Risikogeburt im Mittelalter

2.3.2015, 17:53 Uhr
Risikogeburt im Mittelalter

© F.: Jansen

Der Verein Kultur Erlangen-Höchstadt hatte die promovierte Historikerin zu dieser Lesung eingeladen, und der stellvertretende Landrat Christian Pech outete sich gleich zu Beginn als Fan: „Es gibt immer Diskussionen zwischen meiner Frau und mir, wer ein neues Buch von Sabine Weigand zuerst lesen darf.“

Stammten bisher ihre Hauptfiguren aus der fränkischen Heimat, so stellt Weigand in ihrem neuen Roman die Sizilianerin Konstanze, die Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI., in den Mittelpunkt. Vor über zwei Jahren hat sie sich diese Protagonistin ausgesucht, die zwar relativ unbekannt ist, zu der es aber viele Urkunden gibt. Als Historikerin ist Sabine Weigand die exakte historische Wahrheit wichtig, und so verwendet sie erst einmal viel Zeit auf die wissenschaftliche Recherche. Sie besichtigt zunächst den Schauplatz des Geschehens, unter anderem auch das Grab der Verstorbenen in der romanischen Kathedrale von Palermo, dann erst beginnt die Fiktion. „Nichts ist authentischer als eine Hauptfigur, die es wirklich gegeben hat“, meint die Autorin.

Erst im Alter von 30 Jahren (für die damalige Zeit uralt) taucht Konstanze in den Originaldokumenten auf, als Braut des erst 19-jährigen Heinrich. Die Heirat ist eine politische Entscheidung, soll dadurch doch das Königtum Sizilien, das bis Rom reicht, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einverleibt werden. Zehn Jahre muss Konstanze auf die ersehnte Schwangerschaft warten und — um allen Gerüchten entgegen zu treten — bringt sie im Alter von 40 Jahren ihren Sohn Friedrich II. öffentlich auf die Welt. Die historischen Fakten bilden die Grundlage, wichtig ist Sabine Weigand aber auch, die Lebensumstände des Mittelalters in ihrem Roman lebendig werden zu lassen. Mittelalterliche Könige waren immer auf Reisen, sie machten Station in den Pfalzen und hinterließen dort völlig verdreckte Burgen. „Es gab keine Toiletten, Waschen war unüblich“.

Die Essgewohnheiten unserer Vorfahren entsprachen auch nicht unbedingt unseren heutigen Vorstellungen. So war es gängige Praxis, Singvögel zu verspeisen, gewürzt wurde nur sehr wenig, da Gewürze unglaublich teuer waren. Pfefferkörner wurden beispielsweise nur einzeln gekauft. Viele Details ergeben ein umfassendes Sittengemälde des Mittelalters.

Die Zuhörer bei der Lesung jedenfalls waren begeistert und stürmten den Bücherstand, um sich ein signiertes Exemplar zu sichern. Nach ihren weiteren Plänen befragt, kündigte Weigand ihren nächsten Roman „Ich – Eleonore, Königin zweier Reiche“ für September an. Im Mittelpunkt wird Eleonore von Aquitanien stehen, die Mutter von Richard Löwenherz, bekannt als „Skandalkönigin“ des Mittelalters.

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