Russische Austauschschüler besuchen Höchstadt

25.9.2014, 09:00 Uhr
Michaela Rosenthal (r.) von der Polizeiinspektion Höchstadt erklärt den Besuchern aus Krasnogorsk, was zur Grundausstattung im Einsatzfahrzeug gehört.

© Ralf Rödel Michaela Rosenthal (r.) von der Polizeiinspektion Höchstadt erklärt den Besuchern aus Krasnogorsk, was zur Grundausstattung im Einsatzfahrzeug gehört.

Beinahe wäre aus dem Schüleraustausch in diesem Jahr nichts geworden. Zwar waren die Flugtickets für die vier Buben und 15 Mädchen und die vier begleitenden Lehrkräfte längst gekauft, doch die beantragten Visa wurden nicht ausgestellt. „Das kommt leider immer wieder vor“, sagt Alexandra Primachek, die an der russischen Schule Englisch unterrichtet. Auch Klaus Strienz vom Freundeskreis Höchstadt-Krasnogorsk kann das bestätigen. Er schaltete sich von Höchstadt aus ein und konnte schließlich erreichen, dass das Konsulat doch noch grünes Licht gab.

Es wäre auch ein Novum gewesen, wenn der diesjährige Besuch der russischen Schüler hätte ausfallen müssen. Schließlich findet der Schüleraustausch, der über Firmenkontakte der Martin Bauer Group entstanden ist und vom Unternehmen maßgeblich entwickelt und gefördert wird, bereits seit 1996 regelmäßig statt. Im Jahr 2003 mündete sie in die Unterzeichnung der Städte-Partnerschaftsurkunde zwischen Höchstadt und Krasnogorsk.

Von Anfang an dabei

Daniel Geiger begleitet die 18-jährige Partnerschaft zwischen den Gymnasien Höchstadt und Opalicha bei Krasnogorsk schon fast von Anfang an: 1999 nahm er als Schüler am Austausch teil, der damals von Klaus Strienz geleitet wurde. In diesem Jahr ist er selbst Leiter des Austauschprojekts — in seiner Eigenschaft als Lehrer am Höchstadter Gymnasium. „Der Austausch ist eine tolle Erfahrung“, sagt er. Durch den Alltag bei einer Familie in einem anderen Land bekomme man einen völlig neuen Blick auf die eigene Kultur und Lebensweise.

Für die 19 Schülerinnen und Schüler aus Krasnogorsk steht eine solche Woche voller Eindrücke nun bevor. Im Gymnasium erfahren sie zum Auftakt des Tages zunächst, wie das deutsche Schulsystem funktioniert. Doch am Schulbetrieb selbst werden sie nicht teilnehmen. „Die sozialen Kontakte sollen im Vordergrund stehen“, erläutert Klaus Strienz. Deshalb stehen für die nächsten Tage Ausflüge, zum Beispiel nach Bamberg oder Rothenburg, auf dem Programm.

Heimliches Highlight

Vom Schulgebäude, das bei den russischen Lehrkräften großen Eindruck hinterlässt, geht es zur Polizeiinspektion Höchstadt. Schüler und Lehrer, die bereits zum zweiten oder dritten Mal am Austausch teilnehmen, wissen: Es ist das heimliche Highlight des Tages. Denn hier gibt es viel zu sehen. Oberkommissar Günther Thaler zeigt den jungen Gästen die Polizeiinspektion, während Polizeihauptmeisterin Michaela Rosenthal das Einsatzfahrzeug mit seiner Ausstattung vorführt und die beiden Hafträume im Untergeschoss aufschließt. Hier werden die Jugendlichen sogar eingesperrt — natürlich nur zum Spaß.

Neue Erfahrung

Eine russische Polizeiinspektion hat bisher noch keiner der Gäste von innen gesehen. „Das gefällt ihnen hier immer am besten“, sagt eine Lehrerin, die schon mehrere Gruppen nach Höchstadt begleitet hat. „Verkehrserziehung machen bei uns die Lehrer“, ergänzt Englischlehrerin Alexandra Primachek. Deshalb hört sie interessiert zu, als es um den Fahrradführerschein geht. Ihre Schüler erkundigten sich dagegen nach der echten Fahrerlaubnis. Ob man die auch bei der Polizei bekomme?

„In einer Demokratie ist die Polizei zum Schutz und zur Sicherheit der Bürger da“, erklärt Polizeichef Jürgen Schmeißer seinen Gästen. Sie werde nur auf Basis einer Gesetzesgrundlage oder eines richterlichen Entscheids tätig. Und natürlich müsse sich die Polizei genauso an die Gesetze halten, wie jeder andere Bürger auch — Bestechung dürfe es nicht geben. Mit Hilfe von Dolmetscherin Alina Rustemovna erläutert Schmeißer den jungen Russen, wie das Prinzip der Gewaltenteilung funktioniert. „Dadurch soll Willkür vermieden werden.“ Diese Botschaft konnten alle nachvollziehen. Was Willkür ist, haben die Besucher aus der Partnerstadt beim bangen Warten auf ihre Visa selbst erfahren.

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