Trotz mancher Hürden: „Ja, ich mache es gern“

19.8.2014, 09:00 Uhr
Trotz mancher Hürden: „Ja, ich mache es gern“

© Maria Däumler

Stefan Himpel hat so gar nicht die typische Bürgermeister-Biografie: Er ist weder im Ort geboren, noch jahrzehntelang politisch aktiv. Er ist in Erlangen aufgewachsen, mit 17 Jahren ging er zur Polizei nach Nürnberg. Nach verschiedenen Stationen baute er 1983 für seine Familie ein Haus in Höchstadt.

Das Schicksal hat ihn dann nach Lonnerstadt verschlagen. 1988 ist er in das 2000-Seelen-Dorf zu seinem Bruder gezogen, nachdem seine Frau gestorben war und er mit drei kleinen Kindern alleine dastand. Durch Zufall lernte er seine jetzige Frau Ruth kennen, als er seine jüngste Tochter in den Kindergarten brachte — sie war die Leiterin der Einrichtung.

Himpel besuchte ab 1995 die Beamtenfachschule und wechselte zur Kripo. Seit 2004 ist er beim Staatsschutz in Nürnberg tätig. Erst 2002, als die jüngste Tochter außer Haus war, wurde der Kriminalhauptkommissar politisch aktiv — und zwar bei den Freien Wählern. „Ich bin gleich in den Gemeinderat gewählt worden und wurde einstimmig zum zweiten Bürgermeister gemacht“, erzählt er rückblickend.

2008 kandidierte er schon einmal für das Bürgermeisteramt, allerdings erfolglos. Theo Link blieb Chef der Gemeinde, Himpel weiterhin sein Stellvertreter. Nach diversen krankheitsbedingten Vakanzen übernahm Himpel dann im November 2012 kommissarisch das Amt des Bürgermeisters. Seither führt er quasi die Gemeinde.

"Das kommt nicht gut"

An die Wahl im März denkt Himpel mit gemischten Gefühlen. Trotz seiner Amtserfahrung wurde der 58-Jährige nur mit der knappen Mehrheit von elf Stimmen in die Position gewählt. Ein Grund dafür könnte ein uralter Rechtlerstreit (wir berichteten mehrfach) sein, der schon seit Jahrzehnten den Gemeinderat beschäftigt, in dem auch viele der betroffenen Rechtler sitzen.

„Ich hatte nun den Auftrag vom Landratsamt, dass ich die Sache bereinigen sollte.“ Dazu ist sogar ein Prozess gegen die Kirche nötig, ein Verhandlungstermin war ausgerechnet kurz vor der Kommunalwahl. „Das kommt nicht gut“, weiß Himpel, der von Amts wegen aber zu dieser Vorgehensweise gezwungen war. „Gern habe ich das nicht gemacht.“ Er hofft, dass bald nun ein Urteil gefällt wird, damit dieser hoch komplizierte Fall, der vier dicke Ordner füllt, beendet wird und endlich Ruhe einkehrt.

Der Rechtsstreit habe das Klima im jetzigen Gemeinderat verändert. „Die Diskussionen dauern länger, die Themen werden kritischer hinterfragt“, sagt der Bürgermeister. Manchmal könnte man schon alles hinschmeißen, gesteht er, „aber im Endergebnis ist das ein angenehmer Beruf, den ich gern mache“. Vor allem die Trauungen seien „was sehr Schönes“.

Stefan Himpel ist als Bürgermeister ehrenamtlich tätig — Montag und Freitag und wenn er halt benötigt wird. „Die Stunden zähle ich lieber nicht.“ Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ist er Kriminalhauptkommissar. Weil sein Dienststellenleiter so verständnisvoll war, konnte er seine Stunden reduzieren. „In zwei Jahren geh ich in Pension, dann habe ich mehr Zeit für die Gemeinde.“

Viele Projekte warten

Einige Großprojekte stehen in Lonnerstadt in nächster Zeit an: So ist die Baugenehmigung für fünf Windräder erteilt, der Baustart für Frühjahr geplant (wir berichteten). Ein weiteres Thema sei die Sanierung des Kleebauernhauses, in dessen Erdgeschoss das Heimatmuseum untergebracht ist. In der Verfügungswohnung für Obdachlose darüber lebten „Anhänger des Gurus“, die allerdings ausziehen würden, so Himpel. Das Sanierungskonzept für das denkmalgeschützte Haus sei „die nächste Herausforderung“.

Neugegründet wurde in Lonnerstadt eine Arbeitsgruppe, die sich um die Altort-Sanierung kümmert und vor allem Lösungen suchen soll, wie leerstehende Häuser wieder belebt werden können. Im Gemeinderat wurden ebenfalls zwei neue Ausschüsse gebildet: Einer ist für Infrastruktur, Bau, Gewerbe und Interkommunale Zusammenarbeit zuständig und einer für die Dorfentwicklung. Auch wenn die Arbeit im Gemeinderat gerade ein bisschen schwierig ist, freut sich Stefan Himpel über das „wahnsinnig intakte“ Vereinsleben: „Wir haben über 20 Vereine und bei der 1100-Jahr-Feier im Jahr 2010 haben alle zusammengeholfen.“ Von der Feuerwehr bis zu Line-Dancern — sei alles im Dorf vertreten.

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