Streitkultur lernen: Gymnasien schulen junge Redner

17.1.2019, 18:28 Uhr
Streitkultur lernen: Gymnasien schulen junge Redner

"Soll privates Silvester-Feuerwerk verboten werden?" Oder: "Soll es ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen geben?" Den ganzen Vormittag über diskutierten am Gymnasium in Höchstadt zwölf Mädchen und Jungs das Für und Wider dieser beiden Themen. Am Ende qualifizierten sich Jonas Meyer, Sarina Hilbig, Tina Wozelka und János Hübschmann für die Finalrunde in der Aula. Hier galt es dann das Pro und Contra beim Thema "Soll ein Schulfach praktische Lebensführung eingeführt werden?" gegenüber zu stellen.

Die Teilnehmer des Wettbewerbes kannten die drei Themen und konnten sich zehn Tage lang darauf vorbereiten, recherchieren, sich Argumente Pro und Contra zurechtlegen und üben, denn das wurde erst kurz vor dem Finale ausgelost. Die Regeln des Wettstreits sind streng festgelegt:

24 Minuten dauert das Finale, jeder darf zunächst zwei Minuten seinen Standpunkt darlegen, dann wird 16 Minuten lang diskutiert und am Ende kann jeder eine Minute lang seine wichtigsten Argumente nochmals zusammenfassen. Die Jury aus zwei Lehrkräften und drei Schülern steuert per Tischglocke das Geschehen, das in Höchstadt die Lehrkräfte Claudia Leupold-Neubauer und Heike Flemming zusammen mit weiteren Kollegen sorgsam organisiert haben.

Streitkultur lernen: Gymnasien schulen junge Redner

© Foto: André De Geare

Schon geht es los: Jonas muss Pro Schulfach argumentieren, er schlägt vor, es ab 2023 einzuführen und in die Bereiche: Geld, Haushalt, Ernährung zu gliedern. Tina sieht viele Probleme: Man bräuchte neue Lehrer, neue Bücher, neues Lernmaterial und neue Küchen? Ihr Fazit: Die Schule soll nur die Grundlagen schaffen, sodass sich die Schüler vieles selbst erarbeiten können.

Sarina greift ihre Argumente auf und hält dagegen, die Schule sollte Kinder praktisch aufs Leben vorbereiten: "Es bringt doch nichts, wenn man ein Gedicht in vier Sprachen übersetzen kann, aber nicht weiß, wie die Waschmaschine funktioniert?" Doch János findet, die Schule könne nicht für alles verantwortlich sein. Tina meint schließlich, die Jugendlichen sollten sich selbst weiterbilden und sich per YouTube und Google informieren.

Wortreich, sachlich und fair werden die Argumente ausgetauscht. Am Ende hat es die Jury schwer, einen Sieger zu ermitteln: Ausdrucksfähigkeit, Fachkenntnis, Gesprächsführung und Überzeugungskraft müssen bewertet werden. Die Wahl fällt schließlich auf Tina Wozelka, auf Platz zwei landet Sarina Hilbig. Beide werden im Februar zum Regionalentscheid in Neustadt / Aisch fahren.

Dahin entsandt werden vom Gymnasium Herzogenaurach auch David Hestermann (Platz 1) und Annabel Wächter (Platz 2), die im Wettstreit mit Emelie Mitzenheim (Platz 3) und Anna Schmitz (Platz 4) als beste Debattanten von einer Jury aus Schlülern, Lehrern und Eltern eingestuft wurden.

Zeitumstellung beenden?

Die vier Herzogenauracher Neuntklässler, die als Klassensieger nach einem Reden-Marathon in den Klassenzimmern aufs Podium in der Aula traten, befassten sich mit der Streitfrage: "Soll in der Europäischen Union die Zeitumstellung beendet werden?"

Für "Pro", also die Beibehaltung einer kontinuierlichen Zeit, argumentierten Anabel Wächter und Emelie Mitzenheim mit Stellungnahmen wie: "Leben gegen die innere Uhr, Konzentrationsschwierigkeiten," Phänomenen des Jetlags. Der angenommene Energiespareffekt sei nicht gegeben, denn morgens muss länger geheizt werden. Dass die Zeitumstellung "schon ihren Sinn hat", vertraten hingegen David Hestermann und Anna Wächter – die allerdings wegen eines kleinen Schwächeanfalls vorzeitig aus der Runde der Debattanten ausschied.

Die beiden Schülerinnen auf der Contra-Seite führten ins Feld, 28 Länder der Europäischen Union müssten sich dann auf eine dauerhafte Sommer- oder Winterzeit einigen. Eine einschlägige Internet-Umfrage, die eine Mehrheit fand für die dauerhafte Einführung der Sommerzeit ergab, fußte auf lediglich 4,6 Millionen Teilnehmern, davon zwei Drittel Deutsche. Eine Umfrage unter Spaniern oder Griechen brächte womöglich ein völlig anderes Ergebnis.

Längere Sommertage ermöglichten überdies Freizeitaktivitäten, führten zu mehr Lebensqualität und auch Gesundheit. Bestimmte Berufsgruppen wie Bauarbeiter, so David, hätten Nachteile durch morgendliche Dunkelheit, auch der Schulweg müsste ohne Sommerzeit im Dunkeln bewältigt werden. Dass es in einer solchen Debatte nicht nur um treffende Argumente geht, sondern auch darum, vor einem großen Auditorium nicht den Faden zu verlieren, machten die engagierten Vorträge aller Schüler deutlich. Ebenso dies: Bei besseren Argumenten der Gegenseite kann man auch einmal seine Ansicht ändern.

Dies bekundete die Schülerin Emelie Mitzenheim nach Debattenschluss.

Schulleiter Norbert Schell lobte die engagierten Redner und scherzte: "Wir bringen euch Sachen bei, die ihr gegen uns verwendet." Organisiert hatte den Reden-Marathon Deutschlehrer Stefan Regenfuß.

 

 

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