Sprachkundige für Flüchtlinge gesucht

15.8.2014, 17:18 Uhr
Sprachkundige für Flüchtlinge gesucht

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Wie macht man sich einem Arzt im Landkreis verständlich, wenn die Muttersprache Arabisch, Persisch, Serbisch, Russisch, Syrisch, Ukrainisch oder Kroatisch ist? Ein rundes Hundert an Nationalitäten ist in Herzogenaurach vertreten, de facto um die 2500 Personen. Sie sind gefragt als muttersprachliche, ehrenamtliche Begleiter.

Der langjährige Kommunalpoltiker Konrad Eitel erinnert daran, dass das Thema Asylbewerber und Flüchtlingsunterkünfte lange Zeit ein Schattendasein im Bewusstsein der Öffentlichkeit führte. Die Unterkunft für Flüchtlinge in Heßdorf und die Asylbewerber-Unterkunft am Lappacher Weg in Höchstadt, als staatliche Gemeinschaftsunterkunft von Ansbach verwaltet, hatten außer einem Hausmeister keine Betreuung. Erst in der zweiten Amtsperiode des damaligen Landrats Eberhard Irlinger nahmen sich SPD und Grüne des Themas an.

Nachdem inzwischen weitaus mehr Flüchtlinge nach Europa, auch Deutschland gelangen, rief der Landkreis mehrfach auf, Wohnungen anzubieten. Unter anderem wurden dadurch das alte Schulhaus in Hammerbach und das alte Pfarrhaus in Niederndorf zu Flüchtlingsunterkünften. Wie mehrfach berichtet, sollen nach Abriss des Hauses auch Container in der Eichelmühlgasse aufgestellt werden.

Personeller Engpass

Die Flüchtlingsinitiative mit rund 50 Interessierten beim Initiativtreffen in der evangelischen Kirche formierte sich, als klar war, dass auch Herzogenaurach mehr Flüchtlinge als bisher aufnehmen kann und will.

„Wir wollen eine professionelle hauptamtliche und eine ehrenamtliche Betreuung“, fordert Eitel klar. De facto wegen eines Krankheitsfalles sei zurzeit eine Halbtagskraft mit dem Thema betraut, die Flüchtlinge in ihrem Alltag zu unterstützen.

Ferner: Pro Einrichtung sollte es „ein freiwilliges und ehrenamtliches Team geben, in dem jeder sagt, was er einbringt.“

Denn klar müsse engagierten Helfern wie Dolmetschern sein: Da fließt Zeit hinein. Etwa wenn man beim Arzt warten müsse, genauso wie die Person, für den man dolmetscht. Ferner, so die Meinung der Initiative, sollte eine Begrüßung stattfinden, von Ehrenamtlichen wie Hauptamtlichen.

Ein großes Feld sei die Begleitung schulpflichtiger Kinder oder von Kindern, die die Berufsschule besuchen. Zuständig sei in diesem Fall die Berufsschule Fürth mit einer Integrationsklasse. Allgemein das Mega-Thema: Informationsfluss. Konrad Eitel: „Nicht jeder muss das Rad selbst erfinden.“

Dieser Tage kam der Runde Tisch im Landkreis zum Thema Hilfe und Betreuung der Flüchtlinge im Landkreis erstmals mit dem neuen Landrat Alexander Tritthart zusammen.

Beteiligt sind das Ausländeramt, das Sozialamt, Jobcenter, das Schulamt, Bürgermeister der Gemeinden, Caritas und Diakonisches Werk. Hinsichtlich der Sprachintegrationskurse arbeitet der Internationale Bund mit. Vertreten ist auch die Flüchtlingsinitiative. Eitel verdeutlicht noch einmal die Situation der Flüchtlinge. Viele seien auf unglaublichen Wegen nach Deutschland gelangt, über monatelange Aufenthalte in Sammellagern wie Zirndorf strapaziert, ohne Identitätsnachweis, ohne Sprachkenntnis gestrandet.

Das Landratsamt als untere Kommunalbehörde sei zuständig, für Wohnung und Essen zu sorgen. Alles andere gelte als „freiwillige Leistung“. Da sei dezentrale Unterbringung auch ein Faktor, um Stress in Sammelunterkünften zu vermeiden. Manche müssten nach Wartezeiten wieder in ihr Heimatland zurückreisen, weil es als „sicherer Drittstaat“ gilt.

„Willkommen sind Dolmetscher und Helfer. Wir brauchen Fahrräder, Kindersitze für Fahrräder, gebrauchte PCs. Die Menschen wollen mit ihrer Heimat kommunizieren“, fasst Konrad Eitel zusammen.

Für ihn deckt der Artikel 6 des Grundgesetzes, entstanden aus der Verfolgung durch den Nazi-Terror, „das weltweite Problem nicht mehr ab“. Angesichts von 60 Millionen Flüchtlingen weltweit „muss eine Kontingenzlösung her“.

Auch das Zurückschicken von Menschen nach Jahren der Integration sei einem Land, das Fachkräfte sucht, nicht gemäß. Er versteht das Engagement nach jahrelanger Stadtratstätigkeit auch als „ein Stück Friedensarbeit“.

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