„Völlig normaler Hovawart“

3.7.2015, 15:42 Uhr
„Völlig normaler Hovawart“

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Die ausführliche Stellungnahme des Hundebesitzers ist im Anhang zu lesen.  Darin schildert der Hundehalter zwei Fälle, in denen besagter Hovawart — eine als Haus- und Hofhund gezüchtete Rasse — schon früher Menschen gebissen hatte, aus seiner Sicht. Nicht den jüngsten Fall aus der Bahnhofstraße, da dieses Verfahren noch laufe.

Der Halter führt auch ein im Zusammenhang mit den früheren Vorfällen erstelltes Sachverständigen-Gutachten an (wir berichteten). Dieses hatte ihm die Stadt Herzogenaurach zur Auflage gemacht. Das Gutachten bescheinige seinem Vierbeiner, ein „völlig normaler Hovawart ohne Auffälligkeiten“ zu sein.

In seiner Darstellung gibt der Halter den Opfern der Hundeattacken jeweils ein gewisses Maß an Mitschuld durch fahrlässiges Verhalten bzw. ständiges Ärgern des Tiers. Er fordert schließlich die Leser auf, sich ihre eigene Meinung über die Gefährlichkeit seines Hunds zu machen.

Wir nehmen ihn beim Wort und geben diese Aufforderung an die Leser weiter. Lassen Sie uns Ihre Meinung zukommen, per E-Mail (redaktion-herzogenaurach@pressenetz.de) oder Fax (0 91 32) 78 01 20. Kommentarmöglichkeit auch auf der Homepage www.nordbayern.de/herzogenaurach und auf Facebook.

Hier die Stellungnahme des Hudnehalters im  Wortlaut:

 

HERZOGENAURACH — Als Hovawart ohne Auffälligkeiten stellt der Halter den Hund dar, der dieser Tage in der Bahnhofstraße eine Frau gebissen hat. Wie berichtet, war dies das vierte Mal, dass das Tier Menschen verletzt hat. Hier die Darstellung des Halters im Wortlaut.
Begonnen hat das Ganze im März 2014. Da war mein Hovawart-Rüde Chicco bereits fünf Jahre alt und es war bis zu diesem Zeitpunkt zu keinerlei Zwischenfällen gekommen.
Am besagten 14. März 2014 waren meine Frau und ich in unserem Garten direkt hinter unserem Haus. Ich wollte gerade mit dem Fahrrad den Garten verlassen, als ich sah, dass die Lebensgefährtin des Klaus B. (Name von der Redaktion geändert) sich unserem Grundstück auf der dahinter liegenden Wiese, die kein offizieller Gehweg ist, näherte. Sie war in Begleitung von Paul einem großen Jagdhund der ihrer Enkelin gehört.
Frau P. wusste zu diesem Zeitpunkt ganz genau, dass Paul und Chicco keine Freunde sind. Ungeachtet dessen und obwohl ich ihr mehrmals zugerufen hatte, dass sie von dem Zaun mit Paul weggehen sollte, lief sie geradewegs auf unserem Zaun zu. Das brachte Chicco, der sich ja innerhalb des Gartens befand, auf 180. Obwohl Frau P. sah, dass sich beide Hunde aufs heftigste anbellten, hielt sie es nicht für nötig, Paul vom Zaun wegzugehen.
Jeder verantwortungsvolle Hundeführer würde schon gar nicht an den Zaun herantreten.
Es könnte natürlich auch sein, dass Frau P. zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr zurück konnte, weil sie die Kontrolle über den 35 Kilo schweren Jagdhund bereits verloren hatte.
Chicco indes setzte sein Gewicht ein und stieß heftig gegen den Maschendrahtzaun. Der gab an einer Stelle ein wenig nach und so kam mein Hund durch den Zaun und lief geradewegs auf Paul zu. Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Hunden. Die Behauptung des Herren Klaus B. dass mein Hund Frau P. sechsmal gebissen hat entspricht nicht der Wahrheit.
Tatsache ist, dass sich Frau P. Innerhalb der wenigen Sekunden, die die Auseinandersetzung beider Hunde gedauert hat, aktiv eingemischt hat, indem sie mit der bloßen Hand zwischen die Zähne der beiden Hunde hineingegriffen hat. Welcher Hund ihr tatsächlich die Bisswunden zugefügt hat, kann nicht abschließend geklärt werden.
Außerdem weiß doch schon jedes Kind, dass man sich bei solchen Auseinandersetzungen zweier Hunde nicht, beziehungsweise nicht sofort einmischt um die Hunde zu trennen. Für diese Ausführungen habe ich natürlich meine Frau als Zeugin, die persönlich anwesend war.
Die Erklärung, das ein Hovawart ein Hirtenhund ist, ist auch nicht richtig. Der Sachkundige weiß, dass der Hovawart gezüchtet wurde und wird, um Haus und Hof zu beschützen.
Hovawart kommt aus dem altdeutschen und bedeutet „Hofwächter“. Sie sind außerdem sehr liebevolle Familienhunde, was bei unserem Hund ebenso ist.
Was die beiden Kinder aus der Nachbarschaft angeht, so hatten die Kinder in den ersten vier Lebensjahren unseres Hundes häufig Kontakt zu ihm. Sie haben sogar das Grundstück ohne unsere Erlaubnis betreten um mit dem Hund zu spielen. Das Mädchen hat sogar mit einem Stock nach unseren Hund geschlagen, ohne dass dieser ihr deshalb etwas getan hätte.
Aber wegen ihrer fehlenden Kenntnis im Umgang mit Hunden haben wir den Kindern den Kontakt zu unserem Hund verboten. Daraufhin hat sich die Einstellung gegenüber uns und unserem Hund grundsätzlich geändert. Fortan wurde mein Hund von den Nachbarskindern geärgert und wurde zum Bellen animiert. Sie haben sogar noch andere Kinder an unser Gartentor mitgebracht um ihnen zu zeigen wie der Hund bellt. Wir haben daraufhin unser Gartentor ums doppelte erhöht.
Wenn man ein Tier ständig ärgert ist das nicht ungefährlich. Ein Tier (Hund) vergisst so ein Handeln nicht. So kam es, dass der Hund bei einer sich ihn bietenden Gelegenheit beim Vorbeigehen die Chance nutzte und zuzwickte. Es handelte sich dabei in beiden Fällen um kleine Zwicker und keinesfalls um einen Hundebiss. Ich kann das behaupten, weil ich die Druckstellen persönlich gesehen habe. Die tiefe Wunde nahe der Hoden war tatsächlich ein blauer Fleck der nicht geblutet hat. Dass man Monate später noch etwas davon sieht ist sehr unwahrscheinlich.
Aufgrund dieser Vorfälle erhielt ich die Auflage von der Stadt Herzogenaurach ein Gutachten von einer öffentlich bestellten und beeidigten Sachverständigen erstellen zu lassen. Das Ergebnis in Kurzform, da es sehr ausführlich ist: Mein Hund ist ein völlig normaler Hovawart ohne Auffälligkeiten.
Dieses Gutachten liegt sowohl der Polizei und der Stadt Herzogenaurach vor. Jetzt kann sich jeder seine eigene Meinung bilden bezüglich einer „tickenden Zeitbombe.“
 

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