Russland mit allen Sinnen erleben

12.10.2015, 11:30 Uhr
Russland mit allen Sinnen erleben

„Das ‚Trio Scho‘ ist mir bereits seit längerem aus Berlin bekannt, lassen sie sich inspirieren und entführen – in die entspannende Atmosphäre eines russischen Kaffeehauses“, riet Erek Mennecke, stellvertretender Vorsitzender des Freundeskreises Höchstadt-Krasnogorsk, zu Beginn des Abends. Um die imaginäre Reise zu einem Erlebnis für alle Sinne werden zu lassen, hatte sich das Team um die Vereinsvorsitzende Sibylle Menzel ordentlich ins Zeug gelegt. Nicht nur, dass die kleinen Sitzgruppen im Maria-Elisabeth-Schaeffler-Saal in slawischen Farben eingedeckt waren. Es gab auch ein reichhaltiges Buffet mit herzhaften Piroschki und traditionellen russischen Leckereien – ebenso wie Tee aus einem eigens von der Martin Bauer Group aufgestellten Samowar. „So eine liebevolle Atmosphäre mit echten Spezialitäten gibt es selten bei einem Konzert. Kosten und genießen sie“, ermunterte dann auch Gennadij Desatnik – Kopf der sonst in Metropolen wie Berlin, Wien oder Paris gastierenden Formation.

Und tatsächlich enttäuschte das ‚Trio Scho‘ auch anspruchsvolle Zuhörer in Höchstadt nicht. Dafür sorgte allein schon der omnipräsente Gennadij Desatnik. Technisch hochbrillant hantierte er mit seinen Instrumenten Gitarre und Violine – wobei er letztere gerne auch wie eine Gitarre spielte. Vor allem aber seine facettenreiche Stimme zog das Publikum in seinen Bann. Diese präsentierte er mal im charmanten Wiener Schmäh eines Peter Alexander, mal mit dem kraftvollen Blues eines B. B. King – stets jedoch in russischer Sprache.

Egal ob bei Wiener Walzer, Foxtrott oder Flamenco – der Band-Leader war stets kongenial unterstützt durch seine beiden Mitstreiter. Diese brillierten, ganz im Stil einer virtuosen Jazz-Combo, auch mit zahlreichen Soli und ernteten dafür immer wieder begeisterten Szenen-Applaus. Für ein unvergessliches Konzerterlebnis sorgte freilich auch das tonmalerische Gesamtbild – wie es wohl nur eine lange eingespielte Filmband gestalten kann. So konnte man bei „Latte Macchiato auf dem Dach“ die sommerabendliche Atmosphäre mit Blick über die funkelnden Lichter Moskaus förmlich riechen. Konnte man da in der Ferne eine Tram-Bahn hupen hören – oder war es doch Valery Khoryshman mit seinem vielseitigen Akkordeon? Die Grenzen verschwammen während des Konzertes. „Wobei wir eigentlich kein Konzert geben. Wir sind ja in einem russischen Kaffeehaus. Stehen sie also ruhig auf, holen sie sich zu essen und zu trinken – und vor allem tanzen sie“, ermunterte Gennadij Desatnik immer wieder.

Eine Einladung der man, ungewohnt für fränkisches Publikum, dann auch immer wieder gerne folgte. So wurde der Samstagabend zu dem, was man sich beim Freundeskreis Höchstadt-Krasnogorsk erhofft hatte. Zu einem interkulturellen Abend unter Freunden.

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