Schloss glänzt in frischen Farben

3.4.2016, 06:00 Uhr
Schloss glänzt in frischen Farben

© Horst Linke

Das riesige Schloss taucht – kommt man aus Richtung Höchstadt oder der A 3 – unvermittelt am Horizont auf und wirkt fast wie aus der Zeit gefallen. Kurfürst und Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn hat es 1711 bis 1718 von den besten Künstlern seiner Zeit, darunter Architekt Johann Dientzenhofer, bauen lassen. Das Gebäudeensemble ist in seiner 300-jährigen Geschichte nie zerstört worden und hat nur einmal im siebenjährigen Krieg leichte Blessuren erlitten.

Schloss glänzt in frischen Farben

© Horst Linke

Die gesamte Anlage ist daher im Originalzustand erhalten und zählt zu den am besten erhaltenen Schlössern seiner Epoche. Natürlich nagt aber der Zahn der Zeit an den Gemäuern. „Es wird eigentlich immer etwas restauriert“, erzählt Antoinette Fehlinger, zuständig für Marketing. Vor vier Jahren startete die letzte große Renovierung, die nun rechtzeitig kurz vor Ostern beendet wurde.

Nachdem zuvor das gewaltige Dach des Haupttraktes, die Grotte und der Marmorsaal restauriert worden waren, kam als letzter Akt der Mittelbau an die Reihe. Aufgrund einer „statischen Instabilität im Dachstuhl“, so Fehlinger, musste man die Arbeiten in Angriff nehmen. „Und weil schon mal ein Gerüst stand, wurde gleich innen und außen alles gerichtet“, erläutert sie weiter.

Der Sandstein außen sei schon ganz grün gewesen, deshalb wurde zunächst die Fassade gründlich gereinigt und wurden schadhafte Stellen vorsichtig ausgebessert. Dabei erhielt etwa die „Treue“, eine der vier steinernen Damen, die das Hauptportal flankieren, eine neue große Zeh.

Nach der Auffrischungskur strahlen die mächtigen Sandsteinquader an der Außenfront jetzt wieder in hellen Tönen. Es wurden auch die zahlreichen Fenster gerichtet, gestrichen und — wo nötig — die Verglasungen und die Bleifassungen restauriert.

Die schwierigste Arbeit aber war im berühmten Treppenhaus im Mitteltrakt zu bewerkstelligen. Die prunkvolle Treppenanlage über drei Etagen hatte einst Lothar Franz von Schönborn persönlich geplant. Für deren Restaurierung musste zunächst ein freischwebendes Gerüst aufgebaut werden, denn die Pfosten konnten natürlich nicht mit Haken oder Schrauben an den wertvollen Wänden befestigt werden, schildert Fehlinger. Daher sei allein der Gerüstaufbau und kürzlich wieder der Abbau eine spannende Sache gewesen.

Doch das Ergebnis macht die Anstrengungen wett: Alle Sandsteine und die zahllosen Figuren im Treppenhaus wurden sorgfältig gereinigt und kleine Risse im Mauerwerk ausgebessert. Das gigantische Deckenfresko in einer Höhe von rund 35 Metern, das einst der Schweizer Johann Rudolph Byss und der Italiener Giovanni Francesco Marchini gemalt haben, wurde ebenfalls sorgfältig gereinigt und kleine Risse geschlossen. Dabei sei man stets bemüht, alles so gut wie möglich im Originalzustand zu erhalten.

Nach Abschluss der Arbeiten können nun wieder Führungen durch das berühmte Treppenhaus angeboten werden. „Letztendlich erstrahlt jetzt alles in seiner ursprünglichen Farbigkeit. Alles wirkt wieder bunter“, freut sich Fehlinger. Über die Kosten der mehrjährigen Restaurierungsarbeiten jedoch wird vornehm geschwiegen. Auf jeden Fall freuen sich alle Mitarbeiter, dass die aufwendigen Baumaßnahmen endlich abgeschlossen sind.

Besucher können das Schloss täglich besichtigen. Daneben gibt es immer wieder öffentliche Veranstaltungen: So versammeln sich am Pfingstmontag, 16. Mai, ab 11 Uhr unter dem Motto „Sachs-Franken-Classic“ zahlreiche Oldtimer im Schlosshof. Am Sonntag, 22. Mai, ist das Schloss im Rahmen des Internationalen Museumstags geöffnet. Vom 27. bis 29. Mai lädt die Ausstellung „Faszination Garten“ in den weitläufigen Schlossgarten ein. Vom 19. Juli bis 14. August wohnen und proben internationale Musikstudenten im Schloss, die abends Konzerte geben. Zum Schluss ihres Aufenthaltes wird im Ehrenhof eine Serenade gespielt und mit einem Feuerwerk furios beendet.

Das 300 Jahre alte Schloss Weißenstein bei Pommersfelden ist für Besucher täglich von 9.30 bis 17 Uhr geöffnet.

Führungen durch das Hauptgebäude mit der imposanten Treppenanlage werden zu jeder vollen Stunde angeboten, die letzte startet um 16 Uhr. Der Eintritt inklusive Führung kostet sieben Euro, ermäßigt sechs, Kinder unter sechs Jahren sind frei.

Mehr Informationen unter www.schloss-weissenstein.de

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