Von Biengarten über Peking nach Rio

13.4.2015, 17:23 Uhr
Von Biengarten über Peking nach Rio

© Edgar Pfrogner

Seit 2009 besteht die Partnerschaft mit dem sogenannten Top-Team (anfangs noch unter dem Dach des TSV), und alljährlich im Frühjahr trifft man sich zur Bilanz und zur Vertragsverlängerung, doch diesmal war selbst Reinhard Lugschi, Vorstandsvorsitzender des Geldinstituts, überrascht davon, wie professionell es inzwischen bei der Truppe von Cheftrainer Markus Mönius zugeht.

Denn der verkündete, dass bei seinem Aushängeschild Martin Grau alle Planungen eigentlich schon für das Jahr 2016 ausgerichtet sind: für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Selbst die Weltmeisterschaft in diesem Jahr, Ende August in Peking, sei eher eine Zwischenstation. Das Ass aus Biengarten, das vergangenen Sommer durch Spitzenplätze bei der Team-Europameisterschaft, bei der DM und einen beherzten Auftritt bei der Europameisterschaft den Durchbruch über die 3000 Meter Hindernis bei den Erwachsenen geschafft hat, investiert derzeit sehr viel, um sein großes Ziel zu erreichen.

Als Soldat der Bundeswehr-Sportförderkompanie (in Oberhof stationiert) ist er quasi Vollprofi. Gerade einmal 14 Tage ist er zurück vom Höhentraining in Flaggstaff, da fliegt er am Donnerstag schon wieder zum zweiten Zyklus nach Arizona.

Das Trainingspensum ließ nicht nur Landrat Alexander Tritthart, Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, schlucken. Der joggt seit einiger Zeit, um sich fit zu halten („leider meist nur einmal die Woche“) und erfuhr, dass Martin Grau in solch einem Trainingslager bis zu 175 Kilometer wöchentlich rennt – Aquajogging, Radfahren und Krafttraining kommen noch dazu.

Für den Hobbysportler kaum vorstellbar: Drei Tagen mit intensiver Belastung folgen nämlich drei Tage mit „Entlastung“. Letzteres bedeutet ein Pensum von bis zu 25 Kilometern, die immerhin nicht im höchsten Tempo gelaufen werden müssen . . .

Selbst ein „Laufverrückter“ wie Martin Grau muss da schon mal auf die Zähne beißen, wie er zugibt. Aber für eine Olympiateilnahme muss man sich eben auch quälen. Bei 8:24,29 Minuten liegt seine Bestzeit, 8:24 ist die Norm für die WM in Peking, 8:23 die für Rio. „Das klingt nicht viel, aber auf diesem Niveau ist jede Zehntelsekunde Verbesserung mit großem Aufwand verbunden“, so Mönius.

Der bezeichnet Graus internationale Erfolge als das „Sahnehäubchen“ auf das großartige LSC-Jahr 2014. Die Podestplätze füllen eine dicht beschriebene DIN A4-Seite – Bezirks- und Kreistitel listet der Erfolgstrainer gar nicht mehr auf. Und es gebe eben nicht nur einen Martin Grau.

„Mit dem Herzen bin ich besonders bei den Staffeln dabei, weil Mannschaftserfolge einfach noch schöner sind“, so Mönius. Und auch wenn sich Martin Grau für den Profisport entschieden habe, gelte der Respekt des Trainers mindestens genauso dessen Team-Kollegen. „Die stehen ihren Mann im Beruf oder im Studium – durchgängig mit glänzenden Noten – und schaffen es trotzdem, acht bis zehn Mal in der Woche zu trainieren, weil sie diese Gruppe am Leben erhalten wollen, die sie seit der Schülerzeit verbindet. Auch privat sind die Jungs echte Freunde und halten zusammen“, lobt der Trainer.

Ebenso erfreulich: Im LSC reifen derzeit die nächsten Talente heran – eine Gruppe von 14- und 15-jährigen Mädchen sorgt im Sprint für Furore. Ein Zeichen dafür, dass Mönius und seine engagierten Übungsleiter vielseitig sind. Der Chefcoach hat dank Martin Graus internationaler Erfolge ebenfalls noch einiges dazu lernen müssen: zum Beispiel, wie man Laktatwerte und Vorleistungen eines Läufers zum idealen Trainingsbetrieb auf 2000 Meter Höhe umrechnet.

All diese Erfolge kosten auch Geld. Und daher bedankte sich Mönius beim Sponsor artig: „Für diese vielen Fahrten, Übernachtungen, Startgelder ist die Hilfe der Sparkasse sehr willkommen.“ Denn im Gegensatz zu selbst drittklassigen Fußballern ist mit Leichtathletik eben nur für einige wenige Weltstars wirklich Geld zu verdienen.

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