Viel Schatten gegen das Schlusslicht

12.4.2015, 19:54 Uhr
Viel Schatten gegen das Schlusslicht

© Fotos: Dietmar Goblirsch

„Es ist, egal auf welchem Niveau und in welcher Sportart, ganz schwierig, eine Mannschaft zu 100 Prozent zu motivieren, wenn es gegen den Tabellenletzten geht. Das ist uns so gegangen – und dann kann man eben den Schalter nicht einfach so umlegen“, kommentierte Coach Angelos Plantzas die phasenweise lust- und planlose Darbietung seiner Schützlinge.

Viel Schatten gegen das Schlusslicht

Die hatten ganz schnell 5:0 und 10:3 geführt und waren dann offenbar der Meinung, man könne das Schlusslicht ein wenig vorführen. Doch ohne einen angestammten Spielmacher – das Comeback von Markus Person zerschlug sich erneut, er wird wohl auch zum Saisonfinale bei seinem Ex-Verein Ansbach passen müssen – fand das Team vorne nie in seinen Rhythmus.

Und in der Defensive, sonst ihre größte Stärke – fanden die Longhorns einfach keine Einstellung gegen einen Gegner, der trotz nur eines Sieges in 24 Spielen munter und selbstbewusst mitzockte. So kamen die Gäste, bei denen am Ende immerhin fünf Akteure zweistellig punkteten (nur der vermeintliche Star Miroslav Ljoljic war ein Ausfall) immer näher heran und lagen nach dem ersten Viertel nur mit 18:19 zurück.

Als Emanuel Prediger mit einem krachenden Dunking den zweiten Durchgang eröffnete, war das der Auftakt für ein Hin und Her, das allerdings auf überschaubarem Niveau stattfand. Peter Simon, Longhorn der ersten Stunde, fand zur Halbzeit treffende Worte: „Das war gerade einmal Bayernliga.“ Also zwei Klassen niedriger als auf dem Papier.

Nach einem „vogelwilden“ Dreier des quirligen Dachauer Spielmachers Samuel Scheurich, unter Zeitdruck fast von der Mittellinie abgefeuert, ging es mit 34:35 in die Kabinen, selbst die treuesten unter den 250 Herzogenauracher Fans murrten, dass das doch recht wenig gewesen sei – zumal es vorher geheißen hatte, man wolle sich würdig vom eigenen Publikum verabschieden.

Nach dem Seitenwechsel wurde es zunächst aber nicht besser. Das Kellerkind baute seine Führung auf bis zu fünf Punkte aus, ehe Plantzas in seine Trickkiste griff und in der Abwehr eine 1-3-1-Zone spielen ließ, die Dachau aus dem Tritt und seinem Team endlich ein paar Ballgewinne und einfache Körbe brachte. Entscheidend waren letztlich 91 Sekunden, in denen die TSH einen 45:46-Rückstand in eine 55:46-Führung (Viertelende 57:48) verwandelte – auch weil sich Spurs-Akteur Marco Hillebracht erst ein normales und dann ein Technisches Foul einhandelte.

Da zeigte sich die individuelle Klasse von Ryan DeMichael und Mike Kaiser, die zuvor ebenfalls nicht immer fokussiert schienen. Und auch Toni Donhauser und Benno Schüpferling, die angeschlagen in die Partie gegangen waren, konnten sich noch einmal aufraffen – ebenso der Tscheche Jan Koranda, für den die Devise gilt: Hopp oder top – das einfache Spiel ist weniger seine Sache.

Nun schien der Wille des Schlusslichts, doch noch einen zweiten Saisonsieg (nach dem im Hinspiel gegen die Longhorns) zu landen, gebrochen zu sein. Richtig knapp wurde es eigentlich nicht mehr, dennoch sorgten die Hausherren mit ungewohnt vielen unkonzentrierten Aktionen dafür, dass Dachau bis eine Minute vor Schluss noch am Erfolg schnuppern durfte.

Plantzas war dementsprechend kritisch: „Wir haben uns heute kaum an taktische Vorgaben gehalten und wirklich nicht gut und schlau gespielt.“

Zum Pflichtsieg reichte es trotzdem – und im Idealfall kann sogar noch ein einstelliger Tabellenplatz herausspringen. Dazu muss aber ein Sieg im Derby bei den punktgleichen Ansbach Piranhas her. Mit der Leistung vom Samstag wird man da aber nichts reißen. Aber die Longhorns waren heuer immer dann am stärksten, wenn man ihnen nichts zugetraut hatte. Und da war ein Gegner wie Dachau einfach „unangenehm“. Denn Favorit waren die TSH-Korbjäger spätestens ab Rückrundenstart nicht mehr gewesen . . .

Longhorns: Hüttel 3/1, Patton, Kaiser 19, F. Simon, Koranda 10/2, Donhauser 14/1, Schüpferling 7/1, Buniatian 1, DeMichael 26/2.

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