Theater Kuckucksheim: Wenn der Feenkönig fränkelt

3.5.2015, 16:28 Uhr
Theater Kuckucksheim: Wenn der Feenkönig fränkelt

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Immerhin hatte die Bühnenmagie drinnen ausgereicht für stürmischen Applaus. Der Sommernachtstraum, Shakespeares schwereloses Festspiel über die Liebe und die Brunst, ist zwar unsterblich, aber Helmut Haberkamms Übersetzung in fränkischen Dialekt hat ihm trotzdem ganz neues Leben eingehaucht, irdisches Leben.

Es hat jedenfalls herrlich funktioniert bei der Vorpremiere dieser neuesten Produktion in Stephan Kügels Theater — die eigentliche Premiere ist am 13. Mai auf dem Erlanger Figurentheater-Festival. Das liegt an der Sprachkunst Haberkamms, der zwar Shakespeares Verse in einen anderen Rhythmus fasste, aber eben in einen Rhythmus: mit Silben-Triolen, Stabreimen und sogar den Shakespeare-typischen gereimten Couplets. Nur erdiger.

„Puck“ und „Boogie“

Zudem hat das Fränkische den Vorteil, dass sich „Puck“ fast ausspricht wie „Boogie“. Und schon ist Musik drin, ein starkes Element in dieser Produktion. Geschrieben hat sie ein Freund des Hauses, Dietmar Staskowiak. Wer hätte gedacht, dass Winni Wittkopps Blues-Gitarre die enttäuschte Liebe Helenas zu Demetrius so treffend spiegelt und eine Steel Guitar so sphärisch in Oberons und Titanias Feenreich passt?

Masken — von Lisa Palesche — für die Geister der Nacht, Tischpuppen — von Frauke Lehmann-Hößle — für die von ihnen verwirrten und erotisierten Hermia, Helena, Demetrius und Lysander, richtige Menschen — Stephan Kügel, seine Söhne Benjamin und Lukas Seeberger und Winni Wittkopp — als die wackeren Handwerker, als Herzog Theseus und Hippolyta, dessen Amazonenbraut: Die Spielebenen sind optisch sauber gegliedert. So können sie sich unter Jürg Schlachters Regie auch publikumswirksam inhaltlich durchweben.

Dass die Spieler musikalisch sind, voller Energie agieren, sicher auf dem Grat zum Klamauk balancieren, ohne abzustürzen, in einem genial einfachen Bühnenbild bester Kügel-Schule, macht den fränkischen Sommernachtstraum einfach traumhaft.

Nicht zu vergessen einige Feinheiten: Zettel, die vorübergehend eselsköpfige geltungssüchtige Rampensau, ist nicht, wie bei Shakespeare, ein Weber. Haberkamm macht ihn zum Raumausstatter. Welchen Franken der Dichter damit wohl meint?

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