gesetzesentwurf der Bayerischen Staatsregierung H10 greift, der das Bauen von Windkraftanlagen erschwert.

Laut Hausmann würde nach den neuen Richtlinien im Fall der großen Rezelsdorfer Windräder (140 Meter Höhe, mit Rotoren sogar 199,5) der Mindestabstand zur Wohnbebauung 2000 Meter betragen. Die jetzigen Standorte sind 680 Meter entfernt.

Das Hauptproblem sieht sie in der Lärmbelästigung. Laut einem Gutachten Dornauers, das ihr vorliege, betrage die Geräuschkulisse 45 Dezibel – da ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen bereits eine entspannte Konversation erschwert. Auf Dauer sei das gesundheitsgefährdend, sagt sie und kontert die Vorwürfe der Windradbefürworter, man müsse für die erneuerbaren Energien auch „Opfer“ bringen: „Das Opfer ist unsere Gesundheit – und da hilft uns auch keine finanzielle Entschädigung, die manche Gemeinderäte ins Gespräch gebracht haben.“

Ihr Vorschlag lautet nun, einfach noch einmal neue Grundstücksverhandlungen zu führen – und eben etwas weiter außerhalb des Orts Standorte zu finden.

Im speziellen Rezelsdorfer Fall (obwohl eigentlich das Landratsamt Neustadt/Aisch - Bad Windsheim federführend ist, weil das eigentliche Grundstück im Nachbarlandkreis liegt) hält sie einen Windpark ohnehin für wenig sinnvoll. Sowohl, was die Effizienz der Windkraftanlagen betrifft als auch in punkto Umweltbilanz. Susanne Hausmann: „Wir haben hier eine schützenswerte Natur mit seltenen Spezies wie Eisvogel, Graureiher und sogar dem von der Ausrottung bedrohten Seeadler, dazu verschiedene Schlangenarten.“

Nun hofft sie wenigstens auf einen Kompromiss, dass die Menschen in Rezelsdorf in Ruhe weiter leben können. Daher hat sie sich sehr über die „bürgernahe Entscheidung“ des Gemeinderats am Montag gefreut. Noch im Januar hatten die Weisendorfer Räte mit großer Mehrheit dafür votiert, dass die Vorbehaltsfläche nahe dem Ortsteil in den Regionalplan Windkraft zur Energieversorgung aufgenommen wurde. Jetzt endete ein Votum darüber, ob man im Beteiligungsverfahren als betroffene Kommune dem federführenden Landratsamt sein Einvernehmen gegenüber erklärt, umgekehrt. Abstimmungsergebnis 9:11.

Wie geht es nun weiter? Am kommenden Dienstag, 28. Oktober, lädt die neue Bürgerinitiative Rezelsdorf und Umgebung zu einer eigenen Infoveranstaltung ein (Beginn: 19 Uhr im Gasthaus Lunz). Zu Gast werden da auch die ebenfalls betroffenen Anwohner der Dachsbacher Ortsteile Arnshöchstadt und Traishöchstadt sein.

Drei Tage später, an gleicher Stelle, um 19.30 Uhr gibt es eine offizielle Bürgerversammlung, zu der die Gemeinde Weisendorf einlädt.

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