Risiko — aber kein Harakiri

24.6.2016, 16:51 Uhr
Risiko — aber kein Harakiri

© Foto: Matthias Kronau

Wie berichtet, gab es nun mehrere Annäherungsversuche zwischen Oberliga und Bayernliga, da wurden die Gespräche schon mal für gescheitert erklärt, ehe dieser Tage durchsickerte, dass es doch eine Lösung gebe und die Oberliga Ende September mit zwölf Teams an den Start gehen werde. Namen wurden offiziell genannt, aber die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass es sich dabei um Meister EHC Waldkraiburg, Vorjahresmeister EV Lindau und den zweimaligen „Vize“ Höchstadter EC handelt.

Die Alligators von der Aisch hätten sowohl 2015 als auch heuer den Aufstieg in Anspruch nehmen dürfen, aber aus nachvollziehbaren Gründen stets verzichtet. Bekanntlich scheut das gebrannte Kind das Feuer: 2005 war der HEC nach drei Jahren aus der Oberliga ausgestiegen – unter Umständen, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten.

In einer Pressekonferenz verkündete der damalige Präsident und heutige Verwaltungsratsvorsitzende Axel Rogner, dass man den Abstieg anstrebe und daher fortan mit einem Team auflaufen werde, das sportlich nicht mehr konkurrenzfähig sei.

Noch ein weiteres Jahr Oberliga hätte für den Verein das finanzielle Aus bedeutet, machten die HEC-Verantwortlichen seinerzeit deutlich. Die Einnahmen konnten die Ausgaben einfach nicht mehr abdecken, die Schulden drohten die Alligators zu erdrücken.

Der Abstieg „gelang“, im folgenden Jahr wurde man auf Anhieb wieder Bayernligameister, verzichtete aber auf eine Oberliga-Rückkehr, sondern setzte auf eine finanzielle Konsolidierung. Danach stand ein Aufstieg jahrelang wegen ausbleibender Erfolge nicht mehr zur Debatte, dennoch galt die Oberliga weiterhin als unattraktiv, viele Bayernligameister scheuten diesen Gang wie der Teufel das Weihwasser.

Auch heuer wäre kein Team aufgestiegen. Der HEC hatte seinen Verzicht nicht nur sportlich (wenn, dann wolle man als Meister aufsteigen), sondern auch mit Defiziten am Stadion begründet. Ähnliche Argumente führten die potentiellen Aufstiegskandidaten aus Waldkraiburg und Lindau ins Feld.

Aber nun hat sich die Situation maßgeblich gewandelt. Zum einen kommt die Oberliga den wechselwilligen Bayernligisten offenbar in Hinsicht auf die Infrastruktur recht großzügig entgegen, zum anderen gibt es nach jahrelanger Abneigung nun auch wieder gute sportliche Gründe, eine Klasse höher anzutreten.

Denn sollten tatsächlich drei starke Bayernligisten abwandern, würde das Niveau im Eishockey-Oberhaus des Freistaats spürbar verwässern. Die Playoff-Serien gerade gegen Waldkraiburg oder Lindau sind den Höchstadter Fans unvergessen und entschädigten für viel Leerlauf und Geplänkel in der Hauptrunde.

Hinzu kommt noch ein Vorteil gegenüber der Oberliga à la 2005: Damals mussten die Aischgründer als nordbayerischer Vertreter nach Berlin (sogar zu zwei Vereinen), Bremerhaven, Hannover oder Oberhausen reisen. Bis auf die Frankenderbys waren das nur solche Marathontouren. Diese blieben ihnen in der Oberliga Süd erspart, da sind nur bayerische und ein sächsischer Vertreter (Schönheide) am Start.

Also ein durchaus attraktives Paket, das anscheinend auch die Skeptiker in Höchstadt überzeugt hat. Schließlich muss es ja im Sport das Ziel sein, seine Grenzen auszutesten und so weit nach oben oder vorne zu kommen, wie es machbar ist. Gerade den Fans – da liegt der HEC bayernligaintern auf Rang drei – ist es auf Dauer kaum zu verkaufen, dass man stets vorne mitspielt, aber eigentlich nicht aufsteigen will.

Andererseits kann man auch die Vereinsverantwortlichen verstehen, dass sie diesen Erfolg nicht um jeden Preis erkaufen wollten. Die aktuelle Krise der Oberliga eröffnet jedoch die Chance, es noch einmal in der Drittklassigkeit zu probieren, ohne „Harakiri“ zu begehen, wie es ein Insider im HEC-Forum formuliert. Ein anderer schreibt: „Für manchen HEC-Fan klingt das wie ein Sommernachtstraum. So etwa, als ob Weihnachten und Ostern tatsächlich auf einen (Sommer-)Tag fallen würden.“

Nun bleibt abzuwarten, ob der BEV „grünes Licht“ gibt – und dann wird man sehen, ob ein zweites Abenteuer „Oberliga“ zum Happyend oder zu einem erneuten bösen Erwachen führt . . .

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