Veni, vidi, vici — Kaiser kehrt im Triumphzug zurück

30.3.2014, 20:37 Uhr
Veni, vidi, vici — Kaiser kehrt im Triumphzug zurück

© Uwe Mühling

Aber was war denn eigentlich geschehen? Die stark dezimierten 1. Regionalliga-Basketballer der TSH, die ohne das Centertrio Monty Rogers, Ali Awarke und Toni Donhauser – dafür aber unerwartet mit dem ursprünglich auch auf der Absentenliste stehenden Mike Kaiser – auskommen mussten, fuhren eigentlich aussichtslos zum Tabellendritten, der aus dem Vollen schöpfen konnte.

Keiner der etwa 650 Zuschauer (und auch die Akteure beider Mannschaften) hätten einen Pfifferling auf die Aurachstädter gegeben. Doch diese zeigten, was eine Mannschaft mit Herz, Leidenschaft und absoluter Spielfreude so alles bewirken kann. Denn obwohl sie fast das komplette Spiel im Rückstand lagen, ließen sich die Longhorns nie abschütteln, drehten das Spiel am Ende zu ihren Gunsten und sicherten damit ihren sechsten Platz ab.

Die Herzogenauracher erwischten einen guten Start und kamen durch den akrobatisch agierenden Markus Person zu Punkten, der sich schlangengleich durch die gegnerischen Reihen durchwand. Die Gastgeber hielten aber auch gut dagegen und kamen durch „Kampfkoloss“ Volker Lang (16 Punkte) zum Erfolg. Nach fünf Minuten stand es dann 10:10. Fortan verloren die Herzogenauracher aber etwas den Rhythmus in der Offensive und die Treuchtlinger konnten sich durch den wie wild anstürmenden Tim Eisenberger (15) auf 18:13 absetzen. Der 1,95 Meter große Eisenberger schnappte sich hinten den Rebound, nahm dann Tempo auf, durchbrach mit Höchstgeschwindigkeit die erste Verteidigungsreihe der Longhorns und vollendete dann meist gegen gleich mehrere Kontrahenten.

Das zweite Viertel war nun wieder ausgeglichener. Der alles überragende Derwisch Mike Kaiser, der stolze 32 Punkte und zwölf Rebounds auflegte, hielt die Seinigen durch Fast-Break-Basketball vom Feinsten im Spiel und schloss bei seinen blitzschnellen Zügen zum Korb traumwandlerisch sicher ab. Die Treuchtlinger trafen jetzt allerdings besser aus der Dreipunktdistanz, allen voran der starke Peter Maischak (24) und dieser brachte die Treuchtlinger bis zur Pause mit 37:28 in Front.

Die allgemeine Meinung in der Halle war nun, dass das Spiel jetzt zu einer einzigen Siegesfeier für die Treuchtlinger werden würde. Aber die Longhorns dachten nicht im Traum daran, das Schlachtvieh zu geben und legten einen Husarenritt vom aller Feinsten hin. Sie kamen explosiv aus der Kabine heraus und binnen zwei Minuten war der Rückstand egalisiert. Julian Patton, Christian Imberi und Benni Aumeier sorgten für die Punkte, und hinten hielten Peter Simon und Adrian Dlugosch den eigenen Korb frei von jedweden Scoringversuchen ihrer Kontrahenten.

Doch Treuchtlingens Trainer Stefan Harlander nahm nun eine Auszeit und brachte die Seinigen wieder mit dem Kopf aufs Spielfeld, der ihrem Spiel zuvor etwas gefehlt hatte und so schlugen diese mächtig zurück. Sie spielten eine extrem aggressive Defense, und die TSH musste die Gastgeber bis zur Viertelpause erneut auf 61:52 davonziehen lassen.

Aber die Longhorns ließen sich vom erneuten Rückschlag nicht frustrieren, sondern kamen umso stärker ins vierte Viertel. Kaiser zeigte jetzt seine Extraklasse und ließ sich auch von harten Fouls und mehreren Gegenspielern nicht von der Lust am Punkten abbringen. Dazu fasste sich Markus Person nochmal ein Herz und warf seine 75 Kilo Lebendgewicht ins Spiel, eroberte sich etliche Offensivrebounds und verwandelte diese in Punkte. Der deutlich massivere Adrian Dlugosch tat es ihm gleich und fünf Minuten vor Schluss waren die Herzogenauracher auf 62:67 dran.

Plötzlich passierte Erstaunliches. Bei den Treuchtlingern ging absolut gar nichts mehr zusammen, Benno Schüpferling netzte hingegen einen weiten Zweier ein, Patton schussterte einen Korbleger rein und Kaiser machte einfach mit dem weiter, was er schon das ganze Spiel machte. Und so glichen die Aurachstädter zwei Minuten vor Spielende aus, setzten sich bis 1:15 Minute vor Schluss auf 77:72 ab. Die Treuchtlinger versuchten durch schnelle Dreipunktwürfe noch mal das Spiel zu drehen und hatten eine Sekunde vor Schluss sogar noch mal die Chance zum Ausgleich, verwarfen aber. Die TSHler lagen sich überglücklich und total erschöpft in den Armen, sangen, stießen Jubelschreie aus und feierten den verdienten Erfolg.

Co-Trainer Frederik Simon, der diesmal hauptsächlich das Coachen übernahm, war überwältigt: „Solch ein Spiel habe ich selten erlebt. In diesem Hexenkessel und gegen eine topmotivierte Mannschaft anzutreten, selbst stark dezimiert zu sein und trotzdem zu gewinnen – unglaublich! Das spricht für unsere Mannschaft, die trotz der zuletzt harten Zeit zusammengehalten und sich nicht aufgegeben hat. Das Spiel wurde von beiden Seiten extrem hart geführt, aber jeder von uns hat seinen Teil beigesteuert. Ich glaube, dass wir mit all den heute entstandenen blauen Flecken eine ganze Hauswand anmalen könnten.“

VfL-Trainer Harlander fand das Ganze weniger großartig, im Gegenteil: „Ich bin schwer enttäuscht und das nicht mal so sehr, weil es gegen Herzogenaurach war. Die TSH hat sich in die Zone gestellt und wir wa-ren nicht in der Lage, sie dort zu fordern und unsere körperlichen Vorteile zu nutzen.“

Longhorns: Kaiser 32, Buniatian, Schüpferling 2, Simon, P. 1, Person 14, Patton 10, Aumeier 2, Imberi 8, Dlugosch 11.

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