Stadtrat: Kritik an Verdichtung in der Reuth

2.12.2017, 07:17 Uhr
Stadtrat: Kritik an Verdichtung in der Reuth

© Foto: Ralf Rödel

Sind die – geschätzt – 1000 künftigen Bewohner In der Reuth gegenüber der Reha-Fachklinik zu viel? Rückt man den Hausbesitzern vor allem an der Gerhart-Hauptmann-Straße mit nebenan geplanten Stadtvillen zu sehr auf die Pelle? Wurden Grundstücksbesitzer In der Reuth – vier Grundeigner hatten diesbezüglich ein Schreiben geschickt – erst durch die Presse vom geplanten Baukonzept informiert?

Dies waren die hauptsächlichen Fragen- und Kritikkomplexe der Ratsopposition, die am Ende mit elf Gegenstimmen den Vorentwurf zum Bebauungsplan "Wohngebiet In der Reuth" ablehnte. Die Änderung des Flächennutzungsplans hingegen Zum "Wohngebiet In der Reuth" und die Aufstellung des Bebauungsplans wurden einstimmig auf den Weg gebracht.

Kristina Vogelsang vom Nürnberger Planungsbüro, die den ersten Entwurf zu einem Bebauungskonzept vorstellte, umriss noch einmal die Komponenten für das Gebiet Reuth:

Eine Mischung von Wohnformen, maximal viergeschossig mit neun Metern Haushöhe plus Staffelgeschoss, zwei Parkhäuser, um den öffentlichen Raum von Fahrzeugen freizuhalten, Kita, Carsharing, E-Ladestellen. Bis zu 450 Wohneinheiten sind im ersten Entwurf vorgeschlagen. Landschaftsplaner Sebastian Klebe zeigte die Bemühungen auf, das Wohngebiet zum Hans-Ort-Ring hin gegen Lärm zu schützen, auch Feldlerche und Goldammer angemessen zu berücksichtigen. Die Ausgleichsflächen können im Gebiet dargestellt werden.

Dies alles seien erste Skizzen, wie auch Bürgermeister German Hacker mehrfach betonte.

Der Entwurf soll noch intensiv öffentlich diskutiert werden. Ein Termin dafür ist bereits anberaumt: 18. Januar 2018 um 19 Uhr im Rathaussaal. Gleichwohl hielt die Opposition mit Bernhard Schwab und Walter Drebinger (CSU), Britta Dassler (FDP) und Manfred Welker (Freie Wähler) die Verdichtung und Versiegelung für zu stark. Auch in der Dr.-Fröhlich-Straße wurde wegen des Arguments der Verschattung noch umgeplant, erinnerte Hacker hingegen.

Kernaufgabe: Wohnraum

Curd Blank (SPD) entgegnete, die Kommune komme einer Kernaufgabe nach, der Schaffung von Wohnraum.

Retta Müller-Schimmel (Grüne) hoffte, dass auch Menschen ohne Auto, Studenten, alte Leute, dort wohnen könnten: "Eventuell könnte man die Stellplatzsatzung aufweichen." Ein Vorstoß, den Schwab ablehnte, dies gehe "an der Realität vorbei".

Beispiele dieser neuen Quartiersplanung seien im Erlanger Röthelheimpark und in Dachau bereits realisiert, informierte Planerin Vogelsang. Bei einer Informationsfahrt will man sich darüber Kenntnis verschaffen.

Zum Vorwurf der Nicht-Information der Grundbesitzer führte der Bürgermeister aus, dieses Vorgehen wurde und werde bei Reihenzach mit sehr vielen Besitzern und bei der geplanten Südumgehung praktiziert.

Von 11,87 Hektar insgesamt im Plangebiet Reuth befinden sich 30 Prozent der Flächen in städtischem Besitz. Auf die 14 Eigentümer mit 21 Adressen – auch Erbengemeinschaften dabei – gehe man demnächst zu.

Einmütige Zustimmung hingegen wurde zum Gebiet Reihenzach an der Nordumgehung mit Stadthallen-Planfläche, mit StuB-Haltestelle, Kita, Park- + Ride-Fläche, durch Lärmschutzwall abgetrenntem Wohngebiet bekundet. Die Planung läuft seit 2004.

Drei Ausgleichsflächen werden in Seukendorf, Taschendorf und Abenberg geschaffen. Der Bach an der Nutzung wird renaturiert, ein Weiher mit dem anfallenden Oberflächenwasser gespeist. Für die SPD bewertete Curd Blank: "Schöne, durchdachte Planung." Für die CSU sagte Bernhard Schwab: "Die Stadtachsen verschieben sich. Gut, dass auch wieder Gewerbeflächen kommen." Die Änderung von Flächennutzungsplan und Bebauungsplan wurde einstimmig beschlossen.

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